laut.de-Kritik
Zappas "Sofa" und anderes 1a-Gitarrengewichse.
Review von Giuliano BenassiMit etwas Phantasie kann man sich unter Steve Vais Hausstudio riesige Kellergewölbe vorstellen, in denen sich kilometerweise Bänder mit Demos und unveröffentlichten Aufnahmen stapeln. Realistisch gesehen dürfte es sich beim Technikfreak jedoch eher um einen Computer mit mehreren Festplatten handeln. Wie auch immer: Bei Vai ist Großputz angesagt, was in den letzten Jahren mehrmals zur Veröffentlichung von Archivmaterial geführt hat. Vor den "Archives Vol.3" erschien 2000 bereits die "Archives Vol. 1", und zwei Jahre später ein üppiges Set mit fünf CDs, das den Titel "Secret Jewel Box" trug und dieses Album schon enthielt.
"Shut up, Steve, we know you can play!, beendet Sänger Devin Townshend scherzhaft "Just Cartilage" und bringt die Sache auf den Punkt: hier ist Gitarrengewichse höchster Qualität angesagt. Dabei handelt es sich sowohl um Ausschussmaterial oder Japan-Bonustracks aus verschiedenen Soloalben ab "Sex & Religion" (1993) wie auch um Demoaufnahmen für die Hersteller von Soundcomputern. "Wipe Out 2000" ist Vais Version des bekannten Hits der Surfaris, den er für Radio Disney aufnahm; den Höhepunkt bildet aber Frank Zappas "Sofa", das Stück, mit dem Vai 1993 den Grammy in der Kategorie "Best Rock Instrumental Performance" gewann.
Recht unterschiedliches Material also, das durch Vais virtuoses Spiel durchaus eine Einheit bildet. Dazu gibt es im Booklet Infos zu den einzelnen Liedern. So ist "Selfless Love" seiner Mutter gewidmet ("I was blessed with the good fortune to grow up with a sweetheart of a mum"), "Maple Leafs" entstand dagegen beim Soundcheck vor einem Konzert in Dublin. "It went to be from very angry to very happy because of the beautiful guitar", lobt sich der Meister selbst.
Wem das zu wenig ist, der sollte sich den gleichzeitig erschienenen vierten Teil der Archives mit dem Untertitel "Various Artists" anhören. Zu den da vertretenen Musikern gehören Whitesnake, John Lydon mit seinen PIL, Chick Corea mit Band sowie Alice Cooper. Gemeinsam spielen sie eigenes Material sowie Stücke von Jimi Hendrix (mit Orchesterbegleitung!), Leonard Bernstein und Wolfgang Amadeus Mozart.
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