Porträt

laut.de-Biographie

The Antlers

Es soll ja so einige Musiker, Künstler und Wissenschaftler geben, die nur ohne die Verlockungen der Zivilisation konzentriert arbeiten können. Sie mieten sich dann bevorzugt in Blockhütten in den Bergen oder in Häuschen in der Pampa ein, wo garantiert niemand stören kann. Peter Silberman, ursprünglich einziger Kopf hinter The Antlers, hat da eine ganz andere Idee.

The Antlers - Familiars
The Antlers Familiars
Jeder Track wickelt ein, kümmert sich und will anschließend geträumt werden.
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Silberman zieht es mit 20 Jahren nach dem Ende einer Beziehung und einem Todesfall in seinem Umfeld ins große New York, wo er sich niedergeschlagen zwei Jahre mehr oder weniger in den eigenen vier Wänden seines Appartements verkriecht. Keine Familie, keine Freunde – Silberman ist allein unter Millionen von Menschen.

So bleibt viel Zeit für Lesen, kreatives Schreiben und Musik. Silberman, der seit seinem elften Lebensjahr in Bands spielt, entdeckt in dieser Zeit die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme. Sie wird zum zentralen Erweckungserlebnis für The Antlers.

Besonders fasziniert ist Silberman von den Erzählungen Raymond Carvers, die sich unerbittlich um das Ende von Beziehungen drehen. Auch die gesammelten Briefe von Ted Hughes an seine tote Frau, die Prosaistin Sylvia Plath verschlingt er. Und so entsteht eine bittere Hospital Bed Story über Krankheit, Entfremdung, Isolation und Tod.

Er pflegt sie, später verliebt er sich. Sie muss sterben, ist verzweifelt, wütend. Ein geradezu epischer Stoff. "Hospice", das nach drei digital veröffentlichten Schlafzimmer-EPs sein erstes Album wird, handle von Einsamkeit, sagt Silberman später in einem Interview, ohne seine spezielle Lebenssituation hätte er es nicht schreiben können.

"Hospice" klingt nach einer Mischung aus Kammer-Musik, amerikanischem Folk, gemächlichem Ambient-Sound und traurigem Indie-Pop. Den Vergleich mit Antony, Bon Iver und – in den rockigeren Momenten – Arcade Fire oder Neutral Milk Hotel müssen The Antlers nicht scheuen. Das Album wird mit den Musikern Michael Lerner und Darby Cicci eingespielt, die später zum festen Stamm der Band gehören. Im Frühjahr 2009 unterschreiben The Antlers beim New Yorker Independent Label French Kiss und "Hospice" wird remastered und wiederveröffentlicht.

Beim National Public Radio sticht das erhabene Album daraufhin gar die Kritikerlieblinge Animal Collective und Dan Deacon aus und wird zum "Best Album of 2009 so far" gekürt. Und Silberman bekommt plötzlich an einem Tour-Tag so viel Aufmerksamkeit, wie in New York in Monaten nicht. Seine persönliche Geschichte scheint im Gegensatz zu der seines ungleichen Paars aus "Hospice" jedenfalls gut auszugehen.

Silberman beschreibt das Werk wie folgt:"Es gibt Momente, wo viel passiert, Momente, wo wenig passiert, Momente des Durchatmens. Manchmal ist es wie in einem Traum, dann wieder wie in einem Albtraum. Die Art, wie diese Dinge sich aufbauen, wie sie explodieren, illustriert einfach, wie Menschen miteinander umgehen und wie Ereignisse unser Leben bestimmen."

Nach den anfänglichen Alleingängen und der Personalerweiterung im Zuge der "Hospice"-Veröffentlichung geht der Sänger zwei Jahre später mit "Burst Apart" noch einen Schritt weiter und lässt erstmals Songtexte seiner Kollegen zu.

Für den Kopf der Band geht es auf dem Viertwerk weitaus positiver zu, als auf dem Vorgänger:"Das Album ist definitiv kein Downer. Es ist sehr atmosphärisch, vielschichtig und wesentlich farbenfroher als "Hospice". Diese Veränderung war uns sehr wichtig"

Alben

The Antlers - Familiars: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2014 Familiars

Kritik von David Hutzel

Jeder Track wickelt ein, kümmert sich und will anschließend geträumt werden. (0 Kommentare)

The Antlers - Burst Apart: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2011 Burst Apart

Kritik von Matthias Manthe

Die unhippen Brooklyner ziehen den Kopf aus der Schlinge. (0 Kommentare)

The Antlers - Hospice: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2009 Hospice

Kritik von Christoph Dorner

Eine der aufwühlendsten Indierock-Platten des Jahres. (0 Kommentare)

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