laut.de-Kritik
Die Rückkehr der Hammond-Orgel.
Review von Jürgen LugerthSchon das Debüt der Skorpionkinder vor drei Jahren mit seinem farbenfrohen Hardrock der Siebziger, gemixt mit Elementen zeitgemäßer harter Mucke, wie etwa der von Audioslave und Artverwandtem, wusste durchaus zu gefallen. Trotzdem hielt das die Newcomer personell nicht zusammen und so finden sich auf dem zweiten Werk der Rock-Nostalgiker neben Sänger Aryn Jonathan Black und Gitarrist Jay Cowart gleich drei neue Mitstreiter im Line-Up.
Offensichtlich hat das der Band nicht geschadet, denn das Ergebnis der neuen Konstellation kann sich hören lassen. Neu an der Herangehensweise ist, dass die Songs für "Acid Roulette" wohl gemeinsam und am Stück aufgenommen wurden, was bekanntlich eine gewisse Live-Atmosphäre erzeugt und meist erdiger und direkter klingt als so manche endlose Tüftelei der einzelnen Protagonisten, um den vermeintlich idealen Sound hinzukriegen.
Der Titel der Platte stammt aus der Gedankenwelt des Frontmannes und Sängers und beschreibt ein recht abstruses Spielchen, in dem diverse bewusstseinserweiternde Essenzen vorkommen. Ein bisschen naiv das Ganze, aber die Songs der Scheibe wirken doch ab und zu so farbig und psychedelisch, als ob die Band selbst auch ein paar drogengestützte Fantasie-Experimente gewagt hätte. Filigran ist das aber weniger, sondern überwiegend kraftvoll und mit eher düsteren Träumen behaftet.
Ein wesentlicher Bestandteil des fett und hart rockenden Klangbildes von Scorpion Child ist die Hammond-Orgel, die sich gleich zu Beginn der Scheibe bedrohlich ins Ohr schiebt, bevor "She Sings, I Kill" so richtig loslegt. Das monströse Instrument mit seiner speziellen Magie herrscht mehr oder weniger über die ganze Spielzeit und sorgt gemeinsam mit den mächtigen Gitarrenriffs, dem bombenfesten Rhythmus und der stark an einen jungen Robert Plant erinnernden Stimme von Aryn Black für ein ziemlich authentisches Siebziger-Gefühl. Die schärfsten Keyboard-Eskapaden liefern die Skorpione (natürlich) im Titelstück, wo das Tastenmonster geradezu überbordet.
Aus dem Rahmen fallen das etwas alberne einminütige Gemurmel von "Seance" und das mit Pianoklängen versehene "Survives", wo die Band eindeutig den mächtigen Queen huldigt. Den Abschluss bildet dann "Addictions", das als feuriger Breitwandrocker startet und dann in ausgiebigem Meeres- und Brandungsrauschen und letztlich mit einem verstörenden Frauenschrei endet.
Recht beeindruckend, dieses Drogen-Roulette, und weit kreativer als viele andere Werke der derzeitig angesagten Vintage- und Retro-Kapellen. Das kann noch sehr interessant werden mit Scorpion Child!
5 Kommentare
Gefällt gut, allein wegen der Queen und Robert Plant Verweise anhören ein muss.
Absolut Toll, habe auch sofort an Plant gedacht.
Ich fand schon der Erstling ziemlich gut und hatte auch LIVE Spaß an der Truppe, als sie dieses Jahr als Vorband für Monster Magnet aufgetreten sind. Das neue Album ist dann nochmal eine ganze Spur stärker ausgefallen als der Erstling. Macht von vorne bis hinten Laune das Teil. Bin hochzufrieden ... auf viele weitere Alben!
War bereits das Erstlingswerk mehr als hörenswert, so ist es dieser LZ und DP Sound der mich wieder wie 20ig fühlen lässt. Zumindest gedanklich... Nur zu hoffen, dass sie nicht wie Wolfmother in der one-man-show enden. Good luck poisonous animal!
Hammeralbum!