laut.de-Kritik
Aufgewärmt schmeckt nicht immer besser.
Review von Sven KabelitzEntschlackt, selbstproduziert und sogar auf dem eigenen Label veröffentlicht: The Hives gehen mit "Lex Hives" von Beginn an hart in die Kurve. Sämtlicher Ballast der vergangenen Jahre fällt aus dem schwedischen Fünfsitzer. Pharrell Williams und Timbaland purzeln die Straße hinunter. So weit, so nötig.
Sechzigmal "Come On!", sechzig Ausrufezeichen, die uns die Band gleich zum Start innerhalb von nur einer Minute entgegen schreit. Da meint es jemand verdammt ernst. Volle Power, die nur durch das peinliche eingespielte Bill Cosby-Erinnerungspublikum gebremst wird.
"Go Right Ahead" bringt neben ELOs "Don't Bring Me Down" alles mit, das eine Vorab-Single der Hives ausmacht. Der selbe Kniff, der bereits "Hate To Say I Told you So", "Walk Idiot Walk" oder "Tick Tick Boom" ausmachte. Gulaschsuppe schmeckt bekanntlich aufgewärmt immer noch etwas besser. Für "Go Right Ahead" und die folgenden Nummern trifft diese alte Weisheit leider nicht wirklich zu.
Ohne die Glanztaten alter Zeiten zu erreichen, rotzen uns die Musiker "Take Back The Toys", "Wait A Minute" oder "If I Had A Cent" um die Ohren. Kurzzeitige Auffrischungen des Live-Programms mit der Haltbarkeit von Hähnchen-Hackfleisch an einem heißen Sommertag. Nur das turbulente "Patrolling Days" stellt in diesem Kontext eine wirkliche Bereicherung dar.
Der Charme, Esprit und Wahn der ersten Alben bleibt auf der Strecke. "Lex Hives" hat Ecken und Kanten, doch eine eigene Seele bleibt schwer auszumachen. Das neue Album will Direktheit vortäuschen, klingt aber über weite Strecken holprig und schrecklich unentschlossen.
Zwar singen die Schweden von "1000 Answers", wo eine einzige eigentlich genügte: die Antwort auf die allgegenwärtige Frage, wo die Reise denn nun hingehen soll, nachdem sie die Welt gerockt und sich danach bei den Majors ins Knie geschossen haben?
Die Lösung für so viele Probleme liegt in einem selbst. Abseits der ausgelatschten Wege finden sich durchaus erfreuliche Momente. "Without The Money" ist ein großartiger, vernarbter und buckliger Blues-Walzer. Ihr ganz eigenes "I Love Rock 'N' Roll" inklusive Seemannschor basteln sie sich mit "I Want More". In "My Time Is Coming" gibt Howlin' Pelle Band eine Mischung aus Joey Ramone und Iggy Pop. Doch den Höhepunkt heben sich The Hives bis zum Schluss auf: Wie ein Bastard aus T.Rex und den Stones der frühen Siebziger klatschen, schwofen und shaken sie sich durch "Midnight Shifter" .
Mit ihren ersten Alben waren The Hives Red Bull für jede Party. Sie pushten, verliehen Flügel und schmeckten nach Gummibärchen. Nach oben gab es keine Grenzen. Diese Zeiten sind vorbei. Mit "Lex Hives" sind sie im Mittelmaß angekommen. Ihr Rezept ist längst entschlüsselt und verwässert und nur noch einen finalen Schluck von einer schalen River Cola light entfernt.
24 Kommentare
Ich hab die mal live gesehen und war eher enttäuscht von denen. nach 5 Minuten hatte man alles gesehen und gehört und es wurde sehr redundant.
Tut mir leid, ich mags trotzdem
Klingt nach nem guten, hingerotzen Album!
Ich find die Wertung von Laut.de zu schlecht!
Für mich ein sehr gutes Hives Album - 4 Sterne (meiner subjektiven Wertung nach)
Kann daran liegen das ich die ersten Werke der Hives nicht so überragend fand und mir das neue Album deshlab jetzt besser gefällt..
gutes album, habe mir zwar mehr erhofft, aber das ist voll in ordnung!
hab sie live gesehen, bei rock am ring, die haben ihren gig echt super eröffnet, mit "come on" kam echt gut, live sind die jungs echt erste sahne...immer wieder gern
Allein wegen einem Knaller wie "Midnight Shifter" gehören sich 3/5 Sternen. Ansonsten sind tatsächlich viele schwache Songs dabei. Schade.