laut.de-Kritik
Gute Melodien in Vorabendserien-Ästhetik aus Braunschweig.
Review von Vicky ButscherSie sehen aus wie die Hochglanzversion von Robert Stadlober. Obwohl das musikalisch wohl kaum mehr möglich ist. Trotzdem: Erst mal Vorurteile beiseite legen und in die CD reinhören. Der erste Versuch ergab Qualen. Nach einem kurzen Anskippen der Songs habe ich das Handtuch geworfen.
Nun also der zweite Versuch. Der Anfang gefällt mir schon viel besser, doch nach ein Paar Songs driftet das ganze erst Mal in ein überproduziertes Hochglanzgebilde ab. Schade, denn die Jungs können gute Melodien schreiben. Anscheinend wurde mit den Songs genau das selbe gemacht, wie mit den Musikern: Sie wurden in schnieke Anzüge gesteckt und im Photoshop noch mal aufgewertet, um dann glitzernd-glänzend auf dem Album zu landen.
Die Vorbilder aus den 80ern sind nicht zu überhören. New Order, Tears for Fears und vor allem Depeche Mode klingen immer wieder bei diesem Produkt des 21. Jahrhunderts durch. Sehr angenehm beginnt das Albums. "Inside Outside" hat vor allem einen verdammt catchy Refrain zu bieten. Ansonsten kündigt sich hier schon eine nur durch technische Maßnahmen zu erreichende Überdichte der Klangspuren an. Auch der nächste Song besticht mit einer eingängigen Melodie, die sich aber irgendwo in einem Soundgewitter zu verlieren droht.
Gott sei dank bieten sich immer wieder Verschnaufpausen von der erdrückenden Produktion. Das etwas zurück genommene "Stay" zum Beispiel. Auch das ruhige "Love" lässt den songschreiberischen Talenten mehr Platz. Die folgenden "New Born Star" und "She Can Run" lassen den britischen Einfluss in der Musik von Sonic klar erkennen. Am Ende kann sich das Album noch mal fangen. Mit "Sinners" hat es einen würdigen Ausklang. Doch egal ob das Stück nun gerade einen Höhepunkt oder einen Tiefschlag darstellt, der Sänger Alexander Struck ist gut. Ein Talent, das manchmal verdammt nahe an Suedes Brett Anderson rankommt. Das ist große Klasse, einen Extrapunkt dafür!
Leider werde ich das Gefühl nicht los, dass trotz der vorhandenen songschreiberischen Qualitäten der Jungs Produzent Roland Spremberg (u.a. A-HA) der bestimmende Mann für dieses Album war. Ob die Fünf damit noch viel zu tun hatten, ist mehr als fraglich. Klar, braucht man für diesen 80er-Sound eine dicke Produktion, aber andauernder Erfolg ist mit überproduzierter Musik nicht gerade garantiert. Das macht den Anschein, als wäre dieses Album für Leute rausgekommen, die lieber in einer "Verbotene Liebe"-Staffel leben würden und dort am liebsten im "No Limits abhängen. Klar, denn, da wird ja auch manchmal die neue New Order gespielt. Und in Zukunft vielleicht auch Sonnit.
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