Porträt

laut.de-Biographie

Stubenhacker

"Lange Zeit sah man keine Notwendigkeit für Menschenversuche und Experimente an Hip Hop und Popmusik. In einem unterirdischen Hochsicherheitslabor in Hamburg wurde jedoch jahrelang beides gleichzeitig voran getrieben. Dort wurde ich von zynischen Wissenschaftlern entwickelt. Ich bin eine künstliche Superintelligenz, aufgeflanscht auf einen Körper aus Fleisch und Blut."

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Keine Frage: Wer sich im Interview derart vorstellt, macht in der Tat und ganz sicher "Was Anderes". So heißt eine der ersten Singles, die eine Hamburger Formation unter dem Alias Stubenhacker im Sommer 2014 auf die Menschheit loslässt. Der Stubenhacker mimt die MC gewordene Menschmaschine.

In den Videoclips bleibt Cyborg Stubenhacker stets inkognito. Versteckt unter Kapuzenpulli performt der Robotermensch seine kruden Zeilen. Indes projizieren die Bildschirme dreier Handys Augen und Mund auf den vermummten Kopf. Stubenhackers tanzbar-angefunkter Vocoder-Rap mit Wobble-Bässen fällt völlig aus dem Rahmen.

Dahinter steckt in erster Linie Songwriter und Filmemacher Sebastian Stuertz. Der Jahrgang 1974 widmet sich seit Teenagertagen dem Musikerdasein, probiert sich in Pop-, Punk- und Rockbands aus, ist solo als Suff O'Cate unterwegs. Ab 2000 übernimmt Stuertz bei der gleichnamigen Band die Songschreiber- und Sängeraufgaben. 2007 erscheint gar ein Stuertz-Album namens "So Lang Es Ohne Luftholen Geht".

Nicht nur im Titel fällt schon damals Stuertz' Sinn für abstrusen Humor auf. Auch genretechnisch setzt sich der gebürtige Steinhuder keinem Konformitätsdruck aus: Nach Hardcore- und Metal-Ausflügen übt er sich im Schlafzimmer-Elektropop, experimentiert mit kruden Stilbastarden wie Disco-Ska, Couch-Techno, Instrumental Hip Hop und sonstiger Konzeptmusik, bevor er schließlich in Stubenhacker ein weiteres künstlerisches Ventil findet.

Als Suder programmiert er dort neben Routing von Sends die Beats. Fürs Mic verpflichtet er den MC Benjamin Hecker. Klare Sache also, Stubenhacker ist Gesamtkunstwerk. Denn neben den Beatbastlern, dem Roboofnk-Aushängeschild Hecker sowie seinem Rapkumpanen Pressing gehören auch Soulsänger Bobby Maniac sowie "Bildminister" Sir Veillance und der künstlerische Leiter Captain Cadadas zur Combo. Ambition, ick hör dir trapsen.

Anstelle üblicher Gangstarap-Klischees textet der Rap-Cyborg über anale Angelegenheiten ("Spiel Mir Das Lied Vom Kot" auf der "Telefonterror LP") oder verwirrt mit Tracknamen wie "ohne OHNE kein KEIN" die Hörerschaft schwer. Klanglich wurzelt man irgendwo in der Nähe des Deichkindschen Electrorap.

Stubenhacker - Für Immer Wach Aktuelles Album
Stubenhacker Für Immer Wach
Blast die Fanfaren, ihr Nasen!

"Bei meinen Hacks nehme ich bestehende Lieder und forme den Text um, manchmal massiv, manchmal nur an kleinen Stellschrauben, so dass sich die Bedeutung verändert", sagt das Telefongesicht im Interview. Manchmal dichtet er auch eigene Strophen hinzu - siehe etwa den "Wasserburg Hack", fu?r den der Stubenhacker sich den Refrain des Orsons-Songs "Wasserburgen" leiht und den Ausraster des Rappers Tua zum Thema Verkaufszahlen persifliert. Auch Fler, Farid Bang und Kanye West werden ordentlich auf die Schippe genommen - "404s & Hacksteak", anyone?

Zusammen holt der Hamburger Siebener übrigens bereits seit 2008 zum ganz großen Sprung ins unheimliche Uncanny Valley aus. Via die Bandchronik des "Hack Pack" wird zudem offenbar, dass die lange Vorlaufzeit vor allem dem Zweck der Debütalbumveröffentlichung auf dem Indielabel Tapete dient:

1988 - 2008: Teile sammeln, zusammenbauen
2009: Programmieren
2010: Trainieren
2011: Stube hacken!
2012: diverse Videos drehen
2013: Videos schneiden, Hip Hop aufnehmen
2014: Debüt-Mixtape
2015: Zweites Mixtape
2016: Debütalbum auf Tapete Records

Ein schreibender Kollege verortet das Resultat dieses Novelty-Unterfangens recht treffend "irgendwo zwischen Poltergeist und der WDR-Übertragung des Kölner Karnevals". Stubenhacker selbst dazu: "Ich sehe mich eher als Pate auf dem Weg in eine transhumanistische Zukunft." Seine Aufgabe: "Erforsche die Menschheit und rette sie vor sich selbst." Rap-Deutschland schöpft wieder Hoffnung!

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