In einer österreichischen Casting-Show tritt ein Kandidat mit dem Horst-Wessel-Lied an, und keiner hats gemerkt. Kein Redakteur - und Juror Sido auch nicht.

Wien (dani) - Der braune Schmodder quillt doch immer wieder durch jede Ritze. Diesmal blubberte er - unter anderem unter Sidos Augen - ins Abendprogramm des österreichischen Fernsehens. In der dort ausgestrahlten Casting-Show "Die Große Chance", in der der deutsche Rapper als Juror und "Österreichs Dieter Bohlen" agiert, trat in der am 16. September ausgestrahlten Sendung ein Kandidat mit Mundharmonika an. So weit, so vertraut.

Ganz und gar nicht vertraut muss sowohl Redakteuren als auch Juroren der Show offenbar die dargebotene Melodie gewesen sein: Der 68-Jährige intonierte auf seinem Fotzhobel eine Nummer, die er als "altes Volkslied" ankündigte. Dass es sich dabei um eine in Deutschland wie Österreich gleichermaßen verbotene Nazi-Hymne handelte, entging den Verantwortlichen.

Nazi-Hymne zur besten Sendezeit

Zur besten Sendezeit schickte der ORF das Horst-Wessel-Lied über den Äther. Sogar zweimal. Sido, von der Darbietung nicht überzeugt, bat um ein weiteres Stück, woraufhin der Mundharmonikaspieler die gleiche Nummer in einer etwas langsameren Version anstimmte. Empörte Zuschaueranrufe folgten, berichtet der österreichische Kurier.

ORF bedauert "redaktionellen Fehler"

"Der Kandidat beruft sich auf ein Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, 'Es wollt ein Mann in seine Heimat reisen'", versucht eine Sprecherin des ORF den Fauxpas zu erklären. "Die sehr große Ähnlichkeit mit dem Horst-Wessel-Lied ist aber nicht zu leugnen. Daher hätte dieses Lied trotzdem nicht in die Sendung dürfen."

"Die Ähnlichkeit ist aber niemandem aufgefallen. Es handelt sich um einen redaktionellen Fehler, den wir sehr bedauern", so das ORF-Statement weiter. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei der ausgestrahlten Sendung um eine Aufzeichnung handelte, die zuvor vermutlich durch zahlreiche Hände gegangen ist: befremdlich.

Kandidat kommt straffrei davon

Das Horst-Wessel-Lied, ein Marschlied der SA, das die NSDAP zu ihrer Parteihymne erkor, ist in Österreich genauso verboten wie in Deutschland und dort nach §3 des Verbotsgesetzes 1947 strafbar. Der ORF sieht dennoch von einer strafrechtlichen Verfolgung des Kandidaten ab:

"Der Tatbestand im Sinne des Verbotsgesetzes würde nur dann vorliegen, wenn der Text beziehungsweise Text-Elemente des Horst-Wessel-Liedes transportiert worden wären und die Tat mit Vorsatz verwirklicht worden wäre. Beides ist nicht der Fall", zitiert oe24.at den Sender, der ansonsten den Mantel des Schweigens über den Vorfall zu zerren versucht: In der nächtlichen Wiederholung der Sendung fehlte der beanstandete Beitrag kommentarlos, auf der Online-Präsenz der Sendung: ebenfalls kein Wort zum Thema.

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62 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    ich hätts auch nicht gemerkt, weiss echt nicht wie das Lied gehen würde. Und wenn ich es erkennen würde, würde ich wohl kaum wissen, dass das ein "Nazi-Liedchen" ist.

    das führt mich zur Frage, ob es denn nun das Lied -ein unschuldiges Stück Musik- ist, das Böse ist, oder nicht die Menschen hintendran, die es mal böse gemacht haben, sowie diejenigen, die immer wieder darauf aufmerksam machen, wie Böse es ja jetzt nun ist.

  • Vor 12 Jahren

    Ihr seid ein bissl spät dran mit der News...

  • Vor 12 Jahren

    @catpow: Stimmt, ich hätts auch nicht erkannt, obwohl ich mich mit dieser Zeitepoche recht gut auskenne. Und das liegt wahrscheinlich daran, dass es eben verboten und daher nie zu hören ist...

  • Vor 12 Jahren

    ...so als Nebenbeiinfo: im ausgestrahlten Land hab ich nix darüber wo gelesen, hab die Sendung nicht gesehen und hätt's daher auch nicht gewußt. Dürfte scheinbar niemanden so besonders aufgefallen sein. Ist aber super, dass man hier ja genauerstens informiert wird. Vielleicht hat gibs ja hier auch die genauersten Wetterberichte von den verstecktesten Alpenwinkel..., die man selbst dort gar nicht erfährt.

    Möchte aber nochmals auf mein Thema zurück kommen, da diese Sendung ja hier alle bewegt: was sagt ihr zur Dame mit Bart aus jener Sendung, ich schätze, die/der hätte gute Chancen auf den Sieg.......(falls es nicht zum Thema passt, vielleicht könnte laut. ja ein eigenes Thema dafür eröffnen...)

  • Vor 12 Jahren

    zum ursprünglichen Thema noch: wenn ich nicht auf laut wäre.....von dieser Sache hät ich gar nix erfahren, weil die Medien dort da das nicht berichtet haben. Laut sollte alle Zeitungen dort anschreiben, damit die auch berichten...weil sonst möglicherweise nur 100 Leute darüber Bescheid wissen. und Oomphie ist einer der bestinformierten.....da bin ich wieder Stolz darauf....*Schulterklopf*; laut bildet eben!

  • Vor 12 Jahren

    Die Bergdeutschen machens halt wie immer: verschämtes Totschweigen, Hoffen, dass nichts ans Tageslicht kommt und sich erst mal in den Hobbykeller verziehen.