laut.de-Kritik

... und jährlich grüßt das Murmeltier.

Review von

Treffen sich vier Musikredakteure. Jeder darf in eins der letzten vier Solo-Alben von PA Sports reinhören und es anschließend bewerten. Zu welchem Ergebnis kommen die vier wohl? Richtig: Es klingt immer gleich. Egal, ob "Streben Nach Glück", "H.A.Z.E.", "Eiskalter Engel" oder jetzt "Verloren im Paradies" draufsteht ... und jährlich grüßt das Murmeltier.

Dabei begrüßt uns PA Sports im "Intro" auf ungewöhnliche Weise. Die ersten zwei Minuten spricht der Irani einfach nur auf einem seichten Hintergrundblues. An sich wirkt das authentisch, an dieser Stelle eine schöne Idee. Nur leider kommt der Essener in der letzten Minute auf die Idee, dem Track mit Gesang den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Auch auf "Teflon" erschließt sich mir die Relevanz der gesungenen Hook von Moé Phoenix nullkommanull. PA feuert hier in seinen Strophen wirklich mehr als passable Zeilen ab, und dann kommt Moé mit folgender Hook: "Ich trage das Teflon und dann, dann, dann besuch' ich dich und es macht bam, bam, bam, ich hol', was mir zusteht, wenn nicht mit Rap, mit was dann?" Ja, mit was dann, fragt man sich?

Vielleicht findet sich die Lösung auf dem "Highway To Hell". Der Song trägt stark autobiografische Züge und markiert mit sehr reduziertem Beatgerüst eines der wenigen Highlights der Platte. Zu denen zählt auch der Titeltrack "Verloren Im Paradies", der aufgrund des Inhalts durchaus hörenswert erscheint. PA übt darin Gesellschaftskritik. "Handygeräte sind noch lange keine Manager / wir sind im Internet und erschaffen unsere Charakter / verlieren den Bezug aufgrund niedriger IQs / aber guck' doch mal im Spiegel, dieser Typ da, der bist du."

Im Westen nichts Neues geht bei "Verloren Im Paradies" getrost als Motto für die Anordnung der einzelnen Songs durch. Gerade hat man sich von einer der vielen unsäglichen Hooks erholt und schwebt, dank einer guten Handvoll Battle-Tracks, auf Rap-Wolke sieben, da grätscht PA schon wieder mit einer Melodram-Nummer herein. So geht es mit der Stimmungslage für den Hörer immer wieder auf und ab.

Einer der angesprochen Battle-Tracks verbirgt sich hinter "HSHC" mit Feature von Kollegah. Streicher-Beat und Boom-Bap plus die Delivery von PA und vor allem Kolle ("Ich mach' Markus zu Tierfutter-Sticks, denn ich find' den Staiger-Absturz wie ein Suchhund im Gebirgsschluchtabschnitt") machen das Stück zu einem wirklich guten. Überhaupt gelingt die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern durchaus. Azad liefert auf "Reality" ab, RAF Camora und Bonez MC auf "Sie Will". Fast alle Gäste zeigen ihre gewohnte Normalform.

Auffällig viele Lieder beschäftigen sich thematisch mit Frauen, wenn auch in ganz unterschiedlicher Ausprägung. Während es in "Zik Zak" noch recht prollig heißt "Wenn du bei den Weibern auf rich machst, doch eigentlich nichts hast", huldigt PA Sports nur Sekunden später in "Beyonce" der Damenwelt: "Wenn ich irgendwann mal Filme fürs Kino dreh', sei meine Beyonce". Glaubwürdigkeit sieht irgendwie anders aus. Das gleiche Spiel gibts weiter hinten noch einmal. Zunächst mit "Sie Will", worauf "So Weit Weg" folgt, womit wir wieder bei der fragwürdigen Titelreihenfolge wären.

Gegen die Instrumentals bleibt im Großen und Ganzen nichts einzuwenden. Mal hart, minimalistisch reduziert und ohne viel Tamtam, mal vermitteln sie entspanntes Sommerfeeling. Auf jeden Fall sorgen die Beats als einzige Komponente des Albums für ein bisschen Abwechslung. PA sieht sich auf einigen langsameren Tracks allerdings dazu genötigt, sich mit seinem Flow anzupassen, und murmelt wirklich teilweise nur seinen Text vor sich hin. Vielleicht stellt er es sich genauso seelenruhig im Paradies vor. Wenn dem so sein sollte, möchte ich mich nicht dort verlieren.

PA Sports legt, wieder einmal, ein Album vor, das in dieser Form eigentlich nicht hätte sein müssen. Hätte er nur einziges Mal die Kritiken zu seinen letzten Platten gelesen, er hätte einige Fehler wie die meist nervigen Gesangs-Hooks sowie die teilweise falsche Konzeption des Albums vermeiden können. Die Ansätze beim Essener sind allemal gegeben. Die CD hat auch auf inhaltlicher und persönlicher Ebene etwas zu bieten und birgt zwei bis drei erfrischende Representer.

PA Sports-Anhänger kommen also auf ihre Kosten, alle anderen bleiben wohl eher "Verloren Im Paradies". Ob man da so einfach wieder herauskommt?

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Teflon feat. Moé Phoenix
  3. 3. Millionäre
  4. 4. Highway To Hell
  5. 5. Zik Zak feat. KC Rebell & Summer Cem
  6. 6. Beyonce
  7. 7. Verloren Im Paradies
  8. 8. Blangster feat. Kianush, Mosh36 & Moé Phoenix
  9. 9. Keine Zeit
  10. 10. Bestie feat. Mosh36
  11. 11. Hshc feat. Kollegah
  12. 12. Reality feat. Azad
  13. 13. Sie Will feat. Raf Camora & Bonez MC
  14. 14. So Weit Weg
  15. 15. Ich Bin Da
  16. 16. Vision
  17. 17. Anfang 30 feat. Jahy

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