laut.de-Kritik
Da wackelt die Pomade!
Review von Robert FröweinSchwedische Musiker jeglicher Couleur sind ja bekannt dafür, ihren Soundkonstrukten gerne eine frech-gewagte Kompromisslosigkeitsattitüde beizufügen – völlig egal, ob im Rock- oder Metal-Sektor. Als Blaupause dienen etwa die – mit Unterbrechungen – seit rund 30 Jahren im Underground tätigen Sator, die mit "Under The Radar" bereits das achte Album ihrer Karriere auf den Ladentisch knallen.
Obwohl in Europa nie der große Durchbruch gelang, haben sich die fünf Vollblutrocker in der Heimat eine stattliche Fanbase erspielt und bereits früh dazu beigetragen, dass sich rotziger Punk, rifflastiger Rock und die programmatische "Wir gegen den Rest der Welt. Fuck You!"-Einstellung durchaus gut miteinander kombinieren lassen.
Im Grunde machen Sator auf dem neuen Output nicht viel anders als in den Jahren zuvor. Man stiehlt sich wacker durch die Musikgeschichte, fügt dem Ganzen seinen eigenen Drive hinzu und präsentiert diese Melange in knackigen, nur selten die Vier-Minuten-Grenze überschreitenden Kompositionen. Klar an der Front stehen dabei die beiden Bandleader Chips Kiesbye und Kent Norberg, die sich sowohl sämtliche Gesangs- und Gitarrenspuren als auch die Songwritingcredits brüderlich teilen.
Essenziell ist für die Skandinavier ein hoher Abwechslungsreichtum. Klingt der Opener "Your Up Gets Me Down" noch nach fröhlichem Mid-90s Fun-Punk mit Glam-Schlagseite, können bei "Drive Through The Night" die Misfits-Pommesgabel hochgestreckt und bei "When You Lie Down With Dogs" die Schleckfrisuren gewirbelt werden.
Neben der zu jeder Zeit offensichtlichen Rock'n'Roll-Edge verbraten Sator erfolgreich AC/DC ("Tonight's The Night"), The Cult ("Under The Radar") und Backyard Babies oder The Hellacopters-Zitate ("You've Got Blood On Your Hands"). Bei so vielen Einflüssen stehen die eigenen Ideen natürlich nebenan. Neben dem durchaus gefälligen Songmaterial überzeugt die feine Produktion, bei der nur der Bass von Heikki Kiviaho etwas zu stark in den Vordergrund gemischt ist. Spätestens die abschließende Rockballade "Love Bells" bringt sogar toughe Girlies zum Schmachten.
Wer mit oben angeführten Bands etwas anzufangen weiß, kann bei der neuen Sator-Scheibe absolut nichts falsch machen. Der potenzielle Käufer sollte sich aber bewusst sein, dass hier wirklich gar nix neu oder unverbraucht klingt und die handwerklich gut gemachte Platte dadurch einiges an Credibility einbüßt. Zum Gliedmaßen lockern, Köpfchen schütteln oder freudigen Mitsingen reicht "Under The Radar" aber in jedem Fall. Außerdem kann man das gute Teil bei voller Lautstärke im motorisierten Vierbeiner immer noch gut zum Pensionisten erschrecken verwenden.
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