laut.de-Biographie
Mogwai
"Mogwai ist die Band für das 21. Jahrhundert." (Stephen Malkmus)
Wenn es in diesem Jahrhundert monatelang regnet, hat der Ex-Pavement-Kopf vielleicht gar nicht so Unrecht. Die Klangfarbe des Glasgower Postrocks ist dunkel, geheimnisvoll und verstörend. Nur selten spielen Mogwai mit eingängigen Melodien, noch seltener mit Texten.
Die brüchigen Stützpfeiler ihrer Musik bestehen aus traurig-schöner Melancholie, die konstant Gefahr läuft, in sich zusammenzufallen. Gitarrist John Cummings bezeichnet seine Band augenzwinkernd als "New Wave of New Wave of New Wave-Punk". Das macht zwar erst nach dem dritten Durchlesen Sinn, dann aber richtig.
Die Schotten finden 1996 zusammen, als Stuart Braithwaite (Gitarre/Gesang), Dominic Aitchison (ebenfalls Gitarre) und Martin Bulloch (Schlagzeug) ihre damaligen Bands verlassen und beschließen, "seriöse Gitarrenmusik" zu machen. Instrumental beeinflusst von noisy Artrockern wie Sonic Youth, Spacemen 3 oder My Bloody Valentine, kracht im Glasgower Proberaum tonnenschwerer Sound an die Wand, dem es trotz seiner gewaltigen Ein-Akkord-Für-Zehn-Minuten-Härte nicht an der nötigen Zerbrechlichkeit fehlt.
Ende des Jahres trifft Gitarrist John Cummings auf die Band. In dieser vierköpfigen Konstellation veröffentlichen Mogwai über das eigene Minilabel Rock Action auf Chemikal Underground Records (Arab Strap, Delgados) erste Splitplatten und verschiedene Beiträge auf Compilations, die das 97er Beinahe-Debüt "Ten Rapid" noch einmal zusammenfasst.
Im selben Jahr verpflichten Mogwai noch Brendan "Barry" O'Hare, der vorher bei Telstar Pony und Teenage Fanclub spielte, für die Arbeit an Gitarre und Klavier. Mit ihm nehmen sie das erste Studioalbum "Young Team" auf. Der Name stammt von einer schottischen Streetgang, in der Barrys Vater in 70ern sein Unwesen trieb. Das Album schlägt ein und führt zu einer Tour mit den Manic Street Preachers.
Die Band ohne Worte in ihren Songs verpasst es darüber aber nicht, ihre Ansichten zu verbreiten. Zuerst verkaufen sie T-Shirts mit dem Aufdruck "Blur: are shit" und legen sich damit natürlich kräftig mit den Herren Albarn und Coxon an.
Danach sind schottische Politiker an der Reihe. Jene führen 1998 in South Lanarkshire eine zeitige Sperrstunde für alle Schulpflichtigen ein, um die Kriminalität unter Jugendlichen zu senken. Mogwai halten mit schottischen Menschenrechtsgruppen dagegen, erklären die Sperrstunde für unfair, fordern lieber mehr Geld für Bildung und für soziale Einrichtungen, drucken Tausende "Fuck The Curfew"-Aufkleber und veröffentlichen die EP "No Education = No Future (Fuck The Curfew)".
Ein englischer Journalist schrieb treffend: "Live Fast, Play Slow, Die Young". Unter diesem Leitmotiv vertonen Mogwai obskure Filme wie ein Porträt des französischen Fußballers Zinédine Zidane, bringen 2010 das erste Live-CD/DVD-Doppel "Special Moves/Burning" und den bandeigenen Top-Seller "Hardcore Will Never Die, But You Will" (2011) auf den Markt und begeistern weiter mit Alben zwischen den Polen bestialisch laut und intim leise. Postrock ohne Mogwai als Genre-Führer? Kaum vorstellbar.
