In einem dreiteiligen Statement gibt das BBM-Oberhaupt seinen Rückzug aus dem Musikgeschäft bekannt und liefert damit Anlass für Spekulationen.

Osnabrück (dani) - Erst Kollegah, jetzt Sun Diego: Es wirkt schon wie ein komischer Zufall, dass sich die beiden On-Off-Busenkumpels nahezu parallel zueinander aus dem Deutschrap-Zirkus verabschieden. Kein Wunder, dass die Spekulationen der Fans bereits munter ins Kraut schießen: Dämmert da "Bossaura 2" herauf? Kehrt der Rächer im Schwammkostüm zurück? Oder solls das jetzt wirklich gewesen sein, mit Sun Diego und SpongeBozz? In einem dreiteiligen Instagram-Statement kündigt der Bikini Bottom-Obermafioso jedenfalls letzteres an:




Sun Diego sieht "keinen Sinn mehr"

Wie so oft, müssen wir abwarten, wie weit es mit der Endgültigkeit her sein wird. Für ein tatsächliches - zumindest temporäres - Aus spricht allerdings, dass Sun Diego wahrhaftig einen elend müden, mitgenommenen Eindruck macht. Zwar nennt er den Namen Mois im Zuge seiner Abschieds-Litanei kein einzigens Mal. Es liegt aber auf der Hand, dass ihm der Wirbel, den des durchgeknallten YouTubers unentwegte Anfeindungen nach sich zogen, schwer zugesetzt hat.

Sun Diego sehe "keinen Sinn mehr", er beklagt neben den antisemitischen Anfeindungen, denen er und seine Familie sich ausgesetzt sehen, auch den Leistungsdruck, dem er seit Jahren im Musikgeschäft unterliege. So oft, wie er sich in diesen drei Videos ans Herz greift, sollte er vielleicht wirklich einmal einen Kardiologen aufsuchen, falls noch nicht geschehen. Ich sags ja nur.

Der war noch da?

Sein ausuferndes Statement fühlt sich an, als verabschiede sich da einer von Deutschraps umtriebigsten Akteuren aus dem laufenden Geschäft und hinterlasse eine klaffende Lücke. Dabei liegt Sun Diegos letztes Album inzwischen auch schon zwei Jahre zurück.

Egal, Sun Diego bedankt sich jedenfalls bei gefühlt jedem, mit dem er je Chicken Wings gegessen, FIFA gezockt oder auf dessen Couch er irgendwann einmal geschlafen hat. Von seinen Fans über Salah Saado und Kollegah zu alten RBA-Kollegen, seinem Videomann, Label-Mitarbeiter*innen, seinem Haus- und Hofberichterstatter, Rooz, Marvin California und Juliens Blog: Für alle hält Sun Diego Worte des Dankes parat. Nur Farid Bang hat er trotz Spickzettels vergessen, ihm dankt er nachträglich in den Kommentaren des Videos.

Böses Blut ist alle

Alle, die nicht zu den zahlreiches Genannten gehören, sollten sich auf die drögeste Dankesrede der Welt einstellen: Sun Diego tritt nirgends nach, sondern zeigt sich versöhnlich. Selbst für seinen Widersacher PA Sports hat er in Teil drei noch ein Portiönchen Anerkennung übrig: "Ich habe kein böses Blut mehr", beteuert er da, und: "Sein Song war einfach besser." Nur Mois, der eventuell den Anstoß für den Rückzug gegeben hatte, erwähnt Sun Diego, wie gesagt, mit keinem Wort. Seine perfide Form der Rache? Vielleicht.

Die einzigen, leise witzigen Momente dieser Ansprache unterlaufen Sun Diego versehentlich. Wenn er, an Salah gerichtet, salbungsvoll erklärt: "Du standest immer hinter mir, ich stand immer hinter dir", komme ich nicht umhin, mir den kleinsten Kreis der Welt vorzustellen. Noch absurder wirds nur, wenn jemand, der sich hinter einem Bandana verschanzt, erklärt, er wolle "mit Gesicht gehen" Ob es dazu wirklich kommt, bleibt ja abzuwarten.

Das allerletzte Wort scheint trotz allem noch nicht gesprochen. Mit seiner Verabschiedung hält sich Sun Diego jedes Hintertürchen für eine Rückkehr offen: "Vielleicht sieht man sich eines Tages." Ja, vielleicht. Dann möchte ich aber bitte meine an diese langatmige Ansprache verplemperte Lebenszeit zurück. Man hätte (wie so häufig) einfach gleich auf Mr. Rap vertrauen sollen: Der fasst uns den ganzen Bumms in knackigen siebeneinhalb Minuten zusammen:

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laut.de-Porträt Sun Diego

Sun Diego gehört zu den Rappern aus dem 2000er-RBA-Kosmos, die ihren Rap-Stil bis heute ernsthaft von der Battlerap-Szene haben beeinflussen lassen.

laut.de-Porträt SpongeBozz

"HÄHÄÄ!" Ja, bitte? "Ich fick' Karrieren, ficke jeden, auch wenn ich mit dem Rücken zum Business stehe." Mit einem ziemlich breiten Rücken. In Gelb.

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