laut.de-Kritik

Raabs Entdeckung lässt sich gnadenlos verheizen.

Review von

Was für ein Auftakt. Der erste Song klingt gut und schnell. Man spürt den Drang, etwas Neues zu machen. Aber wie es mit Vorsätzen so ist, werden sie schon vom Refrain wieder über Bord geschmissen. Ab da steht Stefanie Heinzmanns Opener "Masterplan" stellvertretend fürs gleichnamige Album, Innovatives sucht man meist vergebens.

Zuvor jedoch noch ein kleiner Höhepunkt von "Masterplan": auf einem schön entspannten Arrangement singt Frau Heinzmann über ihren "Mean Man". Wunderbar setzt sich der Refrain im Gehörgang fest und geht so schnell nicht mehr raus.

"Like A Bullet" folgt dagegen nur dem altbekannten Schema Strophe - Refrain, Strophe - Bridge - Refrain, und das auf so langweilige Art und Weise, dass ich mir den nächsten Track sehnlichst herbeiwünsche. Doch was kommt da? Kylie Minogue aus der Schweiz? "Can't Get You Out Of My System" ist einfach ausgedrückt: Nett. Und nichtssagend.

Was schon bei den ersten vier Stücken auffällt, ist das fehlende Volumen am Mikrofon. Interessant und nach stimmlicher Power klingt allein "I Bet She Doesn't Feel It".

Beim folgenden "Revolution" muss ich laut auflachen. Da wird eine Revolution besungen, aber was für eine soll das werden? Die Arrangements erinnern stark an die No Angels, und die sind ja nicht für revolutionäre Musik bekannt.

Und auch sonst hat der Track nicht mehr zu bieten als die typischen Bohlen-Rhythmen. Damm, Dadamm, Damm, Dadamm usw. usw. Wie die meisten Lieder wird er von einem alltäglichen Bass und "rockigen" Gitarren unterstützt. Die "Balladen" bekommen eine tausendmal gehörte und abgelutschte Synthiebegleitung.

Eine Revolution in den Lyriks? Eher auch nicht, da man Zeilen wie "Imagine A World Where Every City Is Clean" schon zu oft gehört hat - klar, Klimawandel ist überall. Textlich geht bei der Gewinnerin nichts. Hier die Hommage an die Liebe, da eine "Revolution". Auch das Cover von Tower of Power überzeugt nicht. Zeilen wie: "There's so much oil in the ground/ sooner or later there won't be much around" wirken einfach lächerlich aus dem Munde der Schweizerin. Textlich hat Tokio Hotel das gleiche Repertoire.

Lediglich "Xtal" überzeugt mich noch. Eine schöne Ballade mit Stefanies Bruder in der zweiten Stimme, der sie allerdings selbst da noch alt aussehen lässt. Trotzdem gefällt der Song mit seiner ruhigen Instrumentierung. Auch stimmt die Harmonie zwischen Stefanie und ihrem älteren Bruder. Ansonsten kein Ausbruch, keine Rebellion gegen die vom schwedischen Produzenten-Duo geschriebenen Instrumentals und Texte.

Auch als Gewinnerin von SSDSDSSWEMUGABRTLAD ist man also nicht vor Mainstreampop und Langeweile sicher.

Trackliste

  1. 1. Masterplan
  2. 2. My Man Is A Mean Man
  3. 3. Like A Bullet
  4. 4. Can't Get You Out (Of My System)
  5. 5. I Bet She Doesn't Feel It
  6. 6. Don't Call This Love
  7. 7. Revolution
  8. 8. Free Love
  9. 9. If I Don't Love You Now
  10. 10. Painfully Easy
  11. 11. Best Thing You Ever Did
  12. 12. Only So Much Oil In The Ground
  13. 13. Do Your Thing
  14. 14. Xtal

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110 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @habdinitso (« @Skywise (« @habdinitso (« Wie meinst du das jetzt? Findest du nur die Produktion dieses Songs schlecht oder den Song an sich, den Text oder wie er von Stefanie gesungen wird? »):

    Die Produktion ist okay, der Song ist auch gut ("Urban Renewal" ist ohnehin ein Album, für das man Tower Of Power heilig sprechen sollte), aber was Frau Heinzmann da abliefert, ist verglichen mit dem Original ziemlich peinlich. Das Dingens muß Stress machen und den Eindruck vermitteln, als ob da jemand gegen einen Tankzug anrennt. Wenn Frau Heinzmann bei jedem "oil" die Töne abwärts schleifen läßt, hat sie entweder zuviel Zeit, den Funk nicht begriffen oder kann ihn zumindest nicht vernünftig umsetzen. Da fehlt einfach der Druck, gute Stimme hin oder her.
    Skywise »):

    Kleiner Nachtrag zu "only so much oil ..."
    Hab gerade ein Interview auf Hitparade.ch mit Stefanie Heinzmann gelesen und dabei Folgendes entdeckt:

    Hitparade.ch: Ein Song, "Only So Much Oil In The Ground", ist mit der Band "Tower of Power" eingespielt worden, zudem konntest du am Konzert in Zürich live mit ihnen auf der Bühne stehen. Hast du jemals mit so etwas gerechnet?
    Stefanie: Nein, damit habe ich überhaupt nie gerechnet! Eine Woche vor dem Konzert haben mich "Tower Of Power" angerufen. Sie sahen mein Video auf YouTube und wollten, dass ich mit ihnen auf der Bühne stehe. Ich war anfangs recht überrascht und dachte, "das kann doch nicht wahr sein!". Und wenn ich jetzt zurück denke, kommt mir alles vor wie ein Traum.

