laut.de-Biographie
Sound Liberation
Sie machen den Science-Fiction-Pop des 21. Jahrhunderts. Den Soundtrack für überübermorgen. Sie sind die Essenz der Musikgeschichte. Das verdichtete schwarze Loch, das alles in sich birgt, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie sind Sound Liberation!
Die Freiheit der Klänge, wie der Name suggeriert, ist ihr wahrhaft meisterlich umgesetzter Grundsatz, ihr sakrosanktes Dogma. 1996 gründet Mastermind Gene Pritsker das in New York ansässige Orchester. Die musikalische Vision seiner Motivation: "ending the segregation of sound vibration (i.e. musical genres)." Damit ruft Sound Liberation das "Ende der Aufspaltung von Klangvibrationen", z.B. Genregrenzen und Stilepochen, aus.
Von den amerikanischen Medien erhält Sound Lib gerne das Etikett "eclectic hip-hop-chamber-jazz'n'rock-orchestra". Chamber bedeutet kammermusikalisch. Bleibt zu klären, was eklektisch meint. Meyers Taschenlexikon weiß Rat: "eklektisch, aus bereits Vorhandenem auswählend und übernehmend." Dass es noch eine abwertende Bedeutung gibt ("in unschöpferischer Weise nur Ideen anderer verwendend") übersehen wir beflissentlich. Denn was Sound Lib aus ihren Tröten, Trommeln und sonstigem Trara zaubern, ist alles andere als unschöpferisch.
Diese Jungs sind so durchgeknallt, dass sie knapp am Wahnsinn, und damit am Genie, vorbei schrabben. Sie schrecken vor nichts zurück. Sie plündern was das Zeug hält, bedienen sich ungefragt bei Ländler, Drum'n'Bass, Jazz, klassischer Symphonik, Pop, Hip Hop, Oper, Metal, Barock, Soul, Rap und Rock. Das ganze verkuppeln sie mit asiatischen Vokalen, Volksmusikalischem, und was einem sonst irgendwie zum Thema Musik durchs Hirn pimpert. Damit führen sie die Ausreißergruppe der Hemmungslosen mit einigem Abstand an.
Ihr Instrumentarium reicht von Cello, Bratsche und sonstigem Gestreiche, über Flöte, Klarinette und so, bis zur E-Gitarre und den Raps. Ein Blick auf die Besetzungsliste lohnt also allemal. Neben Gene "Noizepunk" Pritsker
(Komposition, Gitarre, Raps), toben sich David "Criminal
Cello" Gotay (Raps, Cello), David Rosenblatt (Schlagzeug), Greg "B-man" Baker (Gitarre), Jen Lane (Gesang, Flöte), James "The Prophet" Gotay (Raps), Charles "Das Krooner" Coleman (Gesang), Matt Fieldes (Bass) und zahlreiche Gäste aus. Falls es was zu tröten gibt, stehen Franz Hackl mit seiner Trompete, Dave Taylor an der Posaue, der Klarinettist Mychio Suzuki und Margaret Lancaster (Flöte) bereit. Und das sind noch längst nicht alle.
Nachdem die Truppe in zahllosen Gigs an ehrfürchtigen Locations (Knitting Factory und so) ihre Live-Tauglichkeit unter Beweis gestellt hat, ist Amerika 2006 reif für die erste selbstbetitelte Konserve. 2008 die ganze Welt. Doch auch das Zweitwerk "Open Up Your Ears And Get Some" erreicht keine große Öffentlichkeit und fristet ein Dasein als Geheimtipp. Das ist vom Leumund her zwar nicht das Schlechteste. Man kann aber keine Brötchen davon bezahlen. Auch wenn das Label Col Legno heißt und einen hervorragenden Ruf in diversen Geheimzirkeln, die sich für Neue Musik und anderen durchgeknallten Kram begeistern, genießt.
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