laut.de-Kritik
Lethargischer Post-Rock mit Anti-Haft-Beschichtung.
Review von Oliver LambrechtShipping News. Der Name könnte einigen bereits durch den Roman von E. Annie Proulx vertraut sein. Dieses Buch bildete einerseits die Grundlage des grandiosen (und wohl bekannteren) Films mit Judi Dench, Julianne Moore und Kevin Spacey. Andererseits diente es auch als Namensgeber der Band um Jeff Mueller, Jason Noble und Kyle Crabtree. Die Musiker haben sich im Vorfeld von "Flies The Fields" mit Todd Cook am Bass verstärkt - Kennern als Mitglied der Bands Parlour oder The Four Carnation bekannt.
Um auf den Punkt zu kommen: Kein einziger Song auf dem von Bob Weston produzierten Album brennt sich dem Hörer in die Gehörgänge ein. Und trotzem handelt es sich hier nicht etwa um seichte oder einfallslose Rockmusik. Denn jedes einzelne der meist ruhig gehaltenen Stücke besitzt so etwas wie eine eigene Seele, die es von den anderen unterscheidet. Aber Hitpotenzial? Nein danke.
So unauffällig, wie sich jeder Song auf Zehenspitzen heranschleicht, so schnell ist er mit dem nächsten Lied bedauerlicherweise auch schon wieder vergessen. Das gilt sowohl für das dreckig daherrockende "(Morays Or) Demon" als auch "Louvon" – ein groovendes Stück, dass, wie des Öfteren auf der Platte der Fall, sogar ganz ohne Gesang auskommt. Wenn die Stimme denn zu vernehmen ist, steht sie gleichberechtigt neben Gitarren, Bass und Schlagzeug. Paradebeispiel: "Untitled W/ Drums", in dem Drummer Kyle ans Mikro wechselt, um mit Pit Er Pats Fay Davis Jeffers und den Instrumenten um die Wette zu säuseln.
Wer es gerne episch hat, dem sei "Paper Lanterns (Zero Return)" empfohlen. Hier bekommen Klangflächen und Atmosphäre geschlagene 8.40 Minuten Zeit, sich auszubreiten. Aber auch dieser Song vermag nicht tiefer zu berühren.
Ähnlich wie der Protagonist Quoyle im oben genannten Buch halten sich Shipping News in eher düsteren Gefilden auf. Ihr Zuhause haben sie im Post-Rock, und dort scheinen sich die Vier recht wohl zu fühlen. Wer den Film gesehen hat, weiß, dass der Hauptdarsteller am Ende aus seiner Lethargie erwacht - was Shipping News leider nicht gelingt.
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