laut.de-Kritik

So kaputt traut sich nicht jeder vor das Mikro.

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Da hat wohl jemand ein paar Whiskey zu viel getrunken. Der Sänger der Constantines hat wohl schon vor dem ersten Ton eine Kippe im Maul und etwas Hochprozentiges in der Hand. So kaputt traut sich jedenfalls nicht jeder Röchler vor das Mikro.

Entsprechend klingt seine Band wie die musikalische Umsetzung der Gedanken von dem einsamen Typen an der Bar ihres kanadischen Heimatkaffs. Von der Frau verlassen und einen Scheiß-Job als Holzfäller. Unzufrieden mit sich selbst und mit allem anderen. Aber trotzdem ist noch lange nicht am Punkt der Explosion angekommen. Nur im ersten Song "National Hum" haut man sich die Fugazi-Gitarren um die Ohren und brettert rotzig durch knapp drei Minuten klassischen 80er-Indie-Punk, wie ihn Mclusky auch nicht besser nachgeahmt hätten. Danach schwelgt sich "Shine A Light" eher im Gefühl der Hilflosigkeit und der Annahme seines Schicksals.

Düster und betrübt schrammeln sich The Constantines weiter durch eine Hommage an die alten Helden des krachigen Indies wie Sonic Youth oder eben Fugazi. Wie so ein Song aufgebaut wird, ist seit langem bekannt, und die Kanadier strengen sich nicht gerade an, dieser Entwicklung einen neuen Anstoß zu geben. Sie bauen Lärmwände auf und wieder ab, dreschen mal kurz auf die Snare, bevor sie die Saiten wieder nur spärlich anschlagen. Wenigstens probieren die Constantines innerhalb dieser Grenzen viel und setzen im tieftraurigen jazz-angehauchten "Goodbye Baby & Amen" sogar Bläser oder im Country-Abschluss "Sub-Domestic" auch mal eine Mundharmonika ein.

Ansonsten wird das Alte gut reproduziert: "Scroundrel Babes" könnte auch aus den Old School-Indie-Rocker-Federn von Built To Spill oder Modest Mouse stammen. Das stimmt gnädig, auch wenn die definitiv zu abgefuckte Stimme so einigen schönen Melodiebögen den Riegel vorschiebt. The Constantines haben klasse Songs im Repertoire, die dem gemeinen Rock-Fan nichts antun. Ganz im Gegenteil: seine Beine werden wackeln und seine Luftgitarre schweben. Bis er doch wieder zu den Originalen greift.

Trackliste

  1. 1. National Hum
  2. 2. Shine A Light
  3. 3. Nighttime/Anytime (It's Alright)
  4. 4. Insectivora
  5. 5. Young Lions
  6. 6. Goodbye Baby & Amen
  7. 7. On To You
  8. 8. Poison
  9. 9. Scoundrel babes
  10. 10. Tigar & Crane
  11. 11. Tank Commander (Hung Up In A Warehouse Town)
  12. 12. Sub-Domestic

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