laut.de-Kritik
Da bekommen Ohren, Herzen und Beine gute Laune ...
Review von Kai KoppAnnähernd sechs Jahre sind seit dem letzten Album der Brand New Heavies vergangen. In popmusikalischer Zeitrechnung kommt so eine Veröffentlichungspause eigentlich einem Harakiri gleich. Doch die Heavies haben noch nie getan, was von ihnen erwartet wurde. Im Gegenteil, die Unbeugsamen waren mit ihrer leicht antiquierten Musikauffassung für den Acid-Jazz-Hype der 90er maßgeblich verantwortlich. Mit neuer Plattenfirma, neuer Sängerin und neuem Album frönen sie nun erneut ihrer alten Leidenschaft, dem Soul-Funk.
"Boogie", Opener und gleichzeitig erste Singleauskopplung, entpuppt sich als Disco-Schieber in bester 70er-Manier. Nicole Russo, die neue Frontfrau, singt sich dabei gekonnt in Szene. Ihr voluminöses Organ fügt sich perfekt in die von Handclaps, funky Clavinets und Philly-Streichern dominierte Atmosphäre ein. Dennoch ist "Boogie", das auf der Singleauskopplung in acht Versionen erscheint, als recht harmlose und massenkompatible Nummer angelegt.
Viel imposanter schiebt sich "Waste My Time" aus den Boxen. Druckvoll und abwechslungsreich liefert das verzerrte Gitarrenriff den Boden für einen rundum gelungenen Dance-Track. Inklusive Zwischenteil und Transposition wartet "Waste My Time" während seiner radiotauglichen dreieinhalb Minuten mit allen kompositorischen Finessen auf, die den Weg in die Charts ebnen.
Kool & The Gang lassen auf "What Do You Take Me For?" augenzwinkernd grüßen. Gut gelaunt blinzelt man gerne zurück, sich erinnernd an die guten alten Zeiten. Die sind aber definitiv vorbei, was "Surrender" musikalisch zur Schau stellt. Ohne moderne R'n'B-Einflüsse ist die zweite Singleauskopplung, für die der Video gerade abgedreht wurde, nicht denkbar. Schmetternde Trompeten künden gar von lateinamerikanischen Einflüssen, wie man sie von Shakira kennt.
Nach tanzlastigen 24 Minuten gönnen sich die Heavies die erste und einzige Ballade, die mit eigenwilliger Instrumentierung und verschlagenem Arrangement zu punkten versucht. Auf "Many Rivers To Cross" hat man endlich ausreichend Zeit, sich an der Stimme von Nicole Russo zu ergötzen - und erkennt, dass die Band sie besser nicht mehr gehen lassen sollte. Sie ist die optimale Ergänzung zu den musikalischen Vorstellungen der Rest-Heavies und das Beste, was ihnen widerfahren konnte.
"How Do You Think" erklärt uns noch mal eindrücklich, was es mit dem Funk anno 2005 auf sich hat. Ebenso verhält es sich mit "Every Time We Turn It Up". "I Feel Right", der vorletzte Song des Albums, ist nicht nur P-Funk-orientiert. Er liefert gleichzeitig das Fazit zum Gesamteindruck.
"All About The Funk" präsentiert eine Band, der man den Spaß am Musizieren anhört. "Wir lieben dieses Album und wir glauben fest daran - we're hungry for music" verkünden die Brand New Heavies in einhelliger Harmonie. Seinen Weg in die Ohren, Herzen und Beine der Menschen wird die Platte garantiert finden.
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