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Mogwai

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Wenn es in diesem Jahrhundert monatelang regnet, hat der Ex-Pavement-Kopf vielleicht gar nicht so Unrecht. Die Klangfarbe des Glasgower Postrocks ist dunkel, geheimnisvoll und verstörend. Nur selten spielen Mogwai mit eingängigen Melodien, noch seltener mit Texten.

Die brüchigen Stützpfeiler ihrer Musik bestehen aus traurig-schöner Melancholie, die konstant Gefahr läuft, in sich zusammenzufallen. Gitarrist John Cummings bezeichnet seine Band augenzwinkernd als "New Wave of New Wave of New Wave-Punk". Das macht zwar erst nach dem dritten Durchlesen Sinn, dann aber richtig.

Die Schotten finden 1996 zusammen, als Stuart Braithwaite (Gitarre/Gesang), Dominic Aitchison (ebenfalls Gitarre) und Martin Bulloch (Schlagzeug) ihre damaligen Bands verlassen und beschließen, "seriöse Gitarrenmusik" zu machen. Instrumental beeinflusst von noisy Artrockern wie Sonic Youth, Spacemen 3 oder My Bloody Valentine, kracht im Glasgower Proberaum tonnenschwerer Sound an die Wand, dem es trotz seiner gewaltigen Ein-Akkord-Für-Zehn-Minuten-Härte nicht an der nötigen Zerbrechlichkeit fehlt.

Ende des Jahres trifft Gitarrist John Cummings auf die Band. In dieser vierköpfigen Konstellation veröffentlichen Mogwai über das eigene Minilabel Rock Action auf Chemikal Underground Records (Arab Strap, Delgados) erste Splitplatten und verschiedene Beiträge auf Compilations, die das 97er Beinahe-Debüt "Ten Rapid" noch einmal zusammenfasst.

Im selben Jahr verpflichten Mogwai noch Brendan "Barry" O'Hare, der vorher bei Telstar Pony und Teenage Fanclub spielte, für die Arbeit an Gitarre und Klavier. Mit ihm nehmen sie das erste Studioalbum "Young Team" auf. Der Name stammt von einer schottischen Streetgang, in der Barrys Vater in 70ern sein Unwesen trieb. Das Album schlägt ein und führt zu einer Tour mit den Manic Street Preachers.

Die Band ohne Worte in ihren Songs verpasst es darüber aber nicht, ihre Ansichten zu verbreiten. Zuerst verkaufen sie T-Shirts mit dem Aufdruck "Blur: are shit" und legen sich damit natürlich kräftig mit den Herren Albarn und Coxon an.

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Mogwai "Wie irre soll das noch werden?"
Stuart über Aufnahmen in der Pandemie, finanzielle Polster und Schottlands Unabhängigkeit.
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Danach sind schottische Politiker an der Reihe. Jene führen 1998 in South Lanarkshire eine zeitige Sperrstunde für alle Schulpflichtigen ein, um die Kriminalität unter Jugendlichen zu senken. Mogwai halten mit schottischen Menschenrechtsgruppen dagegen, erklären die Sperrstunde für unfair, fordern lieber mehr Geld für Bildung und für soziale Einrichtungen, drucken Tausende "Fuck The Curfew"-Aufkleber und veröffentlichen die EP "No Education = No Future (Fuck The Curfew)".

Ein englischer Journalist schrieb treffend: "Live Fast, Play Slow, Die Young". Unter diesem Leitmotiv vertonen Mogwai obskure Filme wie ein Porträt des französischen Fußballers Zinédine Zidane, bringen 2010 das erste Live-CD/DVD-Doppel "Special Moves/Burning" und den bandeigenen Top-Seller "Hardcore Will Never Die, But You Will" (2011) auf den Markt und begeistern weiter mit Alben zwischen den Polen bestialisch laut und intim leise. Postrock ohne Mogwai als Genre-Führer? Kaum vorstellbar.

Nach dem Erscheinen der achten Platte "Rave Tapes" (2014) und der Compilation "Central Belters" verlässt Gitarrist John Cummings nach 20 gemeinsamen Jahren die Band. Mogwai vertonen daraufhin die Atomkraft-Doku "Atomic, Living In Dread And Promise" und widmen sich anschließend der Aufnahme eines neuen regulären Studioalbums.

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"Every Country's Sun" erscheint schließlich im September 2017. Mit der Platte orientieren sich die Musiker wieder vermehrt an der Brachialität ihrer früheren Werke. Zusätzlich fügen sie ihrer Musik ein paar shoegazige Farbtupfer hinzu. Es folgt ein Jahr später mit "KIN" ihr erster Score zu einem Kinofilm auf Albumlänge. Der knüpft nahtlos an "Every Country's Sun" an, klingt jedoch um einiges zugänglicher und kompakter.

Auf den Tag 25 Jahre nach ihrer Debütsingle liegt 2021 "As The Love Continues" in den Läden. Wie immer lassen die Schotten größtenteils die Instrumente sprechen, E-Gitarren und Synthesizer, in loser Abfolge fragil bis krachend. Dabei bewahren sie sich auch in düsterer Zeit ihren bitteren Schotten-Humor und geben verdammt wuchtigen Songs Quatschnamen wie "It's What I Want To Do, Mom" und "Fuck Off Money". Ursprünglich sollte das Album in den USA aufgenommen werden, dann aber lösten sie es nach Einsetzen der Pandemie so, dass Dave Fridmann die Produktion coronakonform von einem anderen Kontinent aus "wie ein Orwellscher Unterdrücker" überwachte.

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Mogwai - KIN: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2018 KIN

Kritik von Toni Hennig

Ein Actionfilm-Soundtrack? Nur keine Hektik. (0 Kommentare)

Fotogalerien

Köln, E-Werk, 2017 Every Country's Sun: Mogwai live – ohne Drummer Martin Bulloch, dafür mit zwei ebenbürtigen Gastmusikern.

Every Country's Sun: Mogwai live – ohne Drummer Martin Bulloch, dafür mit zwei ebenbürtigen Gastmusikern., Köln, E-Werk, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Every Country's Sun: Mogwai live – ohne Drummer Martin Bulloch, dafür mit zwei ebenbürtigen Gastmusikern., Köln, E-Werk, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Every Country's Sun: Mogwai live – ohne Drummer Martin Bulloch, dafür mit zwei ebenbürtigen Gastmusikern., Köln, E-Werk, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug) Every Country's Sun: Mogwai live – ohne Drummer Martin Bulloch, dafür mit zwei ebenbürtigen Gastmusikern., Köln, E-Werk, 2017 | © laut.de (Fotograf: Alex Klug)

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Di 04.02.2025 Amsterdam (Paradiso)
Do 06.02.2025 Hamburg (Große Freiheit)
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