laut.de-Kritik
Langlebige Riffs und tollwütige Aggro-Höhepunkte.
Review von Kai ButterweckSpricht man The Bronx-Shouter Matt Caughthran auf die aktuelle Talfahrt unseres Planeten an, reagiert der Kalifornier genauso angepisst wie Millionen anderer Menschen, denen das Wohl von Mensch, Tier und Natur am Herzen liegt.
Matt zieht aus dem Chaos und der Angst aber auch seine kreative Kraft. Themen, über denen sich ein Punkrocker wie er dieser Tage auskotzt, stapeln sich förmlich vor der Haustür. Auf dem fünften The Bronx-Album schreit und keift sich der Gute denn auch fast durchgehend den Frust von der Seele. Bereits im formidablen The-Hives-auf-Crack-Opener "Night Drop At The Glue Factory" zeigt das Bronx-Oberhaupt allen ähnlich laut bellenden Branchenkollegen die lange Nase.
Auch im weiteren Verlauf des Albums lässt Matt nur selten locker. Den gesanglichen Aggro-Höhepunkt erreicht die wilde "V"-Fahrt spätestens im zweiten Drittel des Pogo-Monsters "Sore Throat". Wie ein tollwütiger Terrier kläfft der Frontmann ins Mikrofon, während der Rest der The Bronx-Bande im Background alle Regler auf Anschlag dreht.
Wie bereits auf den letzten Alben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, läuft der The Bronx-Motor aber auch im Halbe-Kraft-Modus wie geschmiert. Songs wie das melancholisch angehauchte Arena-Juwel "Side Effects" und das Pogo-Pop-Inferno "Channel Islands", die sich abseits des bebenden Punk-meets-Hardcore-Epizentrums das Prädikat besonders wertvoll verdienen. Die Kalifornier sind keine tumben Prügler.
Neben der erneut überdurchschnittlichen Gesangsleistung von Caughthrans überzeugt auch das Gitarristen-Duo Ford/Horne. Fein gezwirbelte Licks und langlebige Riffs katapultieren Songs wie "Channel Islands" und "Past Away" ohne Umwege in Richtung Punkrock-Olymp. Hinzu kommen einprägsame Bad Religion-Chöre ("Two Birds"), sehnsüchtiger Rotz aus der Pop-Punk-Schublade ("Cordless Kids") und schroffer Voll-auf-die-12-Krach ("Broken Arrow").
The Bronx setzen genau da an, wo sie 2013 auf IV aufgehört haben. Vielleicht bleibt diesmal nicht ganz so viel hängen, aber definitiv immer noch genug, um kurz vor der Höchstwertung sein Kreuzchen zu machen.
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