laut.de-Kritik
Stilmix zwischen Rhythm, Blues und Jazz.
Review von Klaus HardtGitarrist, Songschreiber und Sänger Terry Callier hat mit "Lookin' Out" ein Album veröffentlicht, das sich am einfachsten und gleichzeitig am treffendsten mit dem Titel des zweiten Songs charakterisieren lässt: "Jazz My Rhythm And Blues". Die geraden Grooves lockern der umspielende Bass, die filigranen Solis und der gefühlvolle Gesang auf. Es entsteht eine luftige Rhythm and Blues-Atmosphäre, oder anders herum gesagt, straighter Jazz. Man könnte ihn vielleicht in das Genre Souljazz einordnen, doch dafür ist die Liedstruktur bei den Stücken zu sehr ausgeprägt, und es dominieren nicht die Solisten, wie es im Jazz üblich ist.
Viele langsame Songs befinden sich auf der CD, in denen die Band unterschiedliche Stimmungen vereint. Bei dem langsamen "We R One" kommt zu der Leichtigkeit eines sparsam gespielten Basses und Schlagzeugs noch eine gewisse Melancholie, die sich durch das Klavier vermittelt, doch hauptsächlich transportieren Calliers Gesang und der weibliche Backgroundchor die Schwermut. Der Sänger schafft es auf der CD immer wieder, gefühlvoll und weich zu klingen, ohne dabei das Maß zu verlieren. Nie hört man ein nerviges Vibrato oder ähnlichen Schnickschnack. Angenehm und glaubhaft klingen die vermittelten Gefühle.
Nach dem ruhigen "We R One" schließt sich das treibende "Midnite Mile" an. Die Combo spielt einen richtig bodenständigen Shuffle, der Bandleader röhrt einen Blues. Doch das Lied driftet nicht gänzlich ab ins kraftvolle Stampfen. Vor allem das Saxophon klingt zu soft. Das Riff und auch das Solo wird nicht so hart gespielt, so dass Souljazz-Assoziationen aufkommen, die ein wenig an Gene Ammons erinnern. Das Lied lebt von dem interessanten Stilmix, einem sehr guten Gesang und dem hervorragenden Groove der Band. Das Songmaterial an sich, ist aber eher gewöhnlich. Die Gesangmelodie bewegt sich in dem üblichen Rahmen und die Riffs strotzen auch nicht vor Originalität.
Ein wenig funky kommt "Stripper" aus den Boxen. Ein langsamer Beat mit durchlaufenden Sechzehntel bildet die Grundlage. Langgezogene Akkorde und Flötentöne überlagern die Rhythmusinstrumente. Dazu wiederholt Callier die kurzen Gesangsphrasen. Langsam steigert sich das Stück. Der Einsatz eines Männerchores bildet den Höhepunkt. Hier ist auch keine Strophen-Refrain-Abfolge zu hören, Callier orientiert sich an dem, was im Funk üblich ist. Man kann die tragende Stimmung des Stückes genießen, doch leider fehlen auch dieses Mal die überraschenden Ideen.
Bei dem schönen Song "Africa Now" schlägt Terry Callier musikalisch eine Brücke zu dem afrikanischen Kontinent. In der Strophe ist ein Achtelrhythmus zu hören. Im Refrain wechselt die Band aber dann zu Vierteltriolen, damit ist eine Zwei gegen Drei-Überlagerung vorhanden, was ja in der afrikanischen Musik durchaus üblich ist. Der Refrain besteht aus an Ring-Shouts erinnernde Melodien, gepaart mit Call-and-Respons zwischen Leadsänger und Backgroundchor. Der Text beschäftigt sich wie die Musik mit dem Spannungsfeld zwischen afrikanischem Ursprung und jetzigen Lebensbedingungen der Afroamerikaner.
"Paris Blue" bietet einen Ausflug in die südliche Hälfte von Amerika. Bossa Nova-Akkordfolgen paart der Sänger und Gitarrist mit einem Bar Jazz-Piano und cleaner Gitarre. Die Instrumentalisten agieren sehr zurückhaltend und entspannt. Der Gesang kann sich somit richtig entfalten. Die einfühlsame Stimme entwickelt zwar auch durch die gekonnte Phrasierung ihren Charme, doch hauptsächlich begeistert sie durch den leicht heiseren Timbre. Sie stellt damit das perfekte Gegengewicht zu den perlenden Pianoklängen dar.
Resümierend lässt sich feststellen, dass Terry Callier mit großem Einfühlungsvermögen die siebzehn Songs seines Albums aufgenommen hat. Die Band spielt gekonnt und schafft es, die Unterschiede zwischen Rhythm and Blues und Jazz gut herauszustellen, sie aber andererseits auch in den Liedern zu vereinen. Negativ ist das Fehlen von musikalischen Überraschungen anzumerken. Alles bewegt sich doch in einem allzu bekannten Rahmen. Bei Auftritten der Band fällt dies sicherlich nicht so ins Gewicht, da man sich dann von den Fähigkeiten der Musiker begeistern lassen kann.
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