Ronnie Montrose - " 10x10"

Ronnie Montrose machte sich vor allem mit der von ihm gegründeten Band einen Namen, die schlicht Montrose hieß. Im Jahre 1973 schlug das ebenfalls gleichnamige Debüt-Album dieser Gruppe in der Rock-Szene ziemlich ein. Es bot acht großartige Hardrock- und Heavy Metal-Stücke auf und galt als die erste Platte aus den USA, die es mit britischen Referenzwerken etwa von Black Sabbath, Led Zeppelin oder Deep Purple aufnehmen konnte.

Kracher wie "Rock The Nation", "Bad Motor Scooter" oder das futuristische "Space Station No.5" können auch heute noch neben den bekanntesten Rock-Klassikern bestehen. Eine große Zukunft schien der Band damals gewiss.

Aber leider ist dieses eines Meilensteins würdige Werk eine Ausnahme in der Diskographie von Ronnie Montrose geblieben. Denn trotz einer Menge Anstrengung und Produktivität erreichte der fähige Gitarrist weder mit Montrose noch mit seinen vielen anderen Bands und Solo-Projekten noch einmal so eine überragende Qualität und Durchschlagskraft mit einem seiner weiteren Alben. Trotzdem war der begabte Musiker überall gefragt und spielte im Laufe seiner Karriere mit unzähligen prominenten Musikern zusammen. Die Rock-Welt war geschockt, als Ronnie sich im Jahre 2012, wohl gebeutelt von Depressionen und Alkohol-Problemen, das Leben nahm.

Das letzte Projekt von Ronnie Montrose sollte zehn Stücke auf Platte vereinen, jeweils von einem anderen Rock-Vokalisten gesungen. Er selbst konnte das Werk nicht mehr vollenden. Nun aber haben seine damaligen Mitstreiter Ricky Phillips, der den Bass auch für Styx und Bad English spielt, und Drummer Eric Singer (Kiss, Alice Cooper) dieses Projekt mit einer Armee von befreundeten Musikern abgeschlossen, sozusagen als das Testament des großen Gitarrenhelden.

Sparen wir uns vorerst die vielen Namen, die auf der Scheibe ihren Beitrag leisten, und hören wir einfach mal rein. Es beginnt mit dem knackigen Midtempo-Rocker "Heavy Traffic", der tatsächlich ein wenig, wenn auch in abgemilderter Form, an alte Montrose-Zeiten erinnert. Das folgende "Love Is An Art" ist ein von Keyboards unterlegter gemächlicher Blues-Rocker, der von Edgar Winters rauer Stimme geprägt ist. Bei "Color Blind" erkennt man sofort das energische Organ von Sammy Hagar, der über die Band Montrose eine Weltkarriere unter anderem bei Van Halen gestartet und seinen alten Weggefährten somit himmelhoch überflügelt hat.

Bei "Still Singin' With The Band" beteiligt sich einmal wieder der allgegenwärtige Glenn Hughes, aber auch hier hebt die Platte nicht so richtig vom Boden ab. Das bleibt auch im weiteren Verlauf so, denn alle zehn Songs haben zwar eine gute Qualität, aber dass sie durchweg ein leidenschaftliches Feuer und unbändige Spielfreude verbreiten, das kann man nicht sagen. Diesem Anspruch kommt vielleicht das von Supergitarrist Joe Bonamassa befeuerte "The Kingdom's Come Undone" am nächsten, und auch das pulsierende "Head On Straight" hat seine Momente.

Alles in allem ist "10x10" aber ein typisches All Star-Projekt, bei dem sich niemand zu arg aus dem Fenster lehnt und sich keiner zu stark profilieren will. Es herrscht gediegenes Handwerk vor. Und so dient man gemeinsam der Erinnerung an den guten Ronnie, ehrt musikalisch ordentlich und solide sein Andenken und geht danach zusammen an die Bar, um ein oder zwei Humpen auf den seligen Verblichenen zu leeren. Das ist in Ordnung so und da schließen wir uns gerne an!