laut.de-Kritik
Bei den Münchnern regieren deepe Harmoniebögen und trockene Drums.
Review von Stefan JohannesbergDie Rapmusik aus Deutschland wird natürlich immer das Problem haben, dass sie den neuen Trends und Ideen des amerikanischen Vorbildes hinterhinkt. Da sich aber die beiden Sprachen unterscheiden und so auch nicht unbedingt verglichen werden können, fällt das Hauptaugenmerk auf die Beats. Doch seit ca. zwei bis drei Jahren schaffen es die deutschen Hip Hop-Produzenten endlich, ein internationales Level zu erreichen. Das da natürlich Plagiatsvorwürfe seitens der Kritiker laut werden, ist wenig verwunderlich. Als "der meistkopierteste Beatbastler" muss sehr oft Gang Starrs DJ Premier herhalten. Ich gebe auch selber zu, dass ich das Original der Kopie vorziehe. Ich kann aber auch gut nachvollziehen, wenn man sich als kreativer Kopf an den Besten und Innovativsten seines Faches orientiert.
Was hat nun das Ganze mit den Münchenern von Square One zu tun? Nun ja, die Beats von Iman lehnen sich sehr stark an Vorbilder wie Pete Rock, Diamond D oder eben jenem DJ Premier an. Besonders deren musikalischer Output aus den Jahren 92-95 scheint es Imam angetan zu haben. Hier werden alte, melancholische Soulloops so gekonnt gesampelt, dass es eine wahre Freude ist. Auch oben genannte Helden könnten mit den drei Musikgewalten, Violine, Gitarre und Klavier nicht besser umgehen. Die paar R'n'B-Schnipsel wirken zudem nicht als kommerzielle Anbiederung, sondern als logische Einbindung in den Hip Hop-Kontext.
Auf moderne Trends wie die Timabaland-Hektik oder das nervige Synthie-Geblubber eines Erick Sermon wird zum Glück verzichtet. Hier regieren deepe Harmoniebögen und trockene Drums, so dass im Verbund mit den intelligenten, englischsprachigen Lyrics von Ali eine sehr ruhige, nachdenkliche Stimmung entsteht. Als einzigen Anspieltipp gibt es deswegen diesmal das gesamte Album. Hier gibt es keine Filler, sondern nur Killer. Kaufen!
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