laut.de-Kritik

Alles was das olle Britpop-Herz begehrt.

Review von

Es ist nicht leicht ein Inselaffe zu sein. Pete Doherty findet es ja lediglich geil, von Papparazzi und Boulevardpresse mit Spritze im Arm verfolgt zu werden. Holly Golightly dagegen bekennt öffentlich: Fuck The NME!

The Electric Soft Parade wurden dort vor fünf Jahren mit ihrem Debüt "Holes In The Wall" sofort auf den königlichen Pop-Thron katapultiert: "Debut Of The Year" hieß es da und "Band des Jahres 2002"!

Doch schon bald mussten die Brüder Tom und Alex White feststellen, dass man nicht permanent auf Händen getragen wird, denn der nächste Hype steht in den Startlöchern. Da ist zum Glück das jugendliche Alter der Brüder ein großer Vorteil, ebenso ihr selbstbewusstes und eigenständiges Arbeiten.

Nachdem das zweite Album "The American Adventure" 2003 nur die treuen Soft Parade-Anhänger weiterhin beeindruckte, starten sie im Sommer 2007 mit "No Need To Be Downhearted" ihren dritten Anlauf. Und hier sollte sich die ein oder andere Chart-Hymne wieder sehr leicht finden.

Sieht man mal vom schwerfälligen Opener ab, der sich mühsam ins Rockgesschehen einfügt, starten wir gleich mit Song Nummer zwei und der Single "Life In The Backseat". Hier klingen die Gitarren nach wie vor omniseriös und klassisch rockig. Synthetik-Pop klingt böse, ist aber nett gemeint. Die Elektronika zwirbelt sich verspielt um das gesamte Arrangement.

Alle Instrumente wurden wie immer vom Geschwisterpaar selbst eingespielt, und diesmal produzierten sie auch ihr komplettes Sound-Universum selbst. Mal wieder ein Beweis, dass die D.I.Y.-Attitüde niemandem schadet, und die Liebe zur Musik in zwölf Popstücken festgehalten wird.

Stimmungsschwankungen und ein temporeiches Lebensgefühl sind nach wie vor das Markenzeichen der der Gruppe aus Brighton. Der nächste Hit "If That's The Case, Then I Don't Know" schwelgt in 80er Synthie-Nostalgie, ohne dabei unangenehm traumatische Erlebnisse ans Licht zu zerren. Die Band zitiert und leiht sich liebevoll Ideen von allen Pop-Generationen.

Missverständnisse und Unwohlsein - Melancholie schwingt neben der Manie immer munter mit. In einer "Cold World" leben wir nun mal alle, und das muss man nicht immer mit Untergangs-Melodien begleiten, sondern da hilft auch ein saloppes Tasteninstrument und tröstende Worte der Gebrüder White.

Neben Coldplay, Elbow, The Beach Boys, Beatles, Thrills, Flaming Lips, The Strokes und Morrissey treffen wir auch Blur in der fröhlichen Hitparade "No Need To be Downhearted". Alles was das olle Britpop-Herz begehrt und die Retro-Master verehren. The Electric Soft Parade haben noch viel vor und sollten den Pfad der Eigenproduktion weiter ausbauen. Neben ihrem gemeinsamen Projekt arbeiten beide musikalisch noch in anderen Bereichen.

Alex spielt live mit Actress Hands und Tom bedient die Beatbox gemeinsam mit dem Instrumental-Kollektiv Restlesslist in der Welt des Hip Hop. Das kann nicht schaden. Denn, "Have You Ever Felt Like I's Too Late?" Es ist nie zu spät, und deshalb kann und muss man in diesem Zusammenhang auch Eddie Argos von Art Brut wieder einmal zitieren: "Gründet jetzt und hier eine Band"!

Trackliste

  1. 1. No Need To Be Downhearted, Part 1
  2. 2. Life in the Backseat
  3. 3. Woken By A Kiss
  4. 4. If That's The Case, Then I Don't Know
  5. 5. Shore Song/Surfacing
  6. 6. Missunderstanding
  7. 7. Secrets
  8. 8. Cold World/Starry Nite
  9. 9. Have You Ever Felt Like It's Too Late?
  10. 10. Come Back Inside
  11. 11. Appropriate Ending
  12. 12. No Need to Be Downhearted, Part 2

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