Porträt

laut.de-Biographie

The Felice Brothers

Die Szene scheint filmreif: Im Bild steht ein kurzer, 20 Jahre alter Schulbus, der in den USA offiziell Short Bus heißt, im Volksmund aber eher mit Schmähbegriffen wie "Retard Cart" oder "Window Licker" bekannt ist, da er oft dem Transport von Behinderten dient. Daraus purzeln vier junge Männer mit ungepflegten Bärten und Haaren, in ranzige Klamotten gekleidet. Eine Freude für die Polizei, aber auch für die Besucher der Konzerte der Gruppe.

The Felice Brothers - From Dreams To Dust
The Felice Brothers From Dreams To Dust
'Francis of Assisi' reimt sich gut auf 'AC/DC'.
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Auf die Bühne schleppen die Felice Brothers neben Whiskey auch Akkordeon, Orgel, Klavier, Geige, Akustikgitarren und Schlagzeug. Mit ihren mehr oder weniger gestimmten Instrumenten greifen sie in den reichen Fundus an US-amerikanischem Folklore - Folk, Country, Rag und Blues - und würfeln die Elemente neu zusammen. Dabei spielen sie nicht genau im Takt, sondern mit einer leichten Verzögerung. So, dass es gerade noch schräg klingt, ohne Bauchweh zu erzeugen. Wie bei Keith Richards.

Das Gerüst der Gruppe bilden zu Beginn tatsächlich drei Brüder mit dem Nachnamen Felice: Ian (Gesang, Gitarre), Simone, (Schlagzeug, Gesang, Gitarre) und James (Gesang und alles andere). Aufgewachsen sind sie in den Catskill Mountains im ländlichen New York, ein Steinwurf entfernt von Woodstock. Ihr Vater ist ein Handwerker italienischen Ursprungs, sie sind die ältesten von insgesamt sieben Kindern. Ihre erste Erfahrungen vor einem Publikum sammeln sie bei Grillpartys im elterlichen Heim. Sie spielen Lieder, in denen sie Geschichten ihres Opas verarbeiten. Oft handeln sie von Alkohol, Nutten und Toten.

Die Brüder kaufen den ausrangierten Schulbus und reisen kreuz und quer durch den Staat New York. Dabei treffen sie auf einen Zocker mit dem Künstlernamen Christmas Clapton (eigentlich Josh Rawson), den sie als Bassisten anheuern. Somit ist die Lineup perfekt. Um sich über Wasser zu halten, mieten sie eine kleine Wohnung in Brooklyn und spielen in den U-Bahn-Stationen entlang der 42. Straße Manhattans.

2006 nehmen sie in Eigenregie ihr erstes Album "Through These Reins And Gone" auf, das nach eigenen Angaben in einem Hühnerstall mit einfachsten Mitteln entsteht. 2007 wird das kleine britische Label Loose Music auf sie aufmerksam und veröffentlicht ihr eigentliches Debütalbum "Tonight At The Arizona".

Der große Sprung gelingt den Brothers dank Conor Oberst, der sie 2007 im Vorprogramm seiner Bright Eyes in den USA mit auf Tour nimmt. Anschließend unterzeichnen sie einen Vertrag bei Obersts Label Team Love und nehmen "The Felice Brothers" (2008) auf.

Die Geschwister "spielen den aufregendsten Americana-Sound, den man im Augenblick hören kann", schreibt ARTE über sie. Ein Urteil, dem man sich durchaus anschließen kann, auch wenn ihr drittes offizielles Album "Yonder Is The Clock" (2009) eine Spur zu ruhig ausfällt.

Nach dem Ausstieg Simone Felices, der als Singer/Songwriter eine Karriere unter eigenem Namen startet, begibt sich die Band in die Sporthalle einer alten Schule und liefert 2011 mit "Celebration, Florida" ein fast schon experimentelles Album ab, in dem Keyboards eine wichtigere Rolle spielen als die gewohnten Gitarren.

Repräsentativ für ihre Liveshows ist das jedoch nicht. Die Band, die neben den Geschwistern Ian und James aus Christmas Clapton, Greg Farley (Fiddle) und David Estabrook (Schlagzeug) besteht, begibt sich für ihr folgendes Album auf einen Roadtrip quer durch die USA, um auf dem Weg zu Obersts Arc Studio in Omaha, Nebraska in Bars das Material feinzuschleifen. Das Ergebnis "Favorite Waitress" (2014) hört sich demnach rauer, stellenweise fast schon punkig an.

In der Scheune eines Bauernhofs im ländlichen New York und nehmen sie das folkige "Life In The Dark" (2016) auf, bevor die nächste Personalumkrempelung folgt: Mit Bassistin Jesske Hume spielt nun auch ein Frau in der Band, Will Lawrence übernimmt den Job am Schlagzeug. "Undress" 2019 ist mehr oder weniger live aufs Tape gebannter Indie-Rock, während "From Dreams To Dust" eine weitaus aufwändigere Produktion darstellt, aufgenommen in einer alten Kirche, die Ian Felice gekauft und zu einem Studio umgebaut hat.

"Ich möchte, dass meine Musik das tut, was die beste Musik in meinem Leben für mich getan hat: Ich möchte anderen Menschen helfen, über schwierige Zeiten nachzudenken oder zu überlegen, wie sie etwas mitteilen können, von dem sie nicht wussten, wie es geht. Sie einfach glücklich machen", erklärt Felice seine Mission.

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Surftipps

  • Offizielle Seite

    Mit den nötigsten Infos.

    http://www.thefelicebrothers.com/
  • Yep Roc

    Infos beim Label.

    http://www.yeproc.com/artists/the-felice-brothers

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