laut.de-Kritik

Die Stücke toben sich im Metheny-typischen Jazz aus.

Review von

Die Aufnahmen zu "Day Trip" stammen von 2005, also noch aus der Zeit vor den beiden Alben mit Brad Mehldau. Während "einer laufenden Tour hatten wir einen freien Tag. Ich sagte: 'Lasst uns an diesem Tag ins Studio gehen und alle neuen Stücke in einem Rutsch spielen'. Im Gegensatz zu unseren damaligen Live-Gigs haben wir den Charakter jedes Stücks wirklich herausgearbeitet. Am Ende stand dann diese Platte", berichtet Metheny über die Entstehungsgeschichte.

Dass "Day Trip" die Chronologie seiner Veröffentlichungen durcheinander wirbelt, soll dabei nicht weiter stören, denn die Kollaboration mit Mehldau war für Metheny lediglich "eine entspannte Zwischenmahlzeit", vermutet der Jazzthing Autor Wolf Kampmann. Dann sollte ja eigentlich nichts schief gehen, sollte man meinen.

Tragischerweise geht auch dieses Mal nichts schief, und wer Metheny kennt, kennt auch "Day Trip". Das ist einerseits schade, da die künstlerische Progression Methenys schwer nachvollziehbar bleibt, andererseits kann man darin eine Beständigkeit erkennen, die Verlässlichkeit auf hohem Niveau garantiert. Ich persönlich neige zur Überhörtheit.

Für frischen Wind und einige Reggae-Affinitäten sorgen der trommelnde Sanchez und seine mexikanischen Wurzeln. Reicht in "When We Were Free" noch "ein einziger präzise platzierter Schlag, um aus dem ganzen Stück nachträglich eine Reggae-Nummer zu machen", wie Kampmann glaubt zu erkennen, gesteht "The Red One" die Reggae-Roots offen ein. Die Mehrheit der Stücke tobt sich jedoch irgendwo im Metheny-typischen Jazz aus, ohne seine narrative Tonkunst dabei in Frage stellen zu wollen.

Mit "Is This Amerika?" platziert Metheny ein politisches Statement im Bezug auf den Hurrikan Katrina: "Wir waren auf Tour, als das passierte und verfolgten die Ereignisse im Fernsehen. Für mich war als einer der peinlichsten Momente der modernen amerikanischen Geschichte, den plötzlich sahen die USA schlechter als ein Land der Dritten Welt aus. In vieler Hinsicht sind wir ja wirklich ein Dritte-Welt-Land. Dieses Stück ist für mich weder traurig noch fröhlich, schön, hässlich oder irgendwas. Er formuliert einfach nur eine Frage, die wir uns alle stellen müssen. Ist das wirklich das Amerika, in dem wir leben? Ich habe noch keine Antwort. 'When We Were Free' geht in eine ähnliche Richtung."

Über die Livequalitäten, die das aktuelle Trio auf Bühnen beweist, überschlagen sich unabhängig von "Day Trip" die Presselorbeeren: "Metheny teilt seine musikalische Seele mit zwei der besten Musiker ihrer Generation", "... spielten mit telepathischer Virtuosität", "... eine gemeinschaftliche Tour de Force, die Standing Ovations verdient hat".

Auf die deutschen Tourneedaten darf man sich also freuen, Pat Metheny tut es schließlich auch. "Für mich ist jeder Abend als würde ich das erste Mal überhaupt spielen - und ich werde spielen, als wäre es das absolut letzte Mal. Christian und Tony haben ganz ähnliche Maximen wie ich. Sie sind Geschichtenerzähler mit einem feinen Sinn für Interaktion."

Trackliste

  1. 1. Son Of Thirteen
  2. 2. At Last You're Here
  3. 3. Let's Move
  4. 4. Snova
  5. 5. Calvin's Keys
  6. 6. Is This America?
  7. 7. When We Were Free
  8. 8. Dreaming Trees
  9. 9. The Red One
  10. 10. Day Trip

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Ich würde dir gerne was schreiben, aber ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll. Das neue PM-Album werde ich mir vielleicht anhören. Wenn ich einen neugierigen Tag oder sonst gerade keine besseren Dinge zu tun habe.
    Also im Kern: Pat Metheny hat mich noch nie sonderlich interessiert. Über viele Jahre von sicher ebenso vielen Kritikern hoch gelobt, ist er -wie man so schön sagt- "an mir vorbei gegangen". Das eine oder andere seiner Fusion-Music hab ich schon gehört, bleibt bei Freunden oder Bekannten nicht aus, wenn man sich über Musik unterhält und ein paar Alben auflegt.
    Aber zünden wollte das eben nicht, obwohl ich "Speaking Of Now" als wahres Schönklangmonster in Erinnerung habe.
    Sorry Kai, recht viel Text für einen, der eigentlich nicht viel zu diesem Album zu sagen hat. :o