In der fünften Show drehte sich gestern alles um Lotte. Im Vordergrund stand ihr Erlebnis eines sexuellen Übergriffs.

Südafrika (leb) - Neue Woche, neues Tauschkonzert, altbekannte Werbung. Das Album zur Show ist mittlerweile erschienen und Vox rührt fleißig weiter die Werbetrommel. Nachdem man das TV-Publikum erst mal mit schönen Drohnenaufnahmen aus Südafrika neidisch macht, gehts ab in die Villa: Cluesos Beatboxing, Kelvin Jones am Klavier und Lotte an Gitarre stimmen auf die Show ein.

Zeit für ein die warmen Worte an die Kandidatin des Abends: "Lotte schafft es eine extreme Intimität herzustellen und eine unglaubliche Sogwirkung auf mich zu haben", meint SDP-Vince. Johannes Oerding findet: "Ihre Stimme geht ins Herz" und bezeichnet Lotte dabei als "die Billie Eilish vom Bodensee". Clueso kann sich mit vielen ihrer Texte identifizieren, was er "sehr geil" findet.

Lotte selbst dankt es Clueso: "Ich war sein größter Fan als Teenie." War das nicht auch schon Elif? Egal. Von Clüsn und den anderen glaubt sie als "Küken" viel lernen zu können, schließlich seien die schon länger dabei. Wie jung sie ist, wird spätestens klar, als sie folgendes Geständnis ablegt: "Bei mir war ehrlich gesagt schon Tokio Hotel an der Wand". Apropos Geständnis, als Host Johannes den anderen erzählt, dass er Lotte schon länger kenne, berichtet die wiederum von einer Tour, bei der Oerding sie mit in die Sauna nahm. "Also erst mal: Es waren noch andere Leute dabei", entgegnet der peinlich berührt. Zu spät, die anderen amüsieren sich köstlich.

Das Rätsel um Clüsns erste Liebe

Kelvin Jones beginnt mit "Mehr Davon", einem Song über das Hier und Jetzt. Die positive Popnummer verwandelt er in eine noch positivere Dancenummer und fügt einen lässig gerappten Part auf Englisch hinzu. Damit hat Jones praktisch seine eigene neue Radiohymne kreiert und Oerding zufolge einen "Icebreaker" dazu. Lotte konstatiert: "Der Typ macht jeden Song zum Hit", während die anderen "Mehr davon!" fordern. Aber mehr folgt erst mal für alle Floor Jansen-Fans. Sie interpretiert "Mauern" im Stile Rammsteins, obwohl sie eigentlich einen Song ins Englische übersetzen wollte. Da die Nightwish-Sängerin Deutsch "zu sehr liebt", singt sie den Track mit markanten Riffs ähnlich düster wie Rammstein und derart energiegeladen und emotional, dass sie selbst den letzten Menschen vor dem Fernseher berührt haben dürfte. Auch Lotte erlebt die Performance "gefühlt wie noch nie". Und die Tassen werden gehoben: "Auf Floor, die die Mauern eingerissen hat".

"Zu Jung" handelt von der ersten großen Liebe und deren Scheitern. Clueso fühlt den Track, erzählt von seiner Jugendliebe, bei der er "total verkackt" hat und plaudert aus, dass sie "krass bekannt" sei. Wie angekündigt, ändert er bis auf eine Zeile den Song nicht, was Lotte freut, Zuschauer*innen hingegen vermutlich herzlich egal ist, sie rätseln über Clüsns erste Liebe. Könnte es Elif gewesen sein? Eher nicht, sie outet sich stattdessen als "Überfan" und singt "Auf Beiden Beinen". Ihre erste Single widmete Lotte ihren Eltern, nachdem sie von Zuhause ausgezogen war und diese sich - wie es Eltern nun mal tun – sorgten. Elif verleiht der Nummer einen melancholischen Vibe und rappt autobiografisch: "Ich wollte frei sein, leben, wie ich will / Gegen meine Eltern, gegen ihren Willen". Das lässt die anderen sprachlos zurück. Manchmal braucht es eben keine Worte, sondern einfach einen Group-hug.

