Moses Pelham, Curse und Die P folgten Niko Backspins Einladung, sich für den guten Zweck auf die Wurzeln des Hip Hop zurück zu besinnen.
Hamburg (dük) - In Würde zu altern, fällt Rappern nicht immer leicht. Während die jüngere Generation in Person von Luciano, T-Low und Pashanim die Charts stürmt, muss die Altersgruppe 40+ schauen, wo sie bleibt.
Als Hauptdarsteller in der eigenen Seifenoper wie Bushido oder lebendes Meme wie Fler zu enden, sind allerdings nicht die einzigen Optionen. Ein anderer Beitrag, den Hip Hop-Veteranen leisten können, ist die Rückbesinnung auf die Wurzeln der Subkultur: Genau das haben Moses Pelham, Curse und Die P am Freitagabend in der Hamburger Elbphilharmonie getan.
Die Veranstaltung in einem der bedeutendsten und modernsten Konzerthäuser der Welt stellte einen weiteren Abschnitt des seit mehr als vier Jahren andauernden Projektes "Back to Tape" des Musikjournalisten Niko Backspin in Zusammenarbeit mit Porsche dar. Im Mittelpunkt stehen dabei keine Konzerte oder Alben, sondern Menschen und ihre Geschichten, ihr Blick auf Hip Hop und ihr Wertesystem.
Zu Themen wie Sprache, Kultur, urbane Stadtentwicklung, Herkunft und Kultur diskutierten die Live-Gäste Moses Pelham, Curse, Die P, Lars Pedersen (Grafitti-Künstler aus Dänemark), Vartan Bassil (Mitgründer der Flying Steps-Breakdancegruppe) und Viva Con Agua-Mitgründer Micha Fritz mit dem Moderator, der als Geschäftsführer und Chefredakteur des Backspin Magazins fungiert. Filmausschnitte und Roadtrip-Eindrücke aus Paris, Berlin, Kopenhagen und Barcelona, in denen "Back to Tape"-Wegbegleiter wie Kool Savas, Lord Esperanza und El Xupet Negre zu sehen waren, lockerten das Format kurzweilig auf.
Rückbesinnung auf das Alte ohne Herabwürdigung des Neuen
Ob die eingangs erwähnten Luciano, T-Low und Pashanim wohl die ursprünglichen Grund-Elemente des Hip Hop aufzählen könnten? Vermutlich nicht, hat die aktuelle Ausprägung des Genres doch nur noch wenig gemein mit den Anfängen der Subkultur. Zumindest im Mainstream spielen Breakdance und Graffiti kaum noch eine Rolle.
Was sich allerdings über die Jahrzehnte hinweg nicht geändert hat, ist die verbindende Kraft des Hip Hop, das Selbstbewusstsein, das sich von der Bühne ins Publikum überträgt und die Plattform, die Menschen aus allen Bevölkerungsschichten eine Ausdrucksform bietet: "Rapmusik hat mir schon immer das Gefühl von Rebellion, Energie und Werte vermittelt: Da bricht etwas aus, da muss etwas gesagt werden, da ist etwas dringend. Und exakt das trägt diese Bewegung seit mehr als 25 Jahren in sich", so Curse, der Hip Hop als sein drittes Elternteil bezeichnete.
Den Stellenwert, den Hip Hop nicht nur für ihre Karriere, sondern ihr ganzes Leben einnimmt, konnten die Musiker gar nicht genug betonen: "Ich bin unglaublich froh, dass es Hip Hop schon gab, als ich auf die Welt gekommen bin", so Die P. Rückblickend sei ihr selbstbewusstes Auftreten in Schulzeiten schon ein Ausdruck von Hip Hop gewesen, bevor sie überhaupt mit dem Genre in Berührung gekommen sei und ihren ersten Text geschrieben habe.
Einig waren sich die Gäste in der Hamburger Elbphilharmonie auch darin, dass es sich bei Rappern um die neuen Philosophen unserer Zeit handele. Dass wir heute vielleicht eher Kanye West als Bertolt Brecht zitieren könnten, mache die konventionellen Philosophen und Lyriker allerdings nicht obsolet, so Moses Pelham.
Back to Tape: Spurensuche abseits von Promo-Touren
Im ersten Teil der Back to Tape-Reihe hatte sich Moderator Niko Hüls auf eine Zeitreise zu den Ursprüngen des Deutschraps begeben und war dabei unter anderem auf Samy Deluxe, Toni-L, Blumentopf und Namika getroffen. Herausgekommen ist ein 80-minütiger Dokumentarfilm, der zeigt, wie Hip Hop in Deutschland zu der Jugendkultur wurde, die sie heute ist.
Im zweiten Teil des Roadtrips machte der Journalist in Amsterdam, Barcelona, Berlin, Kopenhagen, London und Paris Halt. Dort interviewte er Rapper, DJs, Straßenkünstler und Tänzer und beleuchtete die Kreativszenen der europäischen Metropolen. Aus diesen Erlebnissen resultierte nicht nur eine Fortsetzung der Dokumentation, sondern auch ein Buch: "Hip Hop Kultur - Ein Roadtrip durch Europa" (Delius Klasing, 208 Seiten, kartoniert, ca. 25 Euro) erzählt die Back to Tape-Geschichte auf 208 Seiten und leistet darüberhinaus einen Beitrag für den guten Zweck: Sämtliche Einnahmen aus dem Buchverkauf gehen an die Hamburger Organisation Viva con Agua, die sich für sauberes Trinkwasser auf der ganzen Welt stark macht.
6 Kommentare mit 3 Antworten
Dürfte wohl kaum ein Genre geben dass sich so häufig selbst in den A**ch kriecht.
Wieviele Dokus, Artikel, Podcasts, Bücher etc. über die Geschichte des Rap national/international dürfte es mittlerweile geben?
Erstmal ist das Genre spannend und vielseitig. HipHop ist ja auch kein Musikgenre sondern eher Kultur. Und es prägt die Gesellschaft im positiven aber auch negativen bzw. ist es immer ein Abbild der Gesellschaft. Und wenn es um Rap geht gibt es vielleicht technisch anspruchsvollere Musikrichtungen. Aber Jazz oder Metal haben die Welt nicht annähernd so geprägt wie Rap. Und es lässt sich gut Geld damit verdienen.
Rap in meiner Wahrnehmung eher ein langsam senil werdender Greis, der immer wieder dasselbe erzählt.
Hin und wieder mit lichten Momenten, aber im Grunde nervt er nur noch.
Vor allem, weil HipHop so langsam das Äquivalent zum Hairmetal wird. Und dann kommt irgendwann Grunge. Die merken doch garnichtmehr, daß sie alle ein unsichtbares Schwammkostüm tragen...
"That's HipHop"
Da werden direkt die Buchsen der Boomer Fraktion hier feucht.
klar, und für so eine veranstaltung zieht man dann ernsthaft in die elphi aber von niko, diesem braun-weissen speckpesel, kann man wohl nix anderes erwarten als inkonsequenz
Ich habe mir soeben meinen Rucksack umgeschnallt.
Line Up des Grauens. Wobei Curse damals in Puncto Atemtechnik, eigenständiger Flow und eingängige Hooks schon weit vorne war, aber sein Gelaber ist sogar mir zu pädagogisch.