laut.de-Kritik

Roboterpferde greifen in den Krieg zwischen Menschen und Engeln ein.

Review von

Die Band aus Toronto zeichnet ein Interesse für schräge Themen aus. Handelte ihr zweites Album "The World Was Hell To Us" (2003) von einem epischen Krieg zwischen Menschen und Engeln, beschäftigt sie sich auf der vorliegenden Platte mit Roboterpferden, die in eine existentialistische Krise verfallen, weil sie von den Menschen für ihren Überlebenskampf eingesetzt werden. Welche Seite hat nun Recht, fragen sie sich?

Hört sich ziemlich abgefahren an. Zu verdanken sind die abstrusen Hirnkonstruktionen dem Schriftsteller Chris Eaton, dessen Romane im Heimatland auf offene Ohren gestoßen sind. Wie auch die Musik seiner originell benannten Combo, mit der er seine Texte klanglich umsetzt.

Begleitet von einer gezupften Akustikgitarre, versetzt sich Eaton mit hoher, nörgelnder, jedoch ausdrucksstarker Stimme in die Lage der von Gewissensbissen geplagten Maschinen. "Ich bin ein hervorragendes Metallpferd. Meine Überzeugungen verleihen mir eine große Kraft", singt er gleich zu Beginn. Nach und nach kommen Schlagzeug, E-Gitarre und eine Geige hinzu, garniert mit Bläsern, die an Cake erinnern.

Trotz der vorwiegend akustischen Instrumente wirken die ersten Stücke alles andere als entspannt. Dass eine Aufforderung wie "My Children, Be Joyful" unmöglich umzusetzen ist, unterstreichen ein hämmernder Rhythmus und eine Kakophonie an Instrumenten, die zum Schluss des Stückes einsetzt. Nicht nur hier erinnern Rock Central Plaza an Velvet Underground, die oft ähnlich vorgingen. So ist aus "Fifteen Hands" und "Our Hearts Will Not Rust" immer wieder das Velvet'sche "Venus In Furs" heraus zu hören.

Es lassen sich noch weitere Einflüsse entdecken, etwa New Orleans in "Anthem For The Already Defeated", Acid Jazz im Titeltrack, die Beatles in "Our Hearts Will Not Rust" oder irischer Folk in "When We Go, How We Go (Part 1)", dessen Text sich mit einer klassischen existentialistischen Frage beschäftigt. "Woher kommen wir? Wir wissen es nicht. Wohin gehen wir? Wir wissen es auch nicht", stellen Eaton bzw. die Pferde ernüchtert fest.

"Wir sollten für vieles dankbar sein", lautet die Devise zum Schluss, die Eaton gebetsmühlenartig vorträgt. Ein versöhnliches Ende ist es jedoch nicht, denn die Instrumente verdichten sich mal wieder und erzeugen ein Gefühl des Unwohlseins, das das gesamte Album prägt. Mit sich selbst nicht im Reinen zu sein ist offenbar keine entspannte Angelegenheit, egal ob es sich um Menschen oder um zusammen geschraubte Metallkreaturen handelt.

"We Are Not Horses" ist sicherlich ein außergewöhnliches Album. Am gelungensten sind die Stücke, die ruhiger ausfallen. Der gleichzeitige Einsatz vieler durcheinander spielenden Instrumenten macht die Platte stellenweise anstrengend, wie auch die Stimme Eatons, der sich die Seele aus dem Leib singt bzw. brüllt. Keine leichte Kost, also. Wer sich auf sie einlässt, findet aber durchaus seinen Gefallen an ihr.

Trackliste

  1. 1. I Am An Excellent Steel Horse
  2. 2. How Shall I To Heaven Aspire?
  3. 3. My Children, Be Joyful
  4. 4. Anthem For The Already Defeated
  5. 5. Fifteen Hands
  6. 6. Are We Not Horses?
  7. 7. When We Go, How We Go (Part 1)
  8. 8. Our Pasts, Like Lighthouses
  9. 9. 08/14/03
  10. 10. Our Hearts Will Not Rust
  11. 11. When We Go, How We Go (Part 2)
  12. 12. We've Got A Lot To Be Glad For

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