laut.de-Kritik
Willkommen im postmodernen Rock-Kosmos der Schizophrenie.
Review von Jasmin LützDass Belgien eine interessante Musikszene besitzt, wissen wir nicht erst seit dEUS, Soulwax, Girls In Hawaii oder den wunderbaren Velvet Underwear. Egal ob mit elektronischen Klängen oder sattem Gitarrensound, die Benelux-Länder sorgen immer wieder für eine nette Überraschung.
So auch "Orion" von der Gruppe Starfighter. Gut, der Name hat vielleicht einen etwas längeren Bart, aber dafür sind die elf Stücke teils rockig gestutzt und die New Wave-Pop-Frisur steht dem Quartett dabei auch ganz gut.
Tim Brown steckt hinter dem Namen Starfighter und kämpfte sich anfangs noch alleine mit Drum-Maschine und Gitarre durch das weite Pop-Rock-Universum. Mittlerweile gehört seine Live-Begleitung zur festen Stammbesetzung. Die durchgedrehten Gitarren und der wabernde Rhythmus sind nun auch auf dem zweiten Album "Orion" zu hören. Die Platte entstand in nur sieben Tagen im Studio, gemeinsam mit Niek Meul (Das Pop) und Gareh Parton (The Killers, Placebo) an den Reglern.
Ab und zu beschleicht einen das Gefühl, die Jungs hätten sich vielleicht ein wenig mehr Zeit nehmen sollen. Die genaue musikalische Richtung ist nicht zu durchschauen. Zwischen harten Gitarrenriffs plätschert plötzlich eine poppige Melodie wie aus dem Nichts dahin. Genauso kann man den Albumtitel "Orion" nicht klar definieren. Meinen sie nun das Raumschiff oder das Sternbild der Äquatorzone oder gar den schönen Jüngling aus der griechischen Mythologie? Insgesamt klingt die belgische Konstellation ein wenig schizophren, aber höchst zumutbar.
Mit dem Opener "Theme" erklingt das erste Gitarren-Donnerwetter. Eine höllische Stadionrock-Rakete in den Sphären der 70er Jahre. Überhaupt fühlen sich Starfighter in der aktuellen Retro-Atmosphäre pudelwohl. Die Liebe zum New Wave ("Just Called To Say") und Glamrock ("Crossfire") sind nicht zu überhören. Die Mähne schüttelt sich mit "Access Wars". Songs wie "Pretend And Lie" beamen uns in das Edelpop-Soundsystem der 80er Jahre. Mit "Tired" ist die erste einprägende Hymne geboren, bevor "# 1 Today" die ruhigen Momente aus der Beatbox erklingen lässt, um ebenfalls danach in den Pophimmel empor zu steigen.
Das Sternensystem rockt, um dann wieder in hellen, einfühlsamen Melodien zu leuchten; gewöhnungsbedürftig, aber durchaus hörenswert. Starfighter kämpfen sich durch allerlei Gitarrensaiten. Egal ob anfangs strominfiziert laut oder schlussendlich akustisch leise ("Demons At Play"). Die Belgier benutzen diverse Musikrichtungen und verpacken sie mit ihren unterschiedlichen Gefühlen und Launen in elf variationsreiche Songs. Hier geraten Rocker und Popper zusammen und wissen manchmal nicht so recht was sie miteinander anfangen sollen. Letztendlich harmonieren sie aber ganz gut und blicken glücklich in den postmodernen Rock-Kosmos der Schizophrenie.
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