laut.de-Kritik

Mit schmusigem Kuschelsound das Thema klar verfehlt.

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Nach Besetzungs-Hickhack, dem üblichen Brodeln der Gerüchteküche und einem R-Rating für den US-Markt startet "Fifty Shades Of Grey", der erste Teil der Erotik-Trilogie von E. L. James, hierzulande zum Valentinstag in den Kinos. Wie es sich für eine Verfilmung gehört, die aus einer Twilight-Fan-Fiction entstanden ist, prangen auf dem Soundtrack Namen, die mit Beyoncé, Sia oder Ellie Goulding noch einen Tick chartaffiner sind.

Ein Sternchen fehlt allerdings: Rita Ora. Als Schwester von Christian Grey schauspielert sie mit und kündigte im Voraus großspurig an, am Soundtrack mitzuwirken - aus Zeitmangel wurde nichts draus. Trost genug ist sicher die Tatsache, dass sie bei den Oscars dieses Jahr den nominierten Song "Grateful" aus dem Film "Beyond The Lights" performen darf.

Die BDSM-Praktiken der Romanvorlage machten James berühmt, bemüht probiert die Autorin sich aber auch im Musikreferenzieren, ihre Protagonisten sind immer einen Knopf- bzw. Touchscreen-Druck vom nächsten Lied entfernt. 2012 stellte die Autorin daher "Fifty Shades Of Grey: The Classical Album" zusammen, das Greys Neigung für Kunstmusik widerspiegeln soll. Der Soundtrack deckt nun einige der popkulturellen Zitate ab, weshalb Frank Sinatras Swing-Klassiker "Witchcraft" im Film und auf der Zusammenstellung gelandet ist.

Vielleicht hat der Kauf des Rolling-Stones-Titels "Beast Of Burden" dann die Soundtrack-Kosten gesprengt und es reichte nicht mehr für Bruce Springsteens "I'm On Fire", das ebenfalls im Roman erwähnt wird. Vielleicht sollte es auch der Album-Promo dienen: Awolnation rattern den Song jedenfalls an Stelle von The Boss etwas lust- und farblos runter. Mit den Stones und Sinatra brechen sie als Einzige mit dem Soundbild der übrigen Künstler.

Für den Sex und die Anrüchigkeit, die "Fifty Shades Of Grey" ausstrahlen soll, sind die Songs meist zu harmlos: Namensvetterin Skylar Grey erreicht den Schmonzetten-Höhepunkt mit Piano und Streichern in "I Know You": "I believe, I believe there's love in you / Grindlocked on the dusty avenues / Inside your heart, just afraid to go". So ähnlich argumentiert Ana vermutlich, wenn es um ihre brüchige Beziehung geht.

Geschmeidig und Synthesizer-geladen wie gewohnt haucht R'n'B-Überflieger The Weeknd im Falsett-Gesang "Where You Belong" und "Earned It", von dessen Video böse Zungen behaupten, es sei heißer inszeniert als der komplette Film. Soundtrack-Highlights sind beide Songs, auch wenn sie eher zum Kuschelabend vorm Kamin einladen.

Ellie Gouldings "Love Me Like You Do" gibt die Marschrichtung für die Newcomer Laura Welsh und Vaults vor: langsam vor sich dahinwogender Elektro-Pop irgendwo zwischen MS MR, Lykke Li und Katy Perry. Jessie Ware und Sia heben sich mehr durch ihre Stimmen ab, greifen aber auf ein ähnliches Streicher-, Keyboard-, Synthesizer- und E-Gitarren-Repertoire zurück. Mit ihren gefühlvollen Vorträgen wickeln die Damen ihre Hörer um den Finger. Trotzdem plätschern die Songs wie aus einem Guss dahin.

Dem Schmusekurs steuern Annie Lennox und Beyoncé nur ein wenig entgegen. Lennox' Interpretation von Nina Simones Screamin'-Jay-Hawkins-Cover "I Put A Spell On You" überträgt die Begierde, das Verlangen des Originals mit Piano, Streichern und E-Gitarren in den hippen Sound des OST. Auch Beyoncé hatte keine Zeit für einen neuen Track. Der Michael-Daimond-Remix von "Haunted", vor allem aber der "Crazy In Love"-Remix entschleunigen die Titel, so dass Beyoncé begleitet von tiefen-wummernden Beats ihre bekannten Lyrics hervorstöhnt. Hier werden die heiß diskutierten Passagen aus "Fifty Shades" am deutlichsten aufgegriffen.

Zwei Instrumentals von Filmkomponisten Danny Elfman runden den Soundtrack ab. Erneut überwiegen leise Töne und Unaufgeregtheit. Etwas mehr Action hätte man auf diesem Soundtrack wohl erwartet. Der gedrosselte Mix aus R'n'B, Elektro-Pop und einer Prise Rock hat ein paar Glanzmomente, vom Rest kann man sich immerhin schmerzfrei berieseln lassen.

Trackliste

  1. 1. Annie Lennox - I Put A Spell On You
  2. 2. Laura Welsh - Undiscovered
  3. 3. The Weeknd - Earned It
  4. 4. Jessie Ware - Meet Me In The Middle
  5. 5. Ellie Goulding - Love Me Like You Do
  6. 6. Beyoncé - Haunted (Michael Diamond Remix)
  7. 7. Sia - Salted Wound
  8. 8. The Rolling Stones - Beast Of Burden
  9. 9. Awolnation - I'm On Fire
  10. 10. Beyoncé - Crazy In Love (2014 Remix)
  11. 11. Frank Sinatra - Witchcraft (2000 Remaster)
  12. 12. Vaults - One Last Night
  13. 13. The Weeknd - Where You Belong
  14. 14. Skylar Grey - I Know You
  15. 15. Danny Elfman - Ana And Christian
  16. 16. Danny Elfman - Did That Hurt?

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