laut.de-Kritik

LSD oder was?

Review von

Der Pulsschlag beschleunigt sich, es macht sich eine leichte Euphorie breit und man fragt sich intuitiv, warum zur Hölle man davon noch nie etwas gehört hat. Von Musik, die sich jedweder Kategorisierung elegant entzieht, die einen in Bann schlägt mittels magischer Momente, das ist es doch, was der Musiksuchende stets zu finden hofft. Wolfram Spyra, oder nur Spyra liefert genau das.

Der Musiker aus Kassel verzichtet dankend darauf, es sich in einer Schublade bequem zu machen. Jazz, Electro, Rock, Ambient? Ja gerne, aber nicht nur. Spyra formt einen seltsamen Hybriden aus den genannten Genres. Und selbst unter Zuhilfenahme dieser Begriffskrückstöcke ist "January In June" nur sehr unzureichend beschrieben.

Zuallererst meint man, es mit einem bedächtig dahin fließenden Ambient-Werk zu tun zu haben. Xylophontöne umranken Straßengeräusche, ehe ein grummelnder Basslauf die Regie übernimmt und sich nach und nach Piano-Einwürfe dazu gesellen. Was soll man mit derlei gelagerter Mucke machen? Wohin stecken? Oder einfach ohne analytischen Hintergedanken genießen? Ist wohl das Beste für den Hörgenuss.

In "Budapest" muss die Sonne vom Firmament geschienen haben. So leicht und federnd klingt der Track. Sanft eingeworfene Gitarren-Sprengsel färben das Licht rötlich warm ein. Spyra macht es dem Hörer einfach, zu den Klangbildern imaginäre Vorstellungen im Kopf entstehen zu lassen. Irgendwann wähnt man sich tatsächlich in der ungarischen Kapitale, wenn Straßen-Sounds wie ein Seziermesser die dahin schuckernde Gemütlichkeit durchschneiden.

Die bis dato herrschende beschauliche Betulichkeit weicht schnell anderen Stimmungsbildern. In "Bytom" kämpft ein jazziges Keyboard mit einer düster dräuenden E-Gitarre und einem nach vorne drängenden Schlagzeug-Pattern um die Vorherrschaft, ehe alles im wilden Rausch eines kakophonischen Crescendos aufgeht. LSD oder was?

Im weiteren Verlauf erhält "January In June" nicht zuletzt wegen der Verwendung von Kontrabass, Schlagzeugbesen und nach Improvisation klingenden Strukturen einen etwas jazzigeren Touch. Instrumentale Phantasien: Spyra macht sich um unsere imaginären Fähigkeiten Sorgen und setzt uns hier ein Album vor, zu dem es sich hervorragend Gedankenschweifen lässt. Zum Ende hin beruhigt sich sogar der Puls wieder.

Trackliste

  1. 1. Transitautobahn
  2. 2. Budapest
  3. 3. Bytom
  4. 4. Schneekoppe
  5. 5. January In June
  6. 6. XyloCity VI
  7. 7. Grenzgebiet
  8. 8. Eschatology

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Spyra – January in June €22,99 €3,00 €25,99

1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    Häßliches saxofongedudel man kanns nicht anders sagen dröhnt aus den boxen untermalt von einer spitzenband aber klangesthätisch gehört es schon in die tiefste schublade der fusionfreaks. impulsiv? todlangweilig und jedes stück scheint dem gleichen schema zu folgen. tut mir leid lsd?????