laut.de-Kritik

Unterhält nur, solange PA herumwütet wie ein wildgewordener Stier.

Review von

"Hier wird abgerechnet, das Schweigen hat ein Ende. All die Enttäuschungen, Rückschläge und bitteren Erfahrungen mit falschen Freunden, die der Essener Rapper in den letzten Jahren hinnehmen musste, hat er sich für 'Eiskalter Engel' aufgespart". Laut Promotext spiegelt sich die Verbitterung, die man PA Sports in Interviews und Statements deutlich anmerkt, auch auf Album Nummer fünf wider, das passenderweise erstmals auf dem eigenen Label namens Life Is Pain erscheint.

Bereits das Intro verstärkt den Eindruck der Alle-gegen-Einen-Attitüde und PA ist sich sicher: "Nach meinem fünften Album verlieren eure Lügen ihren Glanz." Überraschenderweise nennt der 25-Jährige auf den 17 Tracks der Standard-Version keinen einzigen Namen und hält seine Abrechnung recht allgemein. Dennoch ertönen Enttäuschung und Wut allemal glaubhaft, fehlendes Herzblut kann man dem iranisch stämmigen Rapper also definitiv nicht vorwerfen.

Dementsprechend machen die Banger, Bretter und Battle-Representer, bei denen PA Sports auf überwiegend trappigen Beats fast ohne Luft zu holen auf jeden und alles ballert am meisten Spaß. Allen voran "Karma Is' 'Ne Bitch", "Kille Mit Den Lines" oder "Rap Heavyweight", wo es heißt: "Ich hab' richtige Guns unterm Beifahrersitz, besser geh' bevor die Kugel deine Halsader trifft / Packe zwei Kilo Eier auf die Messlatte drauf, bin der Typ, der Eleganz gegen S-Klasse tauscht / Für die Top 10 der Charts, erschrecke dieses Land, wie ein Moslem mit Bart, der Hip Hop-Veteran."

Das wäre alles schön und gut, würde PA nicht ein unfassbar unglückliches Händchen für Hooks beweisen. Die versaut nämlich so gut wie jeden Track. Als bestes Beispiel hierfür präsentiert sich "Auf Dem Weg": "Ob im Beamer oder im Bentley, wir rollen in deine Stadt rein / Geh' mir aus dem Weg / Ich und meine Gang, Fünf-Sterne-Suite-Residenz, wir sind auf dem Weg." Der schiefe Gesang lässt sich schwer schriftlich darstellen, von einer Hörprobe sei aber definitiv abgeraten.

Abgesehen von "All Day" mit dem neuseeländischen R'n'B-Sänger Donell Lewis, der das tut, was ein R'n'B-Sänger in Deutschrap-Songs halt so tut, erweisen sich die übrigen Tracks als klassische Themensongs. Und da fängt es an wehzutun. "Azizam", was übersetzt "Schatz" bedeutet, ist für die Angebetete bestimmt ganz toll. Als Unbeteiligter muss man aber entweder eine Menge Empathie besitzen oder versuchen, den aufsteigenden Würgereflex zu unterdrücken.

"Scherbenpuzzle", der grausige Name lässt es bereits erahnen, trieft nur so vor Selbstmitleid, musikalisch perfekt untermalt von Klavier und jammernden Synthies: "Zu viele Menschen, die profitieren von meiner Hand, doch jedes Mal wenn ich am Boden lag, ging keiner ran." Taschentücher bereithalten! "Zendegi", das so orientalisch anmutet wie es der Titel verspricht, richtet sich gegen die Gefühlskälte der Gesellschaft und auch "Meine Werte" (Eltern stolz machen, dickes Auto fahren, Platten vergolden) verkommt zu gefühlt schon tausendmal gehörten Plattitüden.

Keine Frage, PA Sports kann rappen und singt sogar, ganz ohne Autotune, recht solide. "Eiskalter Engel" unterhält allerdings nur, solange der Protagonist herum wütet wie ein wild gewordener Stier. Geht er Kollabos mit anderen Rappern oder Sängern ein, gleicht das häufig einem Griff ins Klo. Ob er zu sanften Gitarrenklängen mit Kianush und Amir der Sänger über blutende Brüder wehklagt oder mit Manuellsen dem Ruhrpott als "einzige[m] Ort, der immer echt bleibt", huldigt: Wirklich spannend klingt das alles nicht.

Vorzeigemodell für ein Feature ohne Grund: "Sommer" mit Kurdo und Lieblings-Rebell KC. Als hätten sich die drei im Studio zum gemeinsamen Brainstorming getroffen und nach endlosem Herumsitzen sagt einer: "Es ist ja so heiß draußen ...", darauf der nächste "Ja man, richtig krasser Sommer" und dann der dritte: "Ey, lass' mal den Track so nennen!" Dumm nur, wenn sich die Gäste dann nicht so richtig ans Konzept halten: Während PA Sports irgendwas von Pool-Partys und Lammgrillen schwafelt, wichsen sich KC und Kurdo lieber einen auf ihren ach so krassen Werdegang.

