laut.de-Biographie
The Exploited
Eine neben G.B.H. und Discharge nach wie vor wichtigsten Punkbands dieses Planeten entsteht 1980 in East Kilbride, Schottland, als sich der ehemalige Berufssoldat Wattie Buchan (voc) und "Big John" Duncan entschließen, ihrem Ärger auch musikalisch Luft zu machen. Zusammen mit dem Drummer Dru Stix (der mit bürgerlichem Namen Drew Campbell heißt) und Gary McCormick (b), veröffentlichen sie schnell ihre erste Single "Army Life". Schon früh hängt der Band der Ruf an, rechtsradikal zu sein, da Wattie live nicht nur öfters mit einem Swastika (Hakenkreuz) rumrennt, sondern auch weil sie 1981 ebenfalls auf einem Oi Sampler auftauchen. Da diese Musik fälschlicherweise oft mit Rechtsradikalismus gleichgesetzt wird, haben The Exploited ihren Ruf schnell weg, obwohl die Jungs alles andere als Neonazis sind.
Allein 1981 erscheint von der Band die weiteren Singles "Exploited Barmy Army", "Dogs Of War" und die beiden Scheiben "On Stage" und "Punk's Not Dead". Für letztere CD können sie einen Deal mit Secret Records an Land ziehen. Was aber heutzutage absolut undenkbar wäre, ist ein Auftritt bei Top Of The Pops (!) mit dem Song "Dead Cities". Der Auftritt soll sich aber auch kräftig rächen, denn für den Underground kam der Auftritt einem totalen Verrat gleich. Verkauften Wattie und Co. an einem Tag vor Top Of The Pops noch 15.000 Stück der Single, so waren es einen Tag später 15. Doch dass kratzt die Schotten wenig.
Das nächste Full Length Album ist "Troops Of Tomorrow" und man kann inzwischen schon beinahe von einer richtigen Produktion sprechen, denn der Sound ist ein wenig besser als auf der ersten Studioscheibe und geht in den Indie Charts auf Platz 10 hoch. Ihre erste US-Tour steht in diesem Jahr auf dem Plan, wo sie sich nicht nur Freunde machen. Drummer Dru wird zu dieser Zeit für sieben Jahre eingeknastet, da er sich seinen Lebensunterhalt mit einer Knarre verdienen will, was den Cops aber gar nicht passt. Sein Ersatz Danny bleibt aber auch nicht lange und macht schnell wieder Platz für Watties Bruder Willie. Dann beginnt die Zeit des fröhlichen Auswechselns, denn zuerst kommt man bei Pax Records unter und veröffentlicht dort "Let's Start A War". Dann macht erst Basser Gary nen Abgang, seinen Platz nimmt Billy ein. Kurz darauf rauscht auch Big John ab und lässt erst mal Carl und kurz darauf auch schon Wayne klampfen.
1985 folgen die beiden Alben "Live At The White House", das in Washington DC mitgeschnitten wird, und "Horror Epics". Beide haben nichts von der Direktheit und Härte der Band eingebüßt. Zwar ist inzwischen schon jedem klar, dass man von The Exploited musikalisch wohl nie überrascht wird, aber darum geht es bei der Band auch gar nicht. Seine tiefe Zuneigung gegenüber der ehemaligen Premierministerin Maggie Thatcher drückt Wattie auf "Horror Epics" gekonnt feinfühlig mit dem Track "Maggie (Is A Cunt) aus.
Dass sie aber doch nicht so berechenbar sind, wie man gemeinhin annimmt, beweisen die Jungs mit dem "Death Before Dishonour" Album. Dort gehen sie nicht nur mit einer deutlichen Metalschlagseite zu Werke, sondern im Song "Sexual Favours" taucht sogar eine Frauenstimme auf. Auch für diese Scheibe ist die komplette Saitenfraktion ausgewechselt worden. Die Klampfe hält Gary und den Bass rupft Smeeks. Mit der Zeit geht der Punk Bewegung aber immer mehr die Puste aus und bis auf ein weiteres Live Album kommt nicht viel aus dem Exploited Lager. Erst 1990 melden sich Wattie und seine Mannen wieder zurück und zwar lautstark. Die Band hat sich wieder auf ihre Tugenden besonnen und brettert dem Hörer 15 Hassbatzen um die Ohren, die noch ein Stück mehr mit dem Metal liebäugeln und es härtetechnisch mächtig krachen lassen.
Dann ist es aber wirklich lange richtig ruhig in Schottland und die Gerüchte, dass Wattie, der manchen Chemikalien und vor allem vielen Kaltgetränken schon immer sehr zugetan war, den Löffel abgegeben hat, mehren sich. Wie weit dem Iro-Träger diese Gerüchte am Arsch vorbei gehen, zeigt er sechs Jahre später mit dem starken "Beat The Bastards" Album. Darauf zeigt Wattie, einfühlsam wie immer, was er von den ganzen Pseudopunkfuzzies wie The Offspring, Green Day oder Lagwagon hält. Wattie hat aber auch schon wieder seine komplette Hintermannschaft ausgewechselt. Ihm zur Seite stehen jetzt seine Brüder Willie (dr) und Jamie (g), sowie Basser Jim Gray.
Irgendwie scheint Wattie dann aber Gefallen an längeren Pausen gefunden zu haben. Denn "Fuck The System" erscheint erst im Februar 2003. Zwar ist das Album schon Ende 2001 angekündigt, doch die Veröffentlichung muss immer wieder nach hinten verlegt werden, da Wattie nicht mit dem Ergebnis zufrieden ist. Als die Scheibe dann endlich erscheint, ist schnell klar, dass die Band nach wie vor nichts von ihrer Aktualität und Wichtigkeit eingebüßt hat.
Wattie und seine Jungs lassen aber nicht locker. So unterschreiben sie einen Deal bei Nuclear Blast und arbeiten an neuem Material. Während eines Konzertes erleidet der Sänger 2014 während eines Gigs in Lissabon einen Herzinfarkt. Zu diesem Zeitpunkt ist ein weiteres Album bereits im Kasten, aber die Veröffentlichung verschiebt sich immer wieder. Auch wenn sie musikalische nie aus ihrer Ecke herauskommen werden, bleiben sie ein verdammt wichtiger Anachronismus.
1 Kommentar
Während eines Konzertes erleidet der Sänger 20145 während eines Gigs in Lissabon einen Herzinfarkt.
Da wird der man ja noch seeeeehr alt werden