laut.de-Kritik
Lo-Fi-Blues aus der Garage.
Review von Kai ButterweckDie Zeit der Experimente ist vorbei. Acht Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Studiowerk nehmen sich Judah Bauer, Russel Simins und Jon Spencer wieder an die Hände und lassen den Garage-Blues-Punk explodieren.
Mit "Meat And Bone" geht es im Hause Spencer wieder derbe back to the roots. Gleich zu Beginn entpuppt sich der Einsteiger "Black Mold" als der jahrzehntelang verschollene dreizehnte "Never Mind The Bollocks"-Song, während das anschließende "Bag Of Bones" den roten Teppich für die Herren Jagger und Richards ausrollt.
Es knarzt und fiept an allen Ecken und Enden. Kein Instrument – das Mikrofon des Maestros eingeschlossen – erfreut sich an einer High End-Übertragung. Stattdessen pumpt alles hochgradig verzerrt aus der Garage. "Boot Cut" zwirbelt mit Retro-Noise um die Ecke, ehe Jon Spencer auf dem folgenden "Get Your Pants Off" eine kurze Pause einlegt und das Feld seinen beiden Mitstreitern überlässt, die sich in den nächsten knapp drei Minuten als reichlich Staub aufwirbelnde Funk-Blues Brothers präsentieren.
Das kurzzeitige Luftholen scheint den Frontmann aber etwas aus dem Konzept gebracht zu haben, denn sowohl "Ice Cream Killer", als auch das anschließende "Strange Baby" hinterlassen in punkto Vocals-Struktur einen eher zwiespältigen Eindruck. Mit Megafon bewaffnet sucht der Gute verzweifelt nach Anschluss. Den Tiefpunkt erreicht die aus den Fugen geratene Performance auf "Bottle Baby". Der wirre Spoken Words-Auftritt lässt die Gehörgänge drei Minuten krampfhaft zusammenzucken, ehe die beiden Background-Verantwortlichen den verlorenen Sohn an vorderster Front wieder in ihr Treiben einbeziehen ("Danger"). Wieder vereint ziehen Jon Spencer und seine Kollegen zum Finale hin nochmals den Blues durch die dreckige Garage ("Unclear"), bevor der entspannte Instrumental-Groover "Zimgar" das Licht ausmacht.
"We circled the wagons, and went back to our roots. In a way this is almost like another first album", so der Mastermind im Vorfeld. Das trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf, denn auf vielen Debütalben halten sich Höhen und Tiefen noch die Waage, ehe man sich im Laufe der Zeit festigt und einen eigenen Stempel kreiert. Was aber vielen Zweit- und Drittwerken fehlt, ist die ungezwungene Frische des Debüts. Und genau diese Frische macht "Meat And Bone" zu etwas Besonderem.
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