Alex Engelen checkt Fiddys Micro-Blogs, Rap-Filme mit Joaquin Phoenix und Manuellsen, preist die Hip Hop-Szene Wiens und gedenkt Scott La Rock.

Berlin (eng) - Was an gleicher Stelle bei der Berichterstattung über 50 Cent vergessen wurde, will ich hier noch einmal laut kommunizieren: 50 Cent ist Twitters Osama Bin Laden ...

... und nebenbei der lustigste Hund der Microblogging-Welt. Was ihn einst zu Rap-Zirkus' unterhaltsamster Attraktion machte, zelebriert der Rapper mittlerweile nicht mehr im Mixtape-Gewand, sondern in kurzen 140 Zeichen. In bester Absolute Beginner-Manier kommentiert er spitz seine Umwelt: "Ich will nur irgendwo da oben sitzen, runter gucken. Ab und zu grüßen, ab und zu spucken."

Soll Fiddy mal zwitschern. Das Mixtape-Spiel haben ohnehin längst ganz andere in der Hand. Kanye Wests neuestes Signing seines GOOD Music-Labels, Big Sean, zum Beispiel, der mit seinem Free Download-Album "Finally Famous Vol. 3: BIG" einmal mehr Maßstäbe in den überhitzten Rapidshare-Kanälen setzt.

Justin Bieb' ain't nothing to fuck with

Der Vollständigkeit geschuldet sei schließlich noch die Kanye West, Raekwon und Justin Bieber-Kollaboration "Runaway Love (Remix)" nachgeliefert. Unter dem wachen Auge von Mr. West haben sich die beiden Antipoden wohl in der Mitte zwischen Staten Island und Disneyland getroffen. Die Damenstimme liefert übrigens der kanadische Jüngling. Also: Justin Bieb' ain't nothing to fuck with.

Bärte, Brüder und Jünglinge

Die kürzlich zusammengefasste Darstellung der Umtriebigkeiten des Rick Ross sollte es eigentlich gezeigt haben: Ein Bart macht noch keinen Rapper. Überall herumgesprochen hat sich das jedoch noch nicht. Zumindest nicht bis zu Joaquin Phoenix. Der Oscar-prämierte Schauspieler machte tatsächlich Ernst und präsentiert ab 9. Oktober die Dokumentation "I'm Still Here" über seinen Versuch, eine Rap-Karriere zu starten.

Freilich wirft der Trailer nach wie vor mehr Fragen auf, als er Antworten liefert. Doch wenn Phoenix eines von den Rap-Kollegen gelernt hat, dann die Fähigkeit, das ein oder andere verschwiegene Detail zu seinen Gunsten zu nutzen.

Durchaus gelungener hantiert ein anderer Film Hip Hop als Marketing-Instrument: Der Streifen "Bis aufs Blut – Brüder auf Bewährung" vom deutschen Jung-Regisseur Oliver Kienle offeriert nicht nur einen Soundtrack mit namhaften Szene-Protagonisten wie Kool Savas, Curse, Olli Banjo, Dean Dawson, Djorkaeff & Beatzarre und ASD, sondern präsentiert auch Pottrapper Manuellsen in seiner ersten Schauspielrolle als amerikanischer GI mit Gemütsschwankungen.

Bei der Premiere des Streifens, der ab dem 23. September im Kino zu sehen ist, erklärte der Regisseur, er wollte einen Film machen, " ein bisschen wie 'Lola Rennt', nur mit Hip Hop". Die Story speist sich durchaus sehenswert aus Jugendknast-Szenarien, überspitzten Problemen des Erwachsenwerdens und dem Fast-Verbrecher-Milieu der Stadt Würzburg.

Geschichtsstunde

Einen weiteren Denkanstoß können sich Gangster Rap-Auslaufmodelle hierzulande dieser Tage von einer weiteren Geschichte abholen. Vor wenigen Tagen jährte sich zum 23. Mal der Tod von Scott La Rock. Der Produzent des legendären Rap-Duos Boogie Down Productions entwarf mit dem Klassiker-Album "Criminal Minded" die Blaupause für fast alles, das in den Folgejahren unter dem Deckmantel des Gangster-Raps referierte - oder es zumindest versuchte. Seine lesenswerte Geschichte erzählt der geschätzte amerikanische Kollege Noah Callahan-Bever für das XXL Magazin.

