laut.de-Kritik

Ein gefühltes halbes Kilo schwarzes Gold.

Review von

In den Achtzigern war es bei Labels die Regel, auf der Rückseite einer CD drei Buchstaben aufzudrucken, den sogenannten SPARS-Code. Dabei variierten die Buchstaben zwischen A wie analog und D wie digital. So bezeichnete AAD den Code für analoge Aufnahme, analoges Abmischen und digitales Mastering. Entsprechend stand DDD für digitale Aufnahme, digitales Abmischen und digitales Mastering.

Shantel geht einen Schritt weiter, beziehungsweise zurück, indem er sein Livealbum "The Mojo Club Session" als AAA unters Volk jubelt. Wie es sich bei einer konsequenten Rückbesinnung auf analoges Equipment gehört, erscheint das Teil ausschließlich auf Vinyl. Das kommt etwas snobistisch daher, schließlich nennt nicht jeder einen Schallplattenspieler sein Eigen, aber wenn schon analog, dann eben vierfach und ohne Abstriche. Dafür latzt der Interessierte aber auch einen recht stolzen Betrag auf die Ladentheke: Das Doppelpack geht kaum unter 50 Euro über den Tisch.

Das Vinyl liegt allerdings schwer in der Hand. Die Frage, ob es wirklich 180 Gramm pro Scheibe sind, stellt sich gar nicht, denn die Platte wiegt gefühlt ein halbes Kilo. Der audiophilen Fraktion geht ob so viel schwarzem Gold natürlich gepflegt einer ab. Put da needle on the record und Abfahrt!

Keine Gefangenen macht macht Shantel auf der ersten Seite und legt mit einer ordentlichen Portion Paprika im Hintern los. Die ersten Minuten des Konzerts gehören der Polka. Mit Verve treibt der Frankfurter sein Orkestar im Schweinsgalopp durchs Programm. Die Vehemenz dieses Anfangs erreichen Stefan Hantel und seine Begleitung in der Folge nicht mehr ganz, halten den Pegel aber hoch. Dem Publikum hat es ohrenscheinlich gut gefallen.

Live kommen sogar jene Songs ganz gut, die in der Studio-Version noch für eingeschlafene Füße sorgten. "Your Nose Is Punk", "Süper Bad Day" und "The Kiez Is Alright" fallen zumindest qualititiv nicht ab, was nicht zuletzt auch Hantels famoser Liveband geschuldet ist, die das Geschehen jederzeit kontrolliert.

Die Aufnahmen können das Konzert im Hamburger Mojo Club sicher nicht ganz einfangen, aber im Rahmen der Möglichkeiten bildet "The Mojo Club Session" die Stimmung wohl ganz gut ab. Das einzige, das man nun vermissen könnte, wären bewegte Bilder. Aber das dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Shantel auch auf DVD/Blu Ray in die Wohnzimmer trümmert.

Trackliste

Side A

  1. 1. Da Zna Zora (Bucovina Dub)
  2. 2. Gara Gara
  3. 3. Disko Partizani
  4. 4. Disko Boy

Side B

  1. 1. Ciganka
  2. 2. Süper Bad Day
  3. 3. The Kiez Is Alright

Side C

  1. 1. Your Nose Is Punk
  2. 2. Bella Ciao

Side D

  1. 1. Letkis - A Touch Of Beauty
  2. 2. Planet Paprika (Bucovina Medley)
  3. 3. Electro Cabaret
  4. 4. Slow Down

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