laut.de-Kritik

Wenn der Teufel Tanzmusik macht.

Review von

Tim Kasher ist nicht die Sorte Musiker, die leicht vom heutigen Musikgeschehen zu beeindrucken ist. Wenn es aber um The Faint geht und um deren neue Platte "Wet From Birth", gerät er ins Schwärmen. Dies sei das beste Album, das er dieses Jahr gehört habe. Haha, denkt sich der Schelm, der dies liest, klar: The Faint und Kashers The Good Life sind ja Label-Kollegen, da muss der so was ja sagen. Dem Schelm gefriere das Lachen im Antlitz! The Faint rocken! "Wet From Birth" ist ganz, ganz groß.

Auch wenn man bei "Desperate Guys" erst einmal stutzt. Streicher? Ein angemessen dramatischer Auftakt für diese Platte. Dreckige Synthie-Sounds gesellen sich dazu, ein Beat treibt diese verzweifelten Typen, die nie eine Chance hatten, vor sich her. Kaum eine Band hat es wie The Faint drauf, durch den Dreck gerollte Beats so grooven zu lassen. Auch wenn es überall fiept und schnarrt, der Körper muss sich unweigerlich dem Diktat des Rhythmus beugen.

Dann verlässt man den Faint-Club, draußen erwarten einen dumpfe Beats, die durch die halbtauben Ohren dringen. "How Could I Forget" begleitet den Hörer auf dem verstolperten Weg durch die nächtlichen Straßen. Eine Art Kontrapunkt zu "How Could I Forget" bildet das elektrische "Paranoiattack". Höllische Grooverei zeichnet auch "I Disappear" (übrigens die erste Auskopplung des Albums) aus, der Basslauf scheppert und zerrt an den Ohren, so kündigt sich wahrscheinlich der Tag des jüngsten Gerichts in der Disco an.

Mit "Southern Belles In London Sing" folgt der wohl schönste Song auf "Wet From Birth". Harmonien brechen die schmutzige Groove-Kruste auf und die Sirenen Fink und Taylor von Azure Ray verführen die geschundenen Gehörgänge. Doch dies bleibt neben dem Police-inspirierten "Phone Call" der einzige Track im Schongang. Selbst das langsame "Erection" bietet keine Ruhepause, "Drop Kick The Punks" mischt respektlos die Genres Elektro, Punk und Noise - oder wie es im Song heißt: "What the fuck is this?"

Eigentlich braucht eine Band wie The Faint ja gar nichts beweisen, das hatten sie mit "Wet From Birth" auch sicherlich nicht im Sinn. Und trotzdem beweisen sie, wie man innovative Musik mit einem eigenständigen Profil macht. So würde es klingen, wenn der Teufel an einem sonnigen Tag Tanzmusik machte.

Trackliste

  1. 1. Desperate Guys
  2. 2. How Could I Forget
  3. 3. I Disappear
  4. 4. Southern Belles In London Sing
  5. 5. Erection
  6. 6. Paranoiattack
  7. 7. Drop Kick The Punks
  8. 8. Phone Call
  9. 9. Symptom Finger
  10. 10. Birth

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