laut.de-Biographie
The Meteors
Wer in der Musikgeschichte etwas bewegen will, braucht oft das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. The Meteors wenden sich Ende der 70er Jahre vom trägen Rockabilly-Sound ab und verpassen den alten 50er-Harmonien eine kräftige Portion Punk. Das Ergebnis soll später einmal Psychobilly heißen, The Meteors werden sich selbst zu den Königen des Genres erklären. Eine Position, die sie gegen alle Anfeindungen standhaft verteidigen.
In den späten 70ern spielen Sänger und Gitarrist P. Paul Fenech und Kontrabassist Nigel Lewis in verschiedenen Rockabilly-Bands. Richtig glücklich sind sie mit dem, was sie tun, aber nicht. Etwas Neues liegt in der Luft. In den USA beleben The Cramps mit ihrem glamourösen Rockabilly-Punk die Szene. Solches schwebt auch Fenech und Lewis vor. Um 1980 stößt Drummer Mark Robertson zur Band, die zunächst noch Raw Deal heißt und auf der "Home Grown Rockabilly"-Compilation debütiert.
Kurz darauf schlägt mit der EP "Meteor Madness" die Geburtsstunde von The Meteors. Der rohe Garage-Sound und Lyrics über Friedhöfe, Monster und ähnliche Abartigkeiten deuten die Abkehr von den leichtverdaulichen Rockabilly-Tunes bereits mehr als deutlich an. The Meteors nehmen zwar kein Blatt vor den Mund, verstehen das Psychobilly-Movement aber als "political free zone": eine Haltung, der sich die nachfolgenden Psychobands dankbar anschließen.
Ein Jahr später veröffentlichen The Meteors mit "In Heaven" ihren ersten Longplayer auf dem eigenen Lost Souls-Label. Am Gesang wechseln sich die beiden Musikerpersönlichkeiten Fenech und Lewis ab. Eine explosive Mischung, wie sowohl das Rolling Stones-Cover "Get Off My Cloud" als auch das unwiderstehlich groovende "Rockabilly Psychosis" beweisen: Psychobilly ist geboren.
Die Eintracht zwischen Fenech und Lewis ist jedoch nur von kurzer Dauer. Kurz nach "In Heaven" verlassen Lewis und Robertson die Band. P. Paul Fenech bleibt die einzige feste Komponente bei The Meteors. Er fungiert quasi als Ruhepol der Band, rekrutiert je nach Gutdünken neue Mitglieder - und wirft sie dann auch wieder raus.
Nigel Lewis gründet seine Tall Boys, später dann die Escalators. Für ihn kommt Mick White am E-Bass, der den Meteors jedoch wenig später bereits wieder den Rücken kehrt und Guana Batz aus der Taufe hebt. Bei den Aufnahmen zur zweiten Platte "Wreckin' Crew", die die Hits "Johnny Remember Me" und "Mutant Rock" aufbietet, ist White jedoch noch Teil der Band. Häufige Line-Up-Wechsel und zahllose Tourneen halten The Meteors in den folgenden Jahren auf Trab.
Mit den Alben "In Heaven" und "Wreckin' Crew" bereiten The Meteors den Boden, auf dem ab Mitte der 80er Jahre eine ganze Reihe neuer Bands wie Guana Batz, Batmobile, Demented Are Go, Frantic Flintstones, später dann auch Mad Sin, Nekromantix und Klingonz sprießen. Das Verhältnis der selbsternannten "Kings Of Psychobilly" zur nachfolgenden Generation von Psycho-Bands bleibt indes stets angespannt, um es vorsichtig zu formulieren.
Das sektiererische und oftmals arrogante Getue der Band und ihres Fanclubs, der Wreckin' Crew, haben daran nicht unwesentlichen Anteil. Vor allem bei Konzerten von P. Paul Fenech und seinen Mannen geht es nicht selten hoch her. Ein Ruf, der Liveauftritten von The Meteors stets anhaftet.
Musikalisch zeigen The Meteors aber auch weiterhin, warum niemand an ihnen vorbei kommt. Immer wieder sorgen sie mit Hits für Aufsehen. Mit dem Ramones-Cover "Somebody Put Something In My Drink" genauso wie mit ihrem "Chainsaw Boogie" vom 91er Album "Madman Roll".
In den 90ern wird es etwas ruhiger um The Meteors und die anderen Psychobilly-Bands. Zeit, den Backkatalog mit Best Of- und Live-Platten aufzuarbeiten. Auch neue Studioalben wie "Mental Instrumentals" und "Bastard Sons Of A Rock'n'Roll Devil" entstehen und unterstreichen, dass Fenech, der nun von Wolfgang Hördemann (Drums) und Shaun Berry (Bass) unterstützt wird, noch längst nicht an Altersmüdigkeit leidet.
Ihrer Freude an Coverversionen frönen Fenech und seine Mannen weiterhin. Auf "Meteors Vs. The World" trimmen sie den Nancy Sinatra-Klassiker "These Boots Are Made For Walking" auf Psychobilly. 2000 kündigen The Meteors zur Überraschung ihrer Fans ihre endgültige Auflösung an.
Der Todesschlaf erweist sich zum Glück als recht kurzzeitiger. Fenech veröffentlicht in der Folge einige Soloplatten und lässt die Psychobilly-Legende The Meteors 2003 mit dem Album "Psychobilly" wieder auferstehen. Eine ausgedehnte Tour hält P.Paul, Basser Mark Burnett und Drummer Wolfgang das Jahr über auf Trab. Wenig später legen sie zum 25-jährigen Jubiläum mit "These Evil Things" ein neues Album vor, das sich hinter den bisherigen Veröffentlichungen nicht zu verstecken braucht.
Mitte 2006 entschließt sich Basser Mark jedoch, die Band wieder zu verlassen. So nimmt Simon Linden seinen Platz ein. Derweil hat Fenech aber schon sein nächstes Soloalbum "The 'F' Word" eingetütet.
Quasi parallel dazu laufen die Arbeiten an der neuen Scheibe der Meteors, die Ende April 2007 über People Like You erscheint. Die CD-Release-Party findet in Essen auf einem Boot statt und wartet mit einem Special-Gig der Band auf. Allerdings ist der Eintritt mit einem fremden Band-Shirt strikt untersagt!
"Hymns For The Hellbound" bietet zwölf neue Songs und den eindeutigen Beweis, dass der kleine Glatzkopf und seine Jungs noch immer gute Songs schreiben. The Meteors reichen Paule allerdings bei Weitem nicht aus, um seine Energien zu kanalisieren. So steht Anfang Mai 2008 (also fast genau ein Jahr nach der letzten Soloscheibe) mit "Skitzofenech" auch schon der nächste (inzwischen der insgesamt siebte) Alleingang des Sängers und Gitarristen in den Regalen.
Diesmal gibt der Mann aber tatsächlich auch Konzerte zu der Scheibe. Dabei unterstützen ihn seine beiden Meteors-Kollegen Wolfgang (Drums) und Simon (Bass), sowie Gitarrist Johnny Nevaro (Devilish Presley), Sängerin/Gitarristin Cherry (Vicious And The Doll Babies) und Sängerin Esther 'Screamy' Wiesschnath. Das bietet ihm eine willkommene Abwechslung von The Meteors, die jedoch weiterhin regelmäßig gute Alben veröffentlichen.
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