Einfacher zu rezipieren ist die musikalische Geschichtsstunde des Brooklyner DJ-Trios The Rub. Ihre jährlichen Hip Hop-Abfahrten stellen sie jetzt übersichtlich auf ihrer Website zum Download bereit.

So rennt die Donaumetropole

Eine erfreuliche Zusammenführung von Redaktionslieblingen beschert uns diese Woche die österreichische Hauptstadt Wien. Berufs-Versager ohne Zukunft Kamp kollaboriert auf "Meine Stadt" mit dem "Wiener Bushido" Nazar und den Wahl-Berlinern Chakuza und Raf Camora. Eine wahre Freude (und wahrscheinlich der Alptraum der Rechtspartei FPÖ), wenn ein selbsterklärter Gangster-Rapper mit Migrantenhintergrund wie Nazar eine Traditionsfigur wie Mundl zitiert: "Wir kamen in das Land, um dann zu träumen / Ich ging auf die Knie und stand dann wieder / An echter Wiener geht ned unter."

Vielleicht ist ein so dahingesagter Blogger-Kommentar doch ernster zu nehmen, als man sich eingestehen will: Der beste Deutschrap kommt mittlerweile aus Österreich. Die Donaumetropole rennt jedenfalls. Das beweist auch das RUN VIE-Festival, das vom 2. bis 9. Oktober unter der Maxime "Hip Hop, Street Art & Electronic Music" in Wien stattfinden wird. Gerade veröffentlichten die Organisatoren aus dem Waxolutionists-Camp ihr Aufgebot.

Neben dem Stones Throw-Allrounder Aloe Blacc werden erneut auch Szene-Säule Bobbito Garcia und DJ Stylewarz an den Turntables stehen. Darüberhinaus entflieht man dem Genre-Konsens per Free The Robots, Flako & Robot Koch und Austro-Frickelgott Dorian Concept.

Track der Woche:

Bereits vor zwei Wochen erinnerten wir an dieser Stelle an die fast vergessenen Horrorcore-Pioniere Gravediggaz. Selbstredend gibt es auch heute noch Jungs, die verrückte Sachen machen und davon erzählen. Qualität sucht man dabei dann oft so erfolglos wie nach gesundem Menschenverstand. Nicht so bei den Jungs aus Kalifornien von OFWGKTAO (will meinen: Odd Future Wolf Gang Kill Them All). Gut, der Menschenverstand scheint zwar auch hier tatsächlich ein Problem darzustellen, aber der musikalische Output der U18-Rapper ist ziemlich vielversprechend. Zwozehn nennt man sowas dann wahrscheinlich Hipster Horrorcore.

Yo Mama Fromm, Maximum Brandl und heute Gaststar Alex Engelen sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de, max@laut.de oder engel@laut.de.

Fotos

Odd Future Wolf Gang Kill Them All

Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Odd Future Wolf Gang Kill Them All,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

Weiterlesen

Doubletime Bayerisch ist rap-bar!

Lewis Floyd Henry bringt Hip Hop zurück auf die Straße, Bayerisch ist rap-bar, Snoop kifft gegen den Krieg und Lord Scan erfährt späte Würdigung.

laut.de-Porträt 50 Cent

"Viel Feind, viel Ehr", unter diesem Sprichwort-Stern stehen und agieren nicht wenige Emcees im Rap-Game. Hip Hop ist Wettkampf, doch Competition heißt …

laut.de-Porträt Manuellsen

Ein Künstler, der 2006 sein Debütalbum veröffentlicht hat, zählt in der Regel eher nicht zu den alten Hasen im Rap-Geschäft. Doch beim Mülheimer …

laut.de-Porträt Kamp

Gut Ding will Weile haben. Im österreichischen Rap-Zirkus passt das Sprichwort auf niemanden besser als Florian Kampelmühler, der zehn lange Jahre gebraucht …

4 Kommentare