laut.de-Biographie
Spiritualized
"Taking drugs to make music to take drugs". Dieses Motto der legendären Psychedelics Spacemen 3 bleibt auch die Lebensphilosophie von Spiritualized. Jason Pierce (Gitarrist und Sänger), der auch als J. Spaceman bekannt ist, holt den Geist seiner damaligen Band in sein neues Projekt. 1991 gibt es für Pierce schon den Bandnamen Spiritualized und den Traum nach Synthie-Experimenten mit klassischer Orchesterbegleitung. Die drei Spacemänner lösen sich auf und mit neuer Besetzung bringt Jason im selben Jahr zwei EPs heraus.
1992 das Debütalbum "Lazer Guided Melodies". Hier noch eher ein Insidertipp, der sich bald aber rumsprechen sollte. Auch die spacemäßigen Einflüsse möchte Jason immer mehr in den Hintergrund stellen. Natürlich kann er sich nicht ganz von seiner Vergangenheit lösen, aber die Kraft des Gospel und andere geistliche Gesänge sollen immer mehr in den Vordergrund der Musik von Spiritualized gedrängt werden.
Zwei weitere Alben entstehen, 1995 "Pure Phase" und 1997 dann das Meisterwerk "Ladies And Gentlemen We Are Floating In Space". Hiermit gelingt der Schritt in die breitere Öffentlichkeit. Die Pressemeldungen sind positiv und das letztgenannte Werk wird von verschiedenen, englischen Magazinen sogar auf Platz Eins ihrer Jahrespools gesetzt. Der Guardian schreibt: "30 Jahre sind seit der Veröffentlichung von "Sergeant Pepper" vergangen. Nun liefert Jason Pierce ein Album ab, das den Geist und die Schönheit jenes Werkes besitzt, das zum Meilenstein der 60er Jahre geworden ist." Im dritten Studioalbum verarbeitet er seine Heroinsucht und die schmerzliche Trennung von Keyboarderin Kate Radley, die in dieser Zeit bereits mit Richard Ashcroft verheiratet ist.
Die Titelstory wirbt mit dem neuen Album des EX-Spaceman. Jason ist von dieser Art Promotion ganz und gar nicht angetan. Er findet es schlimm, dass es heutzutage scheinbar nur einen Weg gibt, um eine neue Platte zu präsentieren und der läuft über die Presse. Jason Pierce liebt ganz einfach die Musik und alles was drumherum passiert, interessiert ihn nicht. Er liest auch keine Interviews oder Plattenbesprechungen. Angst vor schlechter Kritik hat er nicht. Er will es einfach nicht wissen. Seiner Meinung nach gibt es so viele gute Bands, die einfach überhaupt nicht beachtet werden: "Die Leute vergleichen Oasis mit den Beatles. Du musst dir nur "I Want You" von den Beatles anhören, um zu wissen, wie lächerlich das ist."
1998 der sensationelle Auftritt in der Royal Albert Hall in London. Hier dürfen nur absolute Superstars spielen. Jason Pierce ist einer. Mit komplettem Orchester und einem Gospelchor laden Spiritualized zur psychedelischen Party ein. Das Ganze gibt es später auch auf CD zu kaufen. Wieder sehr erfolgreich und wieder mit positiver Resonanz. Dieses Ereignis gehört wohl zu einer der Höhepunkte in der Bandgeschichte.
1999 wirft Jason seine Kollegen Sean Cook, Damon Reece und Mike Mooney aus der Band raus. Alles läuft zu langsam und man spricht einfach nicht mehr die selbe Sprache. Den meisten Musikern geht es nur ums Geld. Bei Jason steht die Musik im Vordergrund und er will seine Wünsche in die Tat umsetzen. Spiritualized im neuen Jahrtausend: Ganz klar, die Spitze der Nadel: Jason Pierce, am Keyboard: Thighpaulsandra, Saxophon: Ray Dickaty, Gitarre und Keyboards: John Coxon, Gitarre: Doggen, Bass: Martin Shellard
Psychedelische Monotonie, Elektro, Pop, Rock, Country, Gospel und minutenlange Rückkopplungen. So macht es Jason Spaß. So verwirklicht er seine Träume. Vier Jahre braucht er, um sein neues Werk der neugierigen Welt zu präsentieren. Er ist ein Perfektionist. 2001 erscheint "Let It Come Down", diesmal hat der Frontmann alles selbst komponiert und produziert in den Abbey Road Studios. Ein Genie der Harmonie. Ein Erzähler der Einsamkeit, der die Unterstützung von über 100 anderen Musikern braucht. Streicherarrangements, Chöre, Pauken und Trompeter. Zwei Jahre später ein weiterer Geniestreich mit "Amazing Grace".
2005 erkrankt Jason an einer schlimmen Lungenentzündung und schwebt in Lebensgefahr. Die Musik pausiert und das Bangen um den Musiker ist groß. Doch so schnell gibt ein Spaceman nicht auf. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus geht es gleich wieder ins Studio. Die Songs für das sechste Album "Songs In A&E" sind bereits vor der Krankheit fertig. Danach folgt 2012 "Sweet Heart Sweet Light". Zwischen Aufnahmen und Erholung gibt es immer wieder rare Auftritte. Umso mehr wird 2017 das 20-jährige Jubiläum "Ladies And Gentlemen We're Floating In Space" gefeiert. Ein Meilenstein unter den Veröffentlichungen. 2018 erwartet man mit Spannung die Festival-Saison. Jason beschallt mit großem Orchester und Chor, u.a. das Primavera Sound Festival in Barcelona. Im September geht ein weiterer Traum in Erfüllung. Nach sechs Jahren beglückt er seine Fans dann auch noch mit einem neuen Album. "And Nothing Hurt" ist ein berauschendes Sound-Spektakel. Alles vom Perfektionisten zu Hause mit Laptop aufgenommen. Bis ins kleinste Detail inszeniert und final mit Musikern eingespielt. Am 24. November geben Spirituaized eins ihrer seltenen Konzerte auf dem Synästhesie-Festival in Berlin.
2022 erscheint "Everything Was Beautiful", das ursprünglich als zweite Seite eines Doppelalbums mit "And Nothing Hurt" geplant war. Über 30 Gastmusiker, sechs verschiedene Aufnahmestudios und gefühlt 1.000 Ideen zeigen sich im Werk, das an allen Rändern überschwappt, im Guten wie im Schlechten.
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