    Na, wenn ToP sogar bei Stefanie anrufen, dann kann sie ihren Song wohl nicht so schlecht interpretiert haben. Die machen sich nicht lächerlich und lassen live eine "peinliche" Version ihres "oil-Klassikers" vom Stapel. »):

    war live der hammer in zürich:)

    allso mit der kritik zu masterplan bin ich nicht ganz einverstanden. 13 anhörliche geschriebene lieder und nr 14 vom bruder ist ganz ok für die zeit die sie hatten. endlich wieder mal eine cd die man reinlegen kann und mer wie 3 lieder gut sind. da kann sich die eint oder andere so gerühmte sängerin was abschneiden. ob die täxte autentisch sind kannst du ja gar nicht wissen kennst sie ja wohl kaum? oder warum sie die lieder ausgewählt hat. selber geschrieben texte? so manch nummer 1 hit wurde nicht selber geschrieben allso gekauft. sind nicht viele musiker die wirklich nur eigene texte verwenden. trotzdem waren sie wohl gut sonst wärn sie nicht auf die 1 gekommen.

    wenn ich mir den live auftritt von big fisch chumm is wallis und Tower Of Power so vergleiche sehe ich da durchaus parallen dazu und wirkt schon autäntisch:) allso ich hab schon das gefühl da steckt was von ihr dahinter. leider muss ich recht geben genau wie bei der singel ist das album nach meinem geschmack etwas schlecht abgestummen und ihre hammer stimme kommt zu wenig zur geltung. aber alles in allem ists für die erste cd ganz ok und für mich war das album das geld wert.

    beim nächsten album von ihr bin ich dann eher gleicher meinung. da sollte schon mer einfluss von ihr und ihrem umfeld ( bruder - bigfish) sein. alls ich mir chum is wallis und märliland reingezogen hab hab ich das gesehen was du bei masterplan wohl etwas vermisst.

    freu mich auf jedemfall auf den 15 oder 16 juni weil live ist sie hald unglaublich und bin schon sehr gespannt auf das nächste album auch wenns wohl leider ne weile dauern wird.

  • Vor 16 Jahren

    Ich denke, eine objektive Rezension von Kunst ist nicht möglich. Der Kritiker kann immer nur schreiben was er fühlt, wie er es hört. Deshalb würde ich nie Musik rezensieren, die mir eh nicht gefällt oder die ich nicht verstehe. Ich persönlich würde also nie volkstümliche Musik, Hardrock oder auch Jazz beurteilen wollen. Ganz einfach weil ich es nicht kann.
    Stefanie Heinzmanns Titel hingegen verstehe ich sehr gut. Ihre Stimme, die vielleicht im Übrigen garnicht powern, sondern ergreifen soll, packt mich am ganzen Körper, die Musik nimmt mich -je nach Titel- mit auf irgendeine Tanzfläche oder auf eine Wiese, wo ich in die Wolken sehe und träume.
    Es gibt Songs auf der CD "Masterplan", die gehen mir sofort durch und durch und es gibt welche, die werden von mal zu mal besser. Da brauchts ein wenig, bis ich sie begreife.
    Wer es nie begreift, soll vielleicht das beurteilen, was er begreift.
    Nur so ein Gedanke ... k.

  • Vor 15 Jahren

    Ich persönlich hatte mich ursprünglich total gefreut, nach langer Zeit und etlichen nervtötenden 0815-Casting-Talenten in Stefanie Heinzmann endlich mal einer begnadeten Nachwuchssängerin lauschen zu dürfen. Ich fand es atemberaubend, wie sie Soulnummern von Joss Stone fast noch besser als das Original gesungen und dabei v.a. wahnsinnig viel Emotionen hineingelegt hatte.
    Ich dachte mir: "Yeah, bitte lasst sie gewinnen und dann ein richtig tolles Soul-Album machen, auf dem sie sich richtig austoben kann."

    Und was kam? Hyperkapitalistisch-kommerzielle 0815-Popscheiße (sorry wegen meiner Ausdrucksweise), wie sie uns sowieso schon jeden Tag überall um die Köpfe weht. Was steckt in dem Mädel doch an Potenzial! Und was wurde daraus gemacht? Masterplan. Ein Album, das meiner Meinung nach viele Mädels mit etwas Talent hätten einsingen können. Doch das, was aufgrund des im Vergleich zu SH fehlenden Potenzials, eben NICHT allzu viele Sängerinnen hinbekommen würden, wollten die Produzenten offensichtlich nicht. Da könnte man echt durchdrehen vor Wut und sich auch ein wenig verarscht fühlen. Wie taub muss man eigentlich sein, um zu kapieren, dass diese junge Frau nicht für Larifari-Popgeträller, sondern für Soul und Jazz prädestiniert ist?

    "Verheizt" trifft es perfekt. Verdammt schade.