laut.de-Kritik

Gehirn-Diashow im Sägezahn-Rausch.

Review von

Über ein Jahrzehnt seit seinen letzten Veröffentlichungen auf Kompakt ("Bolzplatz", "Musick"), kehrt der nie verlorene, aber sich auf eigenen Labels herumtrollende Sohn Marco Haas aka T.Raumschmiere in den Schoß der Label-Familie zurück. Nicht verwunderlich, dass der neue Longplayer "Heimat" heißt. Zu Beginn geht es allen Verschwörungstheorien zum Trotz zwar gleich "Zum Mond", aber wer weiß, vielleicht ist Haas dieser berühmte Mondmann, von dem alle immer sprechen. Musikalisch erinnert das Intro stark an Kraftwerk, mit all den Bleeps und Blaaps und der für die Düsseldorfer so signifikanten Synthetik-Robo-Stimme.

Es folgt, geehrte Gäste und Freunde der Technokultur, der vermutlich treibendste Track "Jaguar", bei dem man an Jungle-Techno denkt, obwohl es keiner ist. Verspielt, kratzig, minimalistisch, getragen von tiefen Beats, untermalt von dann und wann auftauchenden glockenhaften Melodien (wieder ein klein wenig Kraftwerk), in der Summe aber Ambient, deep und im besten Sinne des Wortes sentimental.

"Wacker" geht es im wahrsten Sinne des Wortes weiter: Ein Track, der an die guten, alten Schaffel-Zeiten anknüpft, begleitet von den Tracks "Juli" und "Zwerg", dem letzten Song der Scheibe. "Stoli" und "Le Fux" gehen derweil als raffinierte Knarz-Technostücke in gewohnt-geliebter Sägezahn-Rauschhaftigkeit durch. Hier tauchen die Punkelemente alter "Monstertruckdriver"-Zeiten wieder auf, nur weniger wild und aufs Maul, vielleicht altersweise, aber nnoch immer betörend und soghaft.

Das 8-Track-Album ist eine düstere und traurig-melancholische Angelegenheit, gerät aber nie schwer oder schwülstig. So knüpft "Heimat" musikalisch da an, wo Haas Kompakt einst verließ und setzt den Zuhörer einer Art fantastischer Gehirn-Diashow aus. Wohl eines der besten T.Raumschmiere-Alben.

Trackliste

  1. 1. Zum Mond
  2. 2. Jaguar
  3. 3. Wacker
  4. 4. Stoli
  5. 5. Le Fux
  6. 6. Juli
  7. 7. Amina
  8. 8. Zwerg

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT T.Raumschmiere

Es überrascht nicht sonderlich, dass T.Raumschmiere, bürgerlich Marco Haas, auf eine deftige Punk-/Industrial-Vergangenheit zurück blicken kann. Sein …

1 Kommentar