laut.de-Kritik

Anstelle einer Sonne strahlt der Twee-Pop.

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Man muss sich die Welt von Sambassadeur besonders prächtig vorstellen. Die Farben leuchten, um jede Ecke klingt eine Melodie und Geräusche geraten zu Harmonien. Anstelle einer Sonne strahlt groß Twee-Pop auf den Planeten und beim dezenten shoegazen malt der Lieblingsmensch Herzchen auf den Boden.

Wer bei diesem Idyll keinen Brechreiz verspürt, dürfte nach nicht einmal 35 Minuten in Tränen ausbrechen. Denn dann endet die "Migration"-Rotation. Gerade einmal neun Lieder enthält das zweite Album der Wahl-Göteborger, wobei eines davon ein reines Instrumentalstück ist ("Calvi"). "Fallin In Love" borgen sie zudem von den Beach Boys.

Erstmals begab sich der Vierer für die Aufnahmen nicht ins nächstbeste Schlafzimmer sondern in ein Studio. Dort besetzte Mattias Glavå den Platz am Mischpult und lud mit Schlagzeuger Max Sjöholm (Douglas Heart), Pianist Per Larsson und Fredrik Eriksson am Saxofon weitere Musiker ein.

Der ohnehin nicht gerade reduzierte Sound des Quartetts verdichtete sich so in nur zwei Monaten zu einem flauschigen Klangteppich in dem auch die Stimme Anna Persson manchmal zu versinken droht. Dabei zieht sie allerdings mit ihrem angenehm unaufgeregten Vocals die Hörer gleich mit in die heile Welt hinein.

Ob bei einem lauschigen Nachspaziergang durch "The Park" oder bei Tag in "That Town" - stets treibt die Musik weiter durch den Alltag. Beide Lieder umrahmen das nicht minder gelungene "Subtle Changes", das mit Streichern und Saxofon allerdings noch etwas mehr funkelt als der Rest.

Leider klingt kurz darauf mit jedem Ton von "Fallin In Love" (aus der Feder der Wilson-Brüder) durch, wieso das Lied bisher unveröffentlicht blieb. Geradezu irritierend unschlüssig wirken Sambassadeur bei "Migration". Das gemächliche Tempo gibt der Ballade zwar etwas Würde, raubt dem Album aber einiges an Schwung.

Mit dem verhältnismäßig epischen, fast sechs Minuten langen "Final Say" gelingt der Spagat zwischen Tempo und Melancholie wesentlich besser. Ehe Anna ihre letzten beschwingten Zeilen bei "Something To Keep" in die Gehörgänge säuselt, übernimmt Daniel Permbo für "Someday We're Through" das Mikro.

Er beschwört mit fragilem Gesang das hier und jetzt einer Beziehung. Anders als bei seiner Kollegin treten dabei Klavier und Gitarre etwas stärker in den Hintergrund, was den eingängigen Effekt des Liedes noch verstärkt.

Mit "Calvi" plätschert der zweite Langspieler langsam ins Aus. Da wird doch nicht etwa das Material ausgegangen sein?! Doch trotz des Mangels an Länge besetzt der Vierer mit beinahe unverschämter Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit einen Platz im Stapel der Lieblingsplatten.

Trackliste

  1. 1. The Park
  2. 2. Subtle Changes
  3. 3. That Town
  4. 4. Fallin' In Love
  5. 5. Migration
  6. 6. Final Say
  7. 7. Someday We're Through
  8. 8. Something To Keep
  9. 9. Calvi

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