laut.de-Kritik
Dan Auerbach kann auch mannschaftsdienlich.
Review von Kai ButterweckNach Jahren der Zweisamkeit (mit The Black Keys) und einem kurzen Abstecher in Sologefilde (mit "Keep It Hid") stellt sich Dan Auerbach mit seinem neuen Projekt The Arcs erstmals in den Dienst einer Mannschaft. Und man höre und staune: Der gute Dan kann sich doch tatsächlich unterordnen.
Sicher, Auerbach mimt den Frontmann mit der Gitarre im Anschlag. Und die ersten drei Songs könnten auch als Überbleibsel einer vergangenen Black Keys-Session durchgehen ("Outta My Mind", "Put A Flower In Your Pocket", "Pistol Made Of Bones"). Doch spätestens mit Beginn des wabernden "Everything You Do (You Do For You)" merkt man, dass sich hier alle Protagonisten des Kollektivs auf Augenhöhe begegnen.
Plötzlich flirren Hammond-Orgeln im Off-Beat-Modus, während Auerbachs verzerrte Stimme gegen in Hall getränkte Psychedelia-Sounds ankämpft. Überall zischt und knarzt es. Das Team geht geschlossen vor. Hier präsentiert sich erstmals die Seele des Albums. Und die wird getragen von sechs passionierten Jam-Fetischisten, die alle am selben Strang ziehen.
Es folgen die bluesige 70s-Hommage "Stay In The Corner" und der trocken in die Runde geworfene Wüstengroover "Cold Companion", ehe Dan Auerbach und seine Mitstreiter Leon Michels, Richard Swift, Homer Steinweiss, Nick Movshon, Kenny Vaughan und der ebenfalls involvierte All-Girl-Chor namens Mariachi Flor De Toloache pünktlich zur selbstbetitelten Halbzeithymne alle Schleusen öffnen. Von nun an ist alles erlaubt.
Mit imaginären Schlaghosen und aufgeknüpften Hemden hüpfen die Verantwortlichen durch das legendäre New Yorker Electric Lady Studio und sprühen dabei Funken in alle Richtungen. Die Dire Straits werden durch den Roadmovie-Reißwolf gezogen ("The Arc"), der Funk lässt den trippelnden Shaft vor dem geistigen Auge erscheinen ("Chains Of Love") und am Ende dürfen sich die Beatles über ein Spiegelei-Frühstück mit LSD-Beilage freuen ("Searching The Blue").
"Yours, Dreamly," ist letztlich vor allem eins: Das Ergebnis eines zweiwöchigen Abschaltens von der Außenwelt. Dan Auerbach und seine The Arcs-Mitstreiter lassen hörbar jedweden Wink von außen links liegen. Es geht nur um den Moment, wenn ein halbes Dutzend Nerds die Instrumente einstöpselt und die Dinge einfach laufen lässt.
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