laut.de-Kritik
Auf jeden Fall halbgar.
Review von Connor Endt"You’re Not A Bad Person, It’s Just A Bad World" lässt einen zwiegespalten zurück. Die neun Songs der Platte vermischen Pop-Punk mit Synthesizern, balladeske Akustik-Nummern mit Feelgood-Sommersongs. Dabei klingt der Gesamtsound überwiegend wie das letzte Jahrzehnt, als weiße Jungs aus amerikanischen Vorstädten noch MTV bevölkerten: insgesamt alles sehr clean, die Gitarren könnten auch von Blink 182 oder Zebrahead stammen.
Die Stärke der kanadischen Band sind eingängige Refrains mit Kopfnicker-Garantie ("Love Is All I Bring“, "Moving On“). Man könnte auch sagen: immer wenn Rare Americans einfach Pop-Punk spielen, geht die Gleichung auf. Das Album will aber so viel mehr sein und der Hybrid aus Pop-Punk und Hip Hop-Elementen zündet nur bedingt.
Das zeigt sich ganz eindrücklich auf „Lose My Cool“. Dort heißt es im Chorus: "You're fucking with my mood, I'm not normally rude/But I'm almost at the brink of coming unglued, and I'm about to lose my cool“. Die Verse des Songs werden aber so kraftlos vorgetragen, dass hier überhaupt kein Punch entstehen kann. Wo ist denn die angekündigte Pöbelstimmung? Über die lyrische Qualität des Textes lässt sich auch streiten - und das nicht nur bei dieser Nummer.
Letztendlich fragt man sich, welche Zielgruppe hier eigentlich bedient werden soll. Es gibt überzeugendere Rapper mit Midwest-Emo-Instrumentierung, kauzigen Synth-Pop findet man bei MGMT, die Fusion der genannten Stile haben Twenty One Pilots schon vor Jahren überzeugender bedient. Das heißt nicht, dass "You’re Not A Bad Person, It’s Just A Bad World“ keine gelungenen Momente hat. Irgendwo gibt es sicher jemanden, dem die Musik der Kanadier etwas geben kann. Vielleicht passen die Songs auch eher als Einzelstücke in verschiedene Spotify-Playlists. Ein stimmiger Gesamteindruck mag jedenfalls nicht aufkommen.
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