Eine Webseite, die Opfer des in Deutschland grassierenden Abmahnwahns berät, wurde nun selber abgemahnt.

Steinwiesen (joga) - Über 340.000 Besucher haben sich bereits auf Steffen Heintschs Webseite abmahnwahn-dreipage.de über die zweifelhaften Praktiken mancher Anwaltskanzleien informiert. Das Thema geht viele an: Abmahnungen nach angeblichen Urheberrechtsverletzungen sind ein lukratives Geschäft und deshalb an der Tagesordnung.

So verlangt in einem aktuellen Fall, von dem Rechtsanwalt Christian Solmecke auf seiner Webseite berichtet, eine Kanzlei von einem Filesharer 10.000 Euro Gebühren. Dagegen wirkt der von der Industrie bewirkte Strafbefehl beinahe bescheiden: rund 65 Tagessätze à 40 Euro soll er zahlen, und sein Computer soll eingezogen und verwertet werden.

Nun hat Steffen Heintsch seinerseits eine Abmahnung erhalten. Ein namentlich nicht genannter Rechtsanwalt fordert von ihm Gebühren in Höhe von 1.049,00 Euro.

Zur Begründung führt der Anwalt an, sowohl Heintsch als auch diverse Gäste in dem viel genutzten Forum der Abmahnwahn-Webseite würden Betroffenen Rechtsberatung erteilen, was in Deutschland juristischen Laien gesetzlich verboten ist. Der mahnende Anwalt gibt an, von der Konkurrenz durch die Webseite "unmittelbar betroffen" zu sein und gibt einen Streitwert von 25.000 Euro an.

So schließt sich der Kreis: wenn die Opfer des Abmahn-Missbrauches sich über ihre Rechte informieren oder gar wehren wollen, sollen sie sich doch gleich an die Abmahnanwälte wenden. Die kennen sich mit dem Thema schließlich bestens aus.

Heintsch macht dagegen auf seiner Webseite geltend, den vielen Opfern mit Rat und Tat unentgeldlich zur Seite zu stehen, sei keine verbotene Rechtsberatung, sondern ein Gebot der Nächstenliebe. Und wenn es seinen Gegnern gelinge, diesen freien Meinungsaustausch zu unterbinden, werde sicherlich ein anderer die Lücke füllen.

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34 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Hmm langsam drehen ehct alle am Rad. Ich weiß auch nicht was das soll. Also ich fidne, dass dies ne noble Sache ist. Leuten kostenlos zu helfen ist nicht verkehrt. Da ham die Anwälte pech und müssen sich ihrerseits ne neue Strategie überlegen. Der billigste macht das Geschäft...und billiger als umsonst geht nunmal nicht. Dann müssen die Anwälte anfangen den Typen qualitativ zu überbieten. Tja und wenn das nicht klappt, dann müssen sie akzeptieren, dass sie auf dem Gebiet nicht mehr die nummer 1 sind...

  • Vor 15 Jahren

    gefährlich wird es nur dann, wenn solche, durch christlicher nächstenliebe kostenlos angebotene rechtshilfe einen falschen "rechtsstand" vermittelt.

    das ändert natürlich nichts am schwachsinn dieser abmahnung.

  • Vor 15 Jahren

    Hat sich in der Form sowieso erstmal kurzfristig gegessen. (http://www.heise.de/newsticker/Keine-Akten…)

    Der Gesetzgeber muß der Abmahnindustrie bald wieder unter die Arme greifen.

  • Vor 15 Jahren

    Nach Diphthong folgt immer ß, Süßer. :whiz:

  • Vor 15 Jahren

    @Anonymous (« Und für erste Infos wie man sich gegen Abzocke wehren kann, ob man Abmahnungen gleich unterschreibt und dubiose Forderungen zahlt, dafür reichen auch solche Seiten, dafür brauchts keine Spezialanwälte.
    Im übrigen gibt es genügend Literatur dazu, werden in den Medien ja auch Tips und Ratschläge gegeben - wollen Sie jetzt auch die TV Sendung "Wieso" abmahnen wenn die letztens z.B. Rechtstips betreffs Kaffeefahrten und Internetbetrug gab...? :lol: »):

    für erste infos, ok.

    diese infos und materialien kennen aber auch die geier. die planen dann schon schritt 3 und 4, weil sie die laieninfo locker vorausberechnen können. solche typen machen ja nix anderes.

    wie man da rangeht, muß ja jeder selbst wissen. ich sage nur, daß man gegen einen hai eben nen delphin braucht und keine kleine harpune.

    im übrigen sind das nicht "meine geliebten anwälte", sondern - wie hier mehrfach betont und allgemein bekannt - von mir verhasste ausbeuter des rechtssystems, die ich nicht als kollegen empfinde.
    und als letztes: wenn hier jeder rechtsberatungmachen kann/will, soll man auch mir zubilligen, wie jeder andere auch werbung für das produkt machen zu können.