Eingefleischte Anhänger werden mit "Eiskalter Engel" sicher ihren Spaß haben. Auch wenn das Album durchaus seine Momente hat und es sich bei PA um einen mehr als nur passablen Rapper handelt, bleibt wenig bis gar nichts des Gehörten hängen. In seiner Gesamtheit sticht Album Nummer fünf leider kaum aus der Masse mittelklassiger Deutschrap-Alben hervor, die schneller wieder in der Versenkung verschwinden als du "Füllmaterial" sagen kannst.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Auf Dem Weg
  3. 3. All Day
  4. 4. Meine Werte
  5. 5. Scherbenpuzzle
  6. 6. Karma Is' 'Ne Bitch
  7. 7. Rap Heavyweight
  8. 8. Azizam
  9. 9. Zendegi
  10. 10. Verblendung
  11. 11. Fernglas
  12. 12. Sommer
  13. 13. Kille Mit Den Lines
  14. 14. Battlefield Life
  15. 15. Alemania Westside
  16. 16. Rap Heavyweight 2
  17. 17. Am Ziel

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT PA Sports

Kaum aus dem Sandkasten heraus, begeistert sich PA Sports bereits für Hip Hop. Im Alter von zwölf Jahren haut er nachts ab, um bei verschiedenen Freestyle-Battles …

13 Kommentare mit 29 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 8 Jahren

    mangelnde produktivität oder fehlenden ehrgeiz kann man pa sports wahrlich nicht absprechen. ebenso hat er auch desöfteren starke beatbauer an seiner seite, verschreckt jedoch trotz harter ansagen ebenso oft mit nicht klar definierter themenwahl, die mit einer übermäßigen schicht kitsch übergossen wird
    ist der "eiskalte engel" nun also wirklich ein solcher oder endet er in einer brühe aus emotionen und drama? die folgenden zeilen werdens zeigen

    frohen mutes stürze ich mich ins "intro" wo der schmerz pa's "herz brennen" lässtgeht ja schon gut los..ruhige, gedämpfte töne begleiten pa's recht aggressiv vorgetragenen rappart, der recht wahllos möglichst deepe phrasen dem hörer entgegenschmettert und wird er "auch morgen ermordet sind diese worte für immer und ewig in deinem ohr drin".
    kuriose annahme seitens pa's, denn in meinem ohr oder deren zwei hält sich das geplätscher sicher nicht

    in track nummer 2 ist pa sports "auf dem weg" street-level einzuschlagen. der spartanische, dennoch eingängige beat ist harmlos, pa ist nicht "der mit dem du heute nacht intim wirst"
    diesmal eine realistische annahme von ihm, weiter so

    bei "all day" holt sich pa gesangstechnische unterstützung mit einer derart austauschbaren, gelackten hook, das die weiteren zeilen pa's in einer melange aus stakkatochören und claps versinken.
    rapmäßig unspektakulär, aber hörbar
    ich sollte es genießen, denn noch sind das ja "representer" oder zumindest "härtere" tracks...

    "meine werte" schlägt in eine ähnliche kerbe ist aber vorallem eines: strunzlangweilig
    monoton-seichtes klimpergefriemel begleitet die langatmigen parts und "für eine konfrontation mit pa seid ihr noch nicht bereit", mag angesichts der eintönigen vorstellung sogar stimmen.

    besserung ist aber weiterhin nicht in sicht und so verkommt das "scherbenpuzzle" zu einer pianogeschwängerten gefühlsduselei vom allerfeinsten. saftlos und unspannend quält sich pa durch die von plattitüden übervölkerten zeilen

    "karma is ne bitch" versucht das tempo wieder anzuziehen. "sie wünschen sich dass pa durch den schuss einer pistole stirbt"..nein sicher nicht, ich wünsch mir doch nur wieder mehr esprit und zug nach vorne..ist das zuviel verlangt? raptechnisch präsentiert sich pa druckvoll , nutzt mir aber aufgrund des laschen soundbilds und langweiligen texts nichts

    bei "rap heavyweight" ist pa "am mic viel zu wild" und erschreckt dieses land "wie ein moslem mit bart", der "hiphop-veteran". außer solcherlei phrasendrescherei bekommt man aber leider nichts geboten, jedoch ist der songtitel programm, auch im bereich des vortrags und der zwar nach einer zeit monotone beat kann wenigstens durch ein paar druckvolle bässe bestechen. richtig interessant ists aber auch nicht