Dazwischen erfahren Fans und Zuschauer*innen, dass Lotte mit ihren drei Geschwistern in Ravensburg aufgewachsen ist und dort eine schöne, vielleicht etwas "spießige" Kindheit verbrachte. Musik war "schon immer ein Ventil", Gitarre, Geige und Klavier lernt sie bereits in Kindertagen, als Straßenmusikerin war sie ebenfalls unterwegs. Mutti Ärztin, Vati Anwalt. Mit 20 wird ihr an der Mannheimer Popakademie der erste Plattendeal angeboten, zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits fürs Medizinstudium eingeschrieben. Doch Lotte entscheidet sich "fürs Gefühl" - "Stichwort ihres Sing meinen Song"-Abends.

Eine wichtige Message und eine Premiere

Ganz viel Gefühl liefert Oerding mit der Ballade "Dunkelrot Zu Schwarz", die von einer toxischen Beziehung handelt. "Ich habe mich in dem Song ein Stück weit selbst gefunden" und "Das ist für mich der schönste Text, den du je geschrieben hast", sagt er, gibt alles und landet die Performance des Abends. Während sich Elif bedankt, bleibt Lotte sprachlos und Dag befindet berührt: "Ihr Arschlöscher". Emotionen auf ihrem Höhepunkt.

Doch den Auftritt des Abends liefert zuvor Lotte selbst. Sie präsentiert ihren aktuellen Song "So Wie Ich", der auf sexualisierte Gewalt aufmerksam macht: "Wie es ist, wenn man in dem Fall als Frau 'Nein' sagt und jemand, egal ob auf der Straße oder im Club, über diese Grenze hinweg geht und sich das nimmt, was er in dem Fall von dir will". "Ich habe es leider erleben müssen", führt sie weiter aus. Die Lyrics richtet die Singer/Songwriterin direkt an den Täter: "Was hat das mit dir gemacht? / Lagst du auch noch wach die ganze Nacht? / Hast dich gefragt, was hast du falsch gemacht? / So wie ich, so wie ich, so wie ich". Noch bevor sie den Auftritt beendet, kommen ihr die Tränen. Floor versucht zu trösten: "Du bist so mutig, dass du das gesagt hast".

Für das Kontrastprogramm sorgen anschließend SDP. Sie nehmen sich "Fuck Baby I'm In Love" an und verwandeln die fröhlich rockige Nummer zu einem ihrer Songs. Und wieso ausgerechnet dieser Track? "Na, weil er mit Fuck beginnt", witzelt Dag. Für den Auftritt haben sich SDP ein eigenes Instrument gebaut, spielen damit Computergeräusche ein und sorgen für einen Vibe zwischen 00er-Bravohits und Neue Deutsche Welle. Die Lyrics schreien sie in ein Megafon. Alles etwas over the top, aber der Stimmung tuts gut. Und der Song des Abends? Statt sich zu entscheiden, wirft Lotte einen Blumenstrauß, den zwar Dag voller Körpereinsatz fängt, ihn dann aber der Band überlässt. Eine "Premiere" stellt Host Johannes fest.

"Ein Hoch auf Lotte"

"Ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können", fasst Lotte zusammen. Vor allem hätte der Abend nicht emotionaler sein können, was zwar auch an den Interpretationen ihrer Kolleg*innen, aber vielmehr an ihr selbst und ihrer Geschichte lag. Die Stimmung war dementsprechend etwas zurückhaltender, doch die Group-hugs bleiben in Südafrika nie aus. Also einmal Liebe und "Ein Hoch auf Lotte".

Der Abstecher zur Twitter-Community fühlte vor allem mit dem sehr emotionalen Dag mit und fragte sich, wer wohl die mysteriöse "sehr bekannte" erste Liebe von Clueso sein mag. Auch die zahlreichen Floor-Fans waren wieder am Start. Ihr Star steht dann kommende Woche im Mittelpunkt.

Fotos

Nightwish, Clueso und Co

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