laut.de-Kritik
Unterwasser-Exotik mit Elektrosound und Piano.
Review von Florian SchadeHier ist er also, der Soundtrack zum Überraschungshit im Kino. Kein geringerer als der Grammy-Gewinner Thomas Newman ist für den Filmscore zu "Findet Nemo" verpflichtet worden. Newman ist so etwas wie der High Flyer in einer neuen Generation von Hollywoods Haus- und Hofkomponisten. Zu seinen Referenzen zählen die Soundtracks zu The Shawshank Redemption, American Beauty, The Road To Perdition und fünfzig weiteren Filmen.
Der Cousin von Randy Newman verbuchte bislang vier Oscar-Nominierungen und gewann einen Grammy. Glaubt man den Gerüchten, war Regisseur Andrew Stanton schon lange ein großer Fan Newmans und hat ebenso große Teile des Drehbuchs mit seiner Musik im Ohr geschrieben. Da war es keine Frage, dass er ihn auch für seinen kleinen Nemo verpflichten wollte.
Und das war eine gute Idee. Newman gelingt eine unterhaltsame Partitur von rockigen ("Darla Filth Offramp") und groovigen ("Foolproof") bis rührenden ("Lost In Fog") Tunes. Wie die Laune des Clownfischs Marlin im Film, geht es auch mit der Musik hinauf und hinab. Erstaunlich, wie gut es Newman gelingt, nicht nur Stimmungen, sondern auch Schauplätze musikalisch zu untermalen ("Sidney Harbour").
Man leidet noch einmal mit der liebenswert dämlichen Dory im Quallen-Dschungel, erinnert sich an Crush, die coole Meeresschildkröte oder Jaques, den Shrimp mit dem Reinlichkeitsfimmel. Viele Passagen sind geprägt von zurückhaltendem Jazz mit einem Hauch von Unterwasser-Exotik und dem im Hause Disney durchaus alltäglichen Edelkitsch. Daraus entsteht ein dynamischer, optimistischer Sound, der durch den Einsatz dezenter Elektronik sehr modern wirkt. Lediglich die charakterbildenden Sounds, wie zum Beispiel die Einführung der herrlich trotteligen aber dennoch furchterregenden Haie Anchor, Bruce und Chum bestehen aus den allgemein üblichen Orchester-Arrangements mit ein wenig Piano hier und da.
Doch man sollte nicht verschweigen, dass es sich eben um "echte" Filmmusik handelt - und die geht an der Ladentheke nicht gerade weg wie warme Semmeln. Da muss das UK Chart-Monster Robbie Williams eben für den großen gelben Sticker auf dem Cover herhalten: Seine Version von Bobby Darins Klassiker "Beyond The Sea" ist ein gelungener Abschluss für Film und Soundtrack gleichermaßen. Filmmusik-Kenner dürften an dieser CD den Abwechslungsreichtum schätzen, auch wenn der Soundtrack Newmans bislang kommerziellstes Werk darstellt.
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