Nach dem Erscheinen der achten Platte "Rave Tapes" (2014) und der Compilation "Central Belters" verlässt Gitarrist John Cummings nach 20 gemeinsamen Jahren die Band. Mogwai vertonen daraufhin die Atomkraft-Doku "Atomic, Living In Dread And Promise" und widmen sich anschließend der Aufnahme eines neuen regulären Studioalbums.
"Every Country's Sun" erscheint schließlich im September 2017. Mit der Platte orientieren sich die Musiker wieder vermehrt an der Brachialität ihrer früheren Werke. Zusätzlich fügen sie ihrer Musik ein paar shoegazige Farbtupfer hinzu. Es folgt ein Jahr später mit "KIN" ihr erster Score zu einem Kinofilm auf Albumlänge. Der knüpft nahtlos an "Every Country's Sun" an, klingt jedoch um einiges zugänglicher und kompakter.
Auf den Tag 25 Jahre nach ihrer Debütsingle liegt 2021 "As The Love Continues" in den Läden. Wie immer lassen die Schotten größtenteils die Instrumente sprechen, E-Gitarren und Synthesizer, in loser Abfolge fragil bis krachend. Dabei bewahren sie sich auch in düsterer Zeit ihren bitteren Schotten-Humor und geben verdammt wuchtigen Songs Quatschnamen wie "It's What I Want To Do, Mom" und "Fuck Off Money". Ursprünglich sollte das Album in den USA aufgenommen werden, dann aber lösten sie es nach Einsetzen der Pandemie so, dass Dave Fridmann die Produktion coronakonform von einem anderen Kontinent aus "wie ein Orwellscher Unterdrücker" überwachte.
4 Kommentare mit 32 Antworten
02. April 2014 im E-Werk. Wer kommt an Start?
Gass, Jungs, Gassss!
Ich wäre da.
Same. Muss nur noch schaun, wie viel das kostet.
Ca. 35€.
Boah ne. Batschkapp oder Substage, beides näher. Und bei beiden schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass der Indoor-Sound auch bei extrem distorsiv arbeitenden Bands zumeist erträglich bleibt. Insofern zahlt sich Bequemlichkeit auch aus.
Im Pott und Umgebung war ich noch nicht so oft für Konzis, im Kölner E-Werk noch gar nicht. dredg hab ich mal im Primeclub gesehen, deftones in Dortmund, Tool in Düsseldorf. Des woars glaub i.
Im E-Werk war ich nur einmal bei Prodigy und es war der Hammer.
War selbst noch nicht da. Wie ist die Akustik?
War einmal da. The Notwist gesehen. Nicht so meine Band, klang aber recht gut. Ist die Halle bis ca. 3.000 Leute. Bin aber nicht davon überzeugt, dass die die vollkriegen. Alternativ wäre die Live Music Hall denkbar: die ist zwar nicht der Hit, aber habe Mogwai zwemal dort gesehen und fand's vom Sound ok. Man muss halt gucken, wo man steht.
"Rave Tapes" ist übrigens geleaked und läuft. Ist aber so oder so ein Pflichtkauf.
Werd ich nicht reinhören, bevor es auf Tonträger in meinen knochigen Fingern liegt!
Ich konnte da jetzt nicht widerstehen, zumal mich "Remurdered" jetzt nach 3-4 Durchläufen schon schwer begeistert.
Album wird eh zumindest auf Vinyl gekauft.
Ich habs auch noch nicht. Wehe du spoilerst auch nur eine Note! Im E-Werk war ich bisher bei Flogging Molly und Jack White. Die Halle geht auf jeden Fall klar von der Akustik her.
Konnt es mir eben nicht nehmen lassen, "The Lord Is Out Of Control" zu gönnen. Ist schließlich ne Vorabsingle, da geht das in Ordnung.
War ein Fehler. Meinen lüsternen, zittrigen Händen hat das keinen Gefallen getan.
"Remurdered" gab's bei soundcloud vor der offiziellen Single-Veröffentlichung zu hören.
