Doubletime: Ekelerregende Raps

Gröbere Büffelkacke, Nicki Minaj mit Schwänzen, Diddy braucht 'nen Dollar - und die Produzenten von "Style Wars" auch.

Konstanz (dani) - Geboren auf Block Parties in der South Bronx diente Rap seit jeher nicht nur der vergnüglichen Untermalung geselligen Beisammenseins, sondern auch als Sprachrohr von Minderheiten, als politisches Instrument. Sehr schnell sehr eklig wird es, wenn sich desselben Politiker zu bedienen versuchen, die weder mit der Kultur an sich noch mit deren ursprünglicher Botschaft irgendetwas am Hut haben.

So zu beobachten dieser Tage in der sonst oft so beschaulichen Schweiz. Dort hat sich Anian Liebrand, Vertreter der an sich schon widerlichen Schweizerischen Volkspartei (SVP) zwecks Stimmenfang bei bisher unerschlossenen Wählerschichten eine ... nun, ja ... Rap-Nummer auf den aalglatten Leib schreiben lassen. "Euses Land I Schwizer Hand" fordert er da, für Bergsprache-Laien "Euer Land in Schweizer Hand", denn "Anian Liebrand kämpft dafür, dass wir Luzernerinnen und Luzerner 'Herr im eigenen Haus' bleiben". Meine Herren.

Der durchaus politisch aktiven eidgenössischen Rap-Szene stößt die schamlose Vergewaltigung ihres Genres natürlich noch saurer auf als Homosexuellen Liebrands Antwort auf einen schwulen Annäherungsversuch. Gimma fand gegenüber rap.de klare Worte: "Dieser Song ist dermaßen dumm und schlecht, dass das nur eine Zielgruppe beeindrucken wird, die entweder noch nicht wählen darf oder nicht kann, weil sie an Schläuchen hängt", so der einzig wahre Superschwiizer. "Gröbere Büffelkacke."

Wie Nicki Minaj mit Schwänzen

Besonders den Luzernerinnen, die gerne mal "Herr im Haus" wären, sei die Crew mit dem kaum sperrigen Namen Odd Future Wolf Gang Kill Them All ans Herz gelegt - die verkörpern nämlich Expertenmeinungen zufolge so etwas wie "Nicki Minaj with dicks". Außerdem verhandeln sie über einen Plattenvertrag - was Herr Liebrand hoffentlich bleiben lassen wird:

Nicht so wie früher, bitte!

Bleiben lassen - ein Rat, den ich jederzeit auch den Buben von Rapsoul entgegen gehalten hätte. Warum eine Boygroup, die statt Rap und Soul über Jahre hinweg Schmalz und Pop kredenzte, ungestraft Rap und Soul im Namen führen durfte - eins der ewigen Mysterien unserer Zeit. Jetzt droht auch noch ein Solo-Album von Schmachthupe CJ Taylor. Nur der Titel entfacht ein Fünkchen Hoffnung: "Nichts So Wie Früher". Wenn das stimmt, hör' ich rein. Versprochen.

"Ich hab' keine Billion!"

Diddy hat sich inzwischen in einem Radio-Interview zu den Vorwürfen geäußert, er sei unter anderem für den Einsturz der Twin Towers verantwortlich. Die angebliche Klage einer nur unwesentlich verwirrten Lady, die bescheiden Alimente und Schmerzensgeld in Höhe von einer Billion US-Dollar fordert, kommentierte er lakonisch: "Ich kenne weder die Frau, noch habe ich Gerichtsunterlagen erhalten. Ich hab' außerdem keine Billion Dollar. Ich wünschte, es wäre anders."

Rettet "Style Wars"!

Auch die Produzenten der preisgekrönten Graffiti-Dokumentation "Style Wars" haben keine Billion Dollar. Ihnen würden allerdings 500.000 reichen, um ihr klassisches Zeitdokument aus dem Jahr 1982 zu restaurieren. Mehr Infos zu Projekt und Spendensammlung gibt es hier. Das legendäre Werk darf man - noch unbearbeitet, versteht sich - so lange ganz offiziell im Netz ansehen. Liebe Gemeinde, so geht denn hin und bildet Euch!

Track der Woche:

Heute schon die Platte von morgen hören? Aber, klar! Chef Raekwon serviert mit "Shaolin Vs. Wu-Tang" das Album der Woche, auch wenn die Alternativerockerfraktion noch Alternativrockerkandidaten in den Ring zu schubsen versucht. Niedlich. Nee, nee. Wir krönen das hier:

Icke, Yo Mama Fromm, und Er, Maximum Brandl, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de oder max@laut.de.