laut.de-Kritik
Was ist bloß in die Kalifornier gefahren?
Review von Michael SchuhIs This It? Die neue Phantom Planet? Echt? Was ist bloß in die Kalifornier gefahren, verdammt? Unausweichlich kreisen solcherlei Fragen über dem neuen, dritten und gleichnamigen Phantom Planet-Album. Drei Jahre nach dem bemerkenswert himmelsstürmenden und sonnenbrillentauglichen Pop-Manifest "The Guest" vollzieht die Band einen so abrupten wie unnötigen musikalischen Richtungswechsel. Wo genau jetzt die Gründe dafür liegen, dass Phantom Planet 2004 so klingen, als hätte ein lustloser Steve Albini ein paar alte Strokes-Outtakes produziert, weiß der selige Himmel.
Die Frage, die sich die Band aber offensichtlich stellte, als sie sich in die Wälder von New Jersey zum Komponieren zurück zog, lautet "Whatever Happened To My Rock'n'Roll?" und ihre Vorstellung dessen kriegen wir hiermit zu hören. Unglaublich, wie aggressiv einen Mutter Natur drauf bringen kann. Phantom Planet rückkoppeln plötzlich mindestens so böse wie die White Stripes und sind gleich zu Beginn so frei, uns mit "The Happy Ending" eine noch nicht komponierte B-Seite der Strokes vorzustellen.
Überhaupt scheint Julian Casablancas einen nicht unerheblichen Einfluss auf die stimmliche Entwicklung von Alexander Greenwald ausgeübt zu haben, der seinen Vortrag neuerdings ähnlich uninspiriert abgibt. Das ist schade, denn im Gegensatz zu Casablancas kann er auch anders. Neben dem bereits vor Aufnahmebeginn abhanden gekommenen Drummer und Ur-Phantom Jason Schwartzman stieg nun pünktlich zur Album-Veröffentlichung auch Gitarrist Jacques Brautbar aus.
Es ist reine Spekulation, aber vielleicht hatte er einfach die Schnauze voll davon, dass auch Saiten-Kollege Darren Robinson immer mehr wie Albert Hammond Jr. klingen wollte. In "1st Things 1st", dem besten Song des Albums, stört dies kurioserweise kein bisschen. Ansonsten bleiben Phantom Planet leider meist seltsam diffus. Zwar entfaltet der irre scheppernde Basslauf der Single "Big Brat" nach einigen Durchläufen ernsthafte Rocker-Qualitäten, und auch im Bolzer "Badd Business" und dem Melancholie trunkenen "Knowitall" verstecken sie geschickt alte Pop-Trademarks. Bei einer Band wie Phantom Planet muss da aber einfach mehr kommen.
Den Segen für ihr dreckiges Treiben holten sie sich übrigens von Dave Fridmann, der als Produzent der Flaming Lips auch keinen Ruf als Garagenkenner zu verlieren hat(te). Klingt also alles sehr nach allgemeinem Feldversuch. Auch wenn das zarte "After Hours" am Ende beinahe wieder versöhnt, "Phantom Planet" ist ein lautes und reichlich verworrenes Rock-Puzzle, wie das auf Rizzi getrimmte Cover-Artwork eigentlich schon andeutet. "One day you could find yourself suddenly underneath a guillotine", singen sie an einer Stelle. Das Messer ist scharf, Jungs.
15 Kommentare
Da sind sie wieder Phantom Planet. Wer erinnert sich noch? „Caaaalifornia….california….here we come!!“ genau das war 2002. genau vor 2 jahren. Es war auch frühling..zumindest sollte er kommen...man sprach von einem super sommer und am ende waren wir alle unter wasser. Gut genug. Jeder weiß bescheid. Also phantom planet sind zurück…und somit also wohl das frühlingsalbum anno `04.
Platte aufgelegt…und … es beginnt zu klopfen. Nein das ding stampft ja?! Phantom Planet? Schnell noch mal auf die Promohülle geschaut. Ja wirklich Phantom Planet. Na ok…wohl drogen im spiel, oder so was. Aber dann doch erkannt! Der gesang setzt ein…“the happy ending“ guter titel eines auftaktsongs..wahrlich. Klasse!!! Wunderbar klingende rumpelkammer…war im nachhinein nicht das letzte mal das mir diese metapher in den sinn kommen sollte. „Badd Business“ rumpelt auch ganz schön durch die Vorplatztür…verzerrte gitarre paaren sich mit einem überdrehten schlagzeug. Aus!
BUMM!!! „Big Brat“ beginnt. Drumcomputer auf 3000 gestellt….und los geht die reise auf der ersten Single des Albums. Hammersong! „Stand back!!!take that and that …your always up to no good!“ Der song den so vielen schreiben wollen aber nicht schaffen...ein grower ganz klar...aber was für einer. Das klingt nicht mehr nach Abbey Road wie noch auf dem zweitwerk –THE GUEST- sondern nun eher nach new york…oder besser new york im gleichschritt mit klasse madchester tunes und dem versifften london um 1990.
„1st things 1st“ midtempo stück mit zeitweiligen ausbruch. Tanzfläche nein aber sonst.
Schön das es bands gibt die es schaffen alben aufzunehmen, die man von den strokes immer erwartet hat.
„You’re not welcome here“…track 6 ..erinnert unvermeidlich an the cure….fast schon frech dieser text in verbindung mit diesem orchestralen gebrumme. Immer wieder schlagzeug. Jason Schwartzmann (als schauspieler in us ein tv star + low budget hero)…noch teilweise an den Drums + sein ersatzmann..name?...geben hier etwas her…mein gott. !
„By the bed“ erinnert dann doch wieder an die ekelhaften weezer…warum jungs. Darüber sind wir doch eigentlich schon weg. Richtung schluss wird es dann wieder gruselig gut, sogar mit 80’ies drums und so weiter. Ja so was braucht man halt derzeit für den NME! Dunkel und immer wieder bumm. Vielleicht zu spät für den Garagen hype..na dann halt mehr! Album top.
2004 bekommen wir also noch eine größere flutwelle. Meinetwegen gerne
Erscheinungstermin: 24. Mai 2004.
Wer sein Album selbstbetitelt, macht doch in der Regel ohnehin die totale Selbstfindung durch...
oder er ist total unkreativ
Ich habe mir heute, trotz des nicht besonders positiv ausgefallenen laut.de review, die CD gekauft. Ich hab das Album erst 1 mal durchgehört und ich finds ziehmlich gelungen.
Scheisst aufs review und kauft die CD! es lohnt sich
das mit den strokes ist ganz schön hart.
inwiefern?