Ich spoiler niemals - nur gegen Geld.
Hätte mir ja gern die Rave-Tapes-Box gegönnt, aber 55GBP plus Versand ist mir dann doch zu viel.
Na toll jetzt hab ich mir auch "The lord is aout of Control" gegeben... Verdammte Neugierde...
Jetzt gehts mir ie Moprho.
Hat schon was von den ruhigeren Momenten auf Hardcore. Bin gespannt.
will wer nen A kaufen? xD
Oookay, aber nur noch Remurdered. Dann ist Schluss!
Ich bin direkt zu Rats of the Capital gesprungen, damit ich meine Mogwaisucht befriedigen kann, ohne mir den Moment zu versauen, in dem ich das Album das erste mal in die Anlage lege. ^^
*Ratts... zu viel Kräuterbutter intus zum tippen...
Keine Chance, ich bleib eisern. Appetizer machen das Warten unerträglich, trotz der vielen dämlichen Verpflichtungen in nächster Zeit. Dann lieber nochmal in der Diskografie rückwärts... "Mr. Beast" gehört zu den Platten, die mir nachweislich die Hirnrinde neu gefaltet haben.
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SPOILER-Warnung für den Dude
*/
Bei Remurdered fühlte ich mich durch die elektronischen Klänge erst etwas vor den Kopf gestoßen, aber spätestens wenn das Schlagzeug richtig einsetzt, packt mich schon die Sehnsucht nach dem Repeat-Button.
Erster Pflichtkauf des neuen Jahres steht fest.
Und suddenly a wild Rano Pano appears. Erstmal genug des Ausflugs in neue Gefilde.
Neue EP "Musik Industry 3, Fitness Industry 1" zum Schtreamen:
http://pitchfork.com/advance/602-music-ind…
Track 1 - "Teenage Exorcists": Ungewohnt Indiepop-lastig, so dass ich mich schon fast dafür schäme, dass er mir gefällt.
Track 2 - "History Day" - Mein düsteres Highlight (Widerspruch not intended). Der perfekte Soundtrack, wenn man mal wieder vorhat, nachts im Wald spazieren zu gehen und auf eine bis dato unentdeckte, von Glühwürmchen erleuchtete Elfenlichtung zu stoßen.
Track 3 - "HMP Shaun William Ryder" - Shaun Ryder? Sänger der Happy Mondays? Kann halt nicht jeder Lionel Richie sein. Neben History Day eine weitere sehr schöne, Kopfkino induzierende Intrumentalnummer. Bilden ein schönes Duo.
Rest: Die üblichen Remixes. Alle von Rave Tapes.
Behinderte Musik für behinderte Menschen.
Verschwinde zurück in deib Grab, Sancho.
Es ist dir nicht erlaubt, unter den Lebenden zu wandeln!
In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti.
Amen.
Im Namen von Gerhard Stoltenberg!
Heiß ich RichtigbehinderterSancho?
Die Anschuldigungen sind haltlos!
... und behindert.
Sancho oder Sati oder Benny, einer von den Krüppeln wird es schon sein.
#Amelotatismusgate
Du bist behindert.
wer is eigentlich nich behindert?
tilt
Die laut.de-Redaktion, die ist nicht behindert, die würden NIE faken!
Die tut nur 3 mal am Tag fäkalieren, dann gibts wieder neue Rezis. Das ist wirklich nicht behindert.
YOU ARE BEEEWIIIIIITCHED...
Tickets für ne kleine Euro-Tour FEB/MÄRZ 2022 gehen morgen in den Vorverkauf...
Werde wohl am ehesten HD Halle ansteuern...
Mogwai who? xD
molti - ALLAH! ich grüße dich!
Lass dich doch mal wieder bei nem Konzi einer unserer vielen heimlich und unheimlich geteilten musikalischen Interessen blicken, hm?
Auswahl steigt gerade noch etwas zögerlich, aber stetig.