    nach so viel action brauchen wir natürlich eine verschnaufspause, genannt "azizam". auf einem unerhört ereignislosen beat hebt pa seine liebste in den himmel oder auch genauso austauschbarirgendeine die er vermutlich auf einer toilette der essener partymeilen kennengelernt hat. textlich wirkt es als hätten motrip, bushido und massiv ihre schwülstigsten liebesreime in einen topf geworfen und pa sports gegeben. wirklich zum abschalten

    wer nach diesem ärgernis sich einigermaßen beruhigt und wieder eingeschaltet hat bekommt "zendegi" geboten. auf einem schleppenden, doch gar nicht üblen, da relativ melodischen klavierbeat (schon wieder..) säuselt pa über die gesellschaft. "wir hustlen uns durch diese kranke welt" - "meine ohren bleiben taub, meine narben reißen auf"und derlei aussagen, die so gar nichts aussagen. in punkto "taub" hat er mich aber indirekt angesprochen, wenns so weiter geht..mit schaudern schalte ich zum nächsten track

    zusammen mit kianush, der sehr hungrig aus dem mittlerweile doch schon sehr lahmen eindruck herausragt, sinniert pa bei "verblendung" unaufgeregt über das leben und rechnet mit der frauenwelt ab. der beat ist entspannt und passt sich dem auftritt der beiden dennoch an. in der hook gibts das übliche gekrächze eines sängers

    pa schwingt sich in "fernglas" zum weisen ratgeber auf, der der jugend einige ratschläge mit auf dem weg gibt. "wissen ist macht", "du musst die zeichen erkennen" und so geplänkel. nette idee auch aufgrund der fanbase aber leider sehr ideenlos und beattechnisch langweilig umgesetzt

    mit kurdo und kc rebell läuft pa in "sommer" wie 50 cent durch sein stadtteil" (hoffentlich aber in finanziell besserer lage), "meine schweißperlen tropfen auf die nike air" und "deutscher rap ist energie": sicherlich aber doch nicht so. uninspirierter gitarrensound untermalt diesen uninteressanten track. die features sind auch nicht besonders erwähnenswert. kc bleibt "bis zum ende in den drecksgossen" und pumpt "eiskalter engel aus den benz-boxen"
    na dann VIEL spaß...

    "kille mit den lines" bringt wieder mehr power in diese müde veranstaltung oder versucht es zumindest. ein battletrack mit nüchtern betrachtet langweiligen beat aber in einem punkt hat pa recht: auch ich werde "langsam nervös". wird auf diesem album nicht ein gelungener track zu finden sein?

    bei kinofilmen gilt battlefield earth als einer der schlechtesten filme aller zeiten, ist aber zumindest amüsant
    "battlefield life" mit boz ist tatsächlich einer der besseren tracks dieses albums (wenn das was heißen soll), aber leidlich amüsant noch unterhaltsam. zwar ist der drölfte klavierbeat durchaus in ordnung und auch boz liefert einen soliden part, eine gewisse langweile lässt sich aber nicht leugnen. es geht um zwischenmenschliche konflikte und das wars dann auch wieder. sagte ich, dass sei einer der besseren tracks?

    bei "alemannia westside" mit manuellsen gibts dann noch mal eine steigerung. eingängiger beat, guter auftritt der beiden auf der nrw-hymne. mir ist aber weiterhin egal ob manu das ganze zu macht. so kurz wie diese trackwertung ist aber auch meine spieldauer eben dieses

    bei "rap heavyweight 2" gibts nochmal soliden battlerap auf einem unspektakulären beat. pa schießt scharf und reißt dennoch nicht mit.
    wieso überhaupt teil 2 auf dem gleichen album? war sich pa ob der qualität des ersten bewusst und liefert gleich vorsorglich nach oder ist das jetzt der ultimative battlesound. wenn dem so ist dann schau ich lieber anglern an nem trockengelegten see zu.

    doch ENDLICH sind wir "am ziel". der beat stammt von featuregast raf camora und ist zwar nicht sonderlich aufrüttelnd aber recht angenehm zu hören und somit klar einer der besten. pa sports liefert nochmal recht deepe lines und hat "mit falschen menschen viel zu viel geteilt". die hook von raf ist wie von ihm gewohnt melodisch und hörenswert. brauchbarer track der aber als versöhnlicher abschluss nicht ausreicht
    oder um es mit pa's worten zu sagen: es wird zeit zu vergssen, einmal lachen bitte"

    pa sports ist ein talentierter rapper, der auch textlich manchmal gute ideen hat, jedoch ist dieses album über weite strecken fast unhörbar aufgrund einer unsäglichen monotonie und schleppenden vorträgen
    die deepen tracks sind zu lasch, die battletracks zu kraftlos, überraschungen gleich null und dass gjana khan, der in der vergangenheit für einige gute pa sports tracks zuständig war nicht mit von der partie ist, macht das ganze auch nicht besser

    1/5

  • Vor 8 Jahren

    sommer ist ja mal ein übertrack! ansonsten ist es schade das er nicht mehr mit gjana arbeiten wird...