laut.de-Kritik
Bessere Cover gibt es wie Sand am Meer.
Review von Oliver LambrechtPinguine! Überall Pinguine! In der Antarktis, im Zoo, in der Oper, im Kino: Pinguine! Die diesem Soundtrack zugrunde liegende Wichsvorlage amerikanischer Wertkonservativer soll familiäre Werte glorifizieren und den Nachwuchs auf die richtige Bahn lotsen. Dabei haben die kleinen Racker, die sich zu "Happy Feet" amüsiert in die Kinosessel fläzen, nicht einmal die Chance, abzudriften.
Vielleicht nach Genuss des Soundtracks? Keineswegs. Auf fast 48 Minuten Länge präsentiert sich die Filmmusik ebenso familienfreundlich wie auf der Filmrolle, bietet aber dennoch nichts, das ein mehrmaliges Abspielen rechtfertigen würde. Dabei beginnt der Reigen recht vielversprechend.
The Artist Formaly Known As TAFKAP steuert ein neues Lied bei. Im beschwingten "The Song Of The Heart" zeigt der kleine Prince sein großes Talent. Für sein eigenes Album sollte sich Mr. Plateauschuh jedoch ein wenig mehr ins Zeug legen. Gleich danach stellt Warner die Nachwuchssängerin Gia Farrell vor. Die versetzt Anhänger von Destiny's Child und Konsorten mit ihrer Hit-Single "Hit Me Up" in Verzückung, vereinigt ganze Soulchöre auf ihre Stimme, verpasst aber den abgefahrenen Trendzug.
Pink singt was von "Tell Me Something Good", ohne mit guten Beispiel voranzugehen. Die Spannung tendiert in Richtung Nullpunkt, an dem Brittany Murphy Queens "Somebody To Love" abschlachtet. Die Dame gibt sich ambitioniert und legt gegen Ende der Platte noch mit "Boogie Wonderland" (Earth, Wind & Fire) nach. Wenigstens Komiker Robin Williams nimmt sich weniger ernst und intoniert Frank Sinatras "My Way (A Mi Manera)" auf Spanisch.
Das Gesangsdrama nimmt mit Moulinette Nicole Kidman und Wolverine Hugh Jackman seinen Lauf. Die eine singt "Kiss", der andere "Heartbreak Hotel", und jemand irrte sich in dem Gedanken, dass man dies zusammen "mashen" sollte. Gleiches gilt für die Verwurstung von "The Joker" und "Everything I Own". Bessere Cover gibt es wie Sand am Meer.
A propos Sand. In einem verfehlten Versuch, Perlen vor die Säue zu werfen, singen die Beach Boys ihr zeitloses "Do It Again". Zum Glück beziehen sich die Jungs damit nicht auf den Durchlauf des Soundtracks. Nicht auszudenken, was sie damit anrichten würden.
Das alles nur wegen eines Films, der sich um einen tanzenden Frackträger mit mangelnden Gesangsvermögen dreht. Der putzige Protagonist Mumble muss sich sagen lassen: "We have to find our heartsongs all by ourselves. It's the voice you hear inside." Dieses Album ist es ganz bestimmt nicht. Ich empfehle die Suche an anderer Stelle.
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