laut.de-Kritik
Crowleys Geist in H.P. Baxxter.
Review von Manuel BergerKannibalen aus dem 18. Jahrhundert, Plastikteufel, Blueshexen, verrückte Hutmacher, Wolfsmänner, Geisterbahn ... Willkommen in Rob Zombies neuestem musikalischen B-Movie. Sleazy Rider cruist mit Megafon zwischen den Zotteln auf dem Chopper durch die Unterwelt, als wäre der Geist Aleister Crowleys in H.P. Baxxter gefahren.
Die Devise ist klar, sicherheitshalber erklärt sie Großmeister Zombie uns aber noch einmal in "Shake Your Ass-Smoke Your Grass": Keine Zeit für Jesusfreaks und Hirnwäsche, lieber Arschwackeln und einen durchziehen. Erlaubt ist, was gefällt, denn: "I stitch it all together with super glue." So schleichen sich im selben Song Blueslicks zu Industrial-Ästhetik à la Manson. Funk-Wah-Gitarren und Oldschool-Hip Hop-Break mit Scratching-Effekt landen inmitten des brachialen Metalmonsters "The Triumph Of King Freak (A Crypt Of Preservation And Superstition)". Bei "18th Century Cannibals, Excitable Morlocks And A One-Way Ticket On The Ghost Train" prallt beschwingter Country mit Mundharmonika, Banjo und Bottleneck auf übersteuerten Noiserock.
Zombie streut auf "The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy" mehr stilistische Gewürze denn je in sein Potpourri. Trotzdem kommen die Stücke wirkmächtiger und weniger zerfasert als auf "The Electric Warlock Acid Witch Satanic Orgy Celebration Dispenser" von 2016. Sie wirken fokussierter und geduldiger strukturiert, zünden besser, haben mehr Wucht, nehmen sich Zeit. Glich der Vorgänger eher einem Streubombenangriff mit Hit-and-miss-Prinzip, haben wir es jetzt mit einem Gewittermassiv voller Blitze zu tun. Stroboskopartig zucken etwa durch "Crow Killer Blues" Trap-Hi-Hat, Samples und Soundeffekte, ohne den von dröhnenden Vocals und John 5s "Slayer-turned-Blockbuster"-Riffs getragenen dunklen Wolkenberg aufzulösen.
Zwischen den Szenen des Zombiefilms flackern wie kurze psychedelische Werbepausen instrumentale Interludes. Sie bieten Raum für weitere Experimente. Sieben Stück gibt es davon – Ideenschnipsel, die in ihrer Funktion als Transitions zwar zu wenig Substanz mitbringen, um für sich selbst zu stehen, aber für noch mehr Farbe im Albumkosmos sorgen. Gerade bei der angedeuteten Akustikgitarrenballade "The Much Talked Of Metamorphosis" fragt man sich, wie es wohl klänge, würde Robert Bartleh Cummings solche Skizzen weiter ausbauen. Aber das geschieht zumindest auf diesem Album noch nicht. Vielleicht blieb hier etwas Potential liegen.
Andererseits: Warum sollte Rob Zombie sein Grundrezept aufbrechen, wenn er doch nach wie vor der unangefochtene King Of Groove im Metal ist und seinen Trademark-Stil auf "The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy" so spaßig rüberbringt wie vielleicht tatsächlich seit "Hellbilly Deluxe" nicht mehr? Die Hooks von "Shadow Of The Cemetery Man" und "The Ballad Of Sleazy Rider", das Jaulen in "The Eternal Struggles Of The Howling Man", das King-Kong-Gehabe bei "King Freak..." – all das dürfte bei Fans auf offene Ohren, willige Kehlen und Tanzbeine stoßen. Genau wie die Wimmelbildern ähnelnden Texte: Zombie schippert im gelben U-Boot der Beatles, schaut japanischen Atommonstern beim Drachenfressen zu, besucht Sherlock Holmes, träumt mit Davy Jones und stellt Dragula seinen Blaxpoitation-Vetter Blacula zur Seite. Dazu kommt das Samuel L. Jackson-Phänomen: Sogar debile Auszählreime ("Boom-boom-boom, the witch is in the room / Boom-boom-boom, she's sliding up the broom") klingen aus dem Mund des "outer space motherfucking boogeyman" badass.
"Der Titel steht für die Sounds, die aus dieser Platte rauskommen", erklärte der Freakshow-Regisseur im Vorfeld, und ja, man hört, was er meint. "The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy" ist ein Brausepulvershot voller abgedrehter Fantasien – warten bis es dunkel wird, kurz aufschäumen und los geht der Trip.
2 Kommentare mit einer Antwort
Gutes Album! Gefällt mir besser als der Vorgänger. Kann man gut auf dem Weg zur nächsten Halloweenparty oder Begräbnisstätte hören.^^
Ich finde es gerade mal Ok um ehrlich zu sein. Hatte mich total gefreut, nach dem für mich sehr schwachen letzten Album. Irgendwie klingt es ein wenig mehr wie White Zombie, findet ihr nicht ? Auch die Synthesizer klingen so altbacken. Die Samnles sind immer noch Hammer Geil, und einnige Ideen sind auch Cool, aber es erreicht einfach nicht diese Power von den anderen Alben. Schade eigentlich, mit etwas Glück dann so in 5- Jahren wieder.
Definitiv besser als das letze Album. Jup. Beim Abgehen in King Freak dachte ich kurz an Hellbilly Deluxe. Das ist ja kein schlechtes Zeichen. Sicher... der Herr wird ja auch nicht jünger. Denke mal er zündet noch ganz gut.