laut.de-Kritik
Martialisches Hexen-Einmaleins aus Straubing.
Review von Thomas GraffeAaahhh! Hier haben wir eine echte Perle gefunden. "Corrosive Mind Cage", nach "Nine 66" das nunmehr zweite und technisch ausgereiftere Album der Cascades, ist nunmehr im Laden erhältlich. Das Straubinger Quintett hat noch ein paar erlesene Gäste für dieses Album klar gemacht, dazu gehören Peter J. Gorritz (Last Dance), Ben Richter (Thanateros), Hardy Fieting (Scream Silence) und Sven Friedrich (Zeraphine). Zusammen mit Sänger Wild bringt Letzterer die Luft beim "Hexen Einmaleins" mit martialischer Bass-Stimme zum Erzittern.
The Cascades machen straighten Goth-Rock gepaart mit subtilen Melodiebögen und einigen Elementen aus der Wave-Ära, und treten damit nicht eben in, sondern eher neben die Fußstapfen von Bands wie den Sisters oder The Mission. Ebenso gibt es hier und da Ähnlichkeiten mit Love Like Blood, London After Midnight oder auch den 69 Eyes, die wohl mit zu den wichtigsten Einflüssen gehören, die die Cascades bis heute geprägt haben.
Dennoch steht die Band keinesfalls in deren Schatten, sondern hat einen sehr authentischen Eigenklang. Fein abgemischte Keybordsequenzen in "Break Me" und "Sundown" kreieren neben der tragenden Stimme von M.W. Wild sphärische bis meditative geistige Landschaften. Die Band kann aber noch mehr. "Live Is A Fiction", "Avalon" und der Opener "Page One" laden zum Mittanzen ein und ein wahres Glanzstück ist den fünf Jungs unbestritten mit der gleich zweifachen Vertonung des "Hexen Einmaleins" von Goethe gelungen.
Wahrscheinlich der beste Song auf dem runden Plastik ist die erste Lied-Fassung dieses Faust-Auszuges, die nämlich rockiger und gitarrenorientierter ausgefallen ist. Das Midtempo-Stück "Lost And Found" mit seiner leisen Geigen-Untermalung ist nur ein Hinweis für die musikalische Weiterentwicklung, welche sich seit "Nine 66" in der Band vollzogen hat. Und eins lässt sich sagen, sie geht eindeutig in die richtige Richtung.
Lange Rede, kurzer Sinn: "Corrosive Mind Cage" ist ein feines Album, eingespielt von Musikern, die Spaß an der Arbeit haben. Allein das New Order-Cover "Blue Monday" plätschert etwas kraftlos dahin und hätte getrost im Schrank für unnötige Coverversionen verschwinden können.
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