laut.de-Kritik

Socken-Umdrehen ersetzt das Waschen nicht.

Review von

"Kennt mich hier keine Sau?", fragte Rea Garvey neulich in unserer Lieblings-Casting-Show "The Voice of Germany" in die Runde. Man amüsierte sich köstlich. Denn wer kennt nicht Rea Garvey, seines Zeichens berühmter Coach, Jury-Mitglied und Ex-Reamonn-Frontman?

Es gibt sie, und es gibt sie zahlreich: die Ignoranten und Banausen. Sie verwechseln Rea mit Gitarren-Ikone Chris Rea, sie verwechseln Rea mit Xavier Naidoo - wie kann man nur!
Der Berliner Ire mit dem wohl gestutzten Bart selbst verwechselt höchstens einmal Buchstaben oder Wörter, ansonsten ist er ein sympathischer Kerl.

Doch was macht er so? Auf keinen Fall zurück zu Reamonn, das stellte er vor einiger Zeit im laut-Interview klar. Dann doch lieber Solokarriere - mal was Neues ausprobieren. Leider war das erste Soloalbum "Can't Stand The Silence" aus dem Jahr 2011 nicht wirklich eine Musikrevolution, eher eine Reamonn-Neuauflage ohne den Rest vom Fest. Warum auch nicht? Verkauft sich ja auch gut, das Zeug.

Das neue "Can't Stand The Silence - The Encore" ist jedoch bereits die Neuauflage der Neuauflage - da ist dann langsam Schluss mit lustig. Immerhin: Fünf neue Songs sind mit von der Partie, käuferfreundlich sogar durch rote Farbe kenntlich gemacht. Ist halt doch ein Ehrenmann, dieser Rea: Man stelle sich vor, man kauft aus Versehen beide Alben! Schöne Scheiße!

Der erste Neue, "Wild Love", kommt angenehm beschwingt daher. Recht eingängiger Pop, kein Wunder, ist ja auch die Single zum Album und damit klar massentauglich, 80er-Synthies inklusive. Ansonsten viel lalala, musikalisch wird der Drummer am meisten gegähnt haben. Im Großen und Ganzen aber annehmbar.

Song vier, "Love Someone" ist da eine ganze Spur ruhiger, zumindest anfangs. Das Ganze steigert sich jedoch ebenso kunstlos wie kontinuierlich. Doch gerade als man sich entspannt zurücklehnen will um endlich schöne Rockmusik zu genießen - der Rückfall. Es dauert lange, bis sich der Song davon erholt hat, trotzdem dürfte sich der ein oder andere (Ex)-Reamonn-Fan für den Sound begeistern können.

"Follow Your Heart" ist dagegen leider nix, oder wie Herr Garvey es ausdrückt: "I Fucked It Up Tonight". Der Tiefpunkt: Peinliche Dubstep-Einmischungen zur Songmitte hin. Zielsetzung? Dubstep-Fans die Tränen in die Augen treiben oder eigene Fans vergraulen? Mit Ausnahme dieses Kunstgriffs ins Klo ist der Rest eher nichtssagend, "Live Up Ahead" reiht sich da nahtlos ein.

Aber wer denkt, das wars jetzt, täuscht sich. Denn es gibt: Den Bonustrack! Und der ist der Titelsong zum Film "Die Rache der Wanderhure". Der Song läuft zwar langsam an, gestaltet sich dann im Verlauf jedoch durchaus hörbar. Endlich kein Schmalspur-Pop mehr. Spätestens im letzten Drittel des Songs wird es dann geradezu dramatisch. Vielleicht fragt ja demnächst Disney an und Rea wird künftig auch noch mit Phil Collins verwechselt?

Trackliste

  1. 1. Can't Stand The Silence
  2. 2. Wild Love
  3. 3. Colour Me In
  4. 4. Love Someone
  5. 5. Heart Of An Enemy
  6. 6. I Am
  7. 7. Hole In My Heart
  8. 8. Sorry Days
  9. 9. Follow Your Heart
  10. 10. How I Used To Be
  11. 11. My Child
  12. 12. Life Up Ahead
  13. 13. Save A Life
  14. 14. Take Your Best Shot
  15. 15. End Of The Show
  16. 16. Rise Before You Fall

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