laut.de-Kritik
Die Schöne beweist ein Händchen für den richtigen Pop-Appeal.
Review von Alexander CordasDer Shoot From The Hip, der Schuss aus der Hüfte, gerät beim Westernpistolero zum finalen Beweis seiner Künste und Entscheid über Leben und Tod, wenn er seinem Kontrahenten im Duell Auge in Auge gegenüber steht. Derlei überhastete Aktionen, und seien sie auch nur mit der Kamera ausgeführt, verkommen in Musikerkreisen des öfteren zum Schuss ins Knie.
Mit ihrem sehr ansprechenden Album-Debüt "Read My Lips" konnte sie nicht nur optisch überzeugen. Ihr gut gemachter Dance-Pop paarte sich äußerst gut und produktiv mit dem lasziven Auftreten der kleinen Engländerin. Der Zweitling muss nun die Feuertaufe bestehen, um den Verdacht zu zerstreuen, bei Bextor würde es sich nur um eine zeitlich begrenzte Rakete mit reduziertem Knalleffekt handeln.
So richtig ballern ist anders, aber die erste Single-Auskopplung "Mixed Up World" weiß trotzdem zu gefallen. Von der bewährten Mixtur aus Beats und Melodie weicht Sophie zwar nicht ab, aber so lange der Song stimmt, soll uns das getrost egal sein. Eigenen Aussagen zufolge war im Studio das Wort 'Disco' tabu. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass genügend Glitzer und Tand versammelt sind, um Assoziationen mit den Siebzigern zu wecken.
Schon das an die Bee Gees erinnernde Kastraten-Gejammer im Background der ersten Nummer schreit stark nach Saturday Night Life. Im getragenen Mid-Tempo und in ähnlichem Gewande präsentiert sich auch "I Won't Change You". Etwas Abwechslung bringt das zärtlich gehauchte "Nowhere Without You". Die Credits für die Produktion der Songs teilen sich zwar insgesamt vier Knöpfchendreher, aber eine entscheidende Note können auch sie nicht herbei zaubern. Zu monoton pumpert der Bass an manchen Stellen, und auch ein paar analoge Einsprengsel hätten der Platte gut getan.
SEB beweist beim Songwriting durchaus Händchen für den richtigen Pop-Appeal. Erwähnte Produzenten setzen dem jedoch zu oft einen überproduzierten Kontrapunkt entgegen, der "Shoot From The Hip" nicht gerade gut tut. Nichtsdestotrotz finden sich auch auf Album Nummer zwei genügend musikalische Kracher, die Sophies Potenzial unter Beweis stellen. Das - im Gegensatz zum euphorischen Titel - recht melancholisch dahin fließende "Party In My Head" gehört in diese Kategorie, wie auch "Love It Is Love", dass mit einer deepen Funk-Bassline glänzt und, ups, im Zwischenteil sogar rhythmisch synkopiert.
Am dollsten ballert jedoch das noisige und an eine Depeche Mode-Nummer erinnernde "You Get Yours". Das isses! Genauso wünscht sich der nach Credibility geifernde Schreiberling seine Sophie. Dem steht ein Rohrkrepierer der Marke "The Walls Keep Saying Your Name" gegenüber. Bextors Stimme kämpft hier gegen klangtechnische Banalität an, die spätestens nach dem zweiten Durchlauf mächtig auf die Eier geht.
Der Schmachtfetzen "I Am Not Good At Not Getting What I Want" und das reduzierte und gerade deshalb superbe "Hello, Hello" beschließen "Shoot From The Hip". Es ist vielleicht nicht der Treffer ins Bull-Eye geworden, aber allzu weit daneben liegt Sophie Ellis-Bextor nicht.
1 Kommentar
Wie soll man die Meinung eines sogenannten Musikexperten respektieren wenn er den 70er Musikfilm "Saturday Night Fever" von Songs der BeeGees (we erwähnt) mit der Amerikanischen Abendsendung "Saturday Night Live" verwechselt? Soetwas ist einfach peinlich.
[...] "Schon das an die Bee Gees erinnernde Kastraten-Gejammer im Background der ersten Nummer schreit stark nach Saturday Night Life. Im getragenen Mid-Tempo und in ähnlichem Gewande präsentiert sich auch "I Won't Change